INTERVIEW: Bogdan Ater

02.06.2009 - Kerstin Ahlers 

Bogdan Ater wurde 1980 in Bukarest, Rumänien geboren. Bereits mit fünfzehn Jahren präsentierte er seine Fotografien in einer Personalausstellung im Musikkonservatorium in Bukarest. Nach Abschluss des Studiums an der Akademie der Schönen Künste in seiner Heimatstadt hatte er Erfolg mit verschiedenen Ausstellungen in Portugal, Spanien und Rumänien. Seine bekanntesten Fotoserien sind La Alquimia del Alma und Inocencio X.

Seit einigen Jahren lebt er in Madrid, ist in verschiedene künstlerische Projekte in Spanien, Rumänien und Portugal eingebunden und ist Direktor der Revista de Cultura Madrid. In Zusammenarbeit mit dem Maler Romeo Niram entwarf er die Möbel für das künstlerische Projekt Espacio Niram Bar & Lounge.

Bogdan Ater wird in der rumänischen Zeitung Adevarul als wichtigster rumänischer Fotograf in Spanien bezeichnet.

Wann entdeckten Sie Ihr Interesse für die Fotografie?
Es hat mir schon immer Freude bereitet, mit den Fotoapparaten zu spielen, die mein Vater mehr aus Sammlerleidenschaft als aus Faszination für die Fotografie besaß. Ich war sehr jung, als ich begriff, dass ein Moment, eine Begebenheit oder ein unwiederholbarer Blick mit der Hilfe eines Fotoapparates für immer bleiben können. Es ist die einzige Möglichkeit dem Tod zu trotzen, denn jeder Mensch kann auf einem Foto lächeln, auch wenn er nicht mehr ist.

Haben Sie ein besonderes Interesse für einen bestimmten Stil oder eine bestimmte fotografische Technik?
Früher faszinierte mich die Solarisation allgemein und besonders Man Ray weckte mein Interesse. Das ist jetzt aber nicht mehr so. Nicht, dass es mir nicht mehr gefällt, jedoch lasse ich mich von diesen Ideen nicht mehr leiten. Mir gefällt es zu glauben, dass ich eine „freie“ Fotografie ausführe.

Wer oder was hat Sie in Ihrer Kunst besonders beeinflusst?
Ich denke, eine Ausstellung kann mich in keiner Weise prägen, wenn mich nicht vorher der Künstler und sein Werk beeindruckt haben. Die Darstellung, also die Ausstellung an sich, zählt weniger.
Ich bewundere manche Künstler unserer Geschichte, einige für ihre außergewöhnlichen und der Kunst gewidmeten Leben, und andere für die künstlerische Meisterleistung, die sie in ihren Werken vollbracht haben. Jedoch kann ich nicht sagen, dass ich ein Vorbild hätte, denn ich folge meinem eigenen Weg.

Welche Unterschiede sehen Sie zwischen Malerei und Fotografie?
Unterschiede gibt es viele und jeder kann sie sehen. Jedoch gibt es einige, die mich dazu bewegt haben, mich für die Fotografie zu entscheiden. Der wichtigste Unterschied für mich ist, dass die Fotografie im Gegensatz zur Malerei zu einem größeren Anteil von der Realität Gebrauch macht. Bei der Fotografie entstehen die Bilder eher außerhalb der Person des Künstlers. Sie durchlaufen nicht den Filter des eigenen Wesens. In der Malerei, auch wenn es ein Modell gibt, durchläuft alles das Auge und danach die Hand des Künstlers. Auf diese Art und Weise nimmt der Wert des Bildes als ein Dokument stark ab. In der Malerei verschwindet somit die Faszination für die Verewigung des Unwiederholbaren.

Gibt es Ihrer Meinung nach etwas, was sehr schwierig ist zu fotografieren?
Schwierig ist die Verewigung des Befindens, die Gefühle einer Person zu einem bestimmten Zeitpunkt. Ebenso schwierig ist es, eine komplexe Situation mit z.B. Intrigen, bestimmten Ausgängen usw. darzustellen.
Das Fotografieren des menschlichen Körpers bietet die Möglichkeit, das Symbol „Mensch“ zu erarbeiten. Der menschliche Körper kann alles repräsentieren, was wir sind.

Haben Sie eine bestimmte Thematik in Ihren Werken?
Die Thematik meiner Fotografien ändert sich von Serie zu Serie. Generell versuche ich mit meinen Werken an die Grenzen des Logischen zu stoßen. Ich suche ein Verständnis jenseits der Mathematik der Worte und jenseits des Labyrinths von Stereotypen, in welchen wir ständig funktionieren.

Sie arbeiten zusammen mit dem Maler Romeo Niram. Sie haben für das künstlerische Projekt Espacio Niram Bar & Lounge verschiedene Möbel entworfen und in Handarbeit angefertigt. Können Sie mir etwas über diese Möbel oder generell über dieses Projekt sagen?
Die Möbel, die speziell für Espacio Niram Bar & Lounge entworfen wurden, sind Teil eines umfangreicheren Projektes, für welches noch 32 Objekte angefertigt werden. Dieses Projekt basiert auf einem neuen Konzept hinsichtlich der Nutzbarkeit von Kunst: die Verwandlung von Kunst in nützliche Möbelstücke, der Übergang von Kunst in den menschlichen Gebrauch, das Herunterkommen der Kunst von ihrem Sockel oder von den Wänden, wo sie praktisch, außer zur Dekoration, niemandem nutzt.
Dazu würde ich gerne Renoir zitieren, der sagte, er benutze viele lebendige Farben, da Bilder dazu gemacht seien, Wände zu dekorieren.

In Ihrer Fotoserie Pintando con la Luz, ausgestellt im Mai 2009 in der Galerie Nicole Blanco in Madrid, präsentieren Sie in Ihren Fotografien Werke großer Maler. Könnten Sie mir etwas über diese Serie sagen?
Die Fotografien sind "Exercices d’admiration" im Sinne E. M. Ciorans gegenüber den größten Malern aller Zeiten. Durch meine eigene Auffassung ihrer Werke bringe ich diese wieder in die Gegenwart. Man könnte sagen, es ist eine Art von Hommage.

Beeinflusst die Tatsache, dass Sie in zwei Ländern und zwischen zwei Kulturen leben, Ihre Kunst?
Es beeinflusst mich und somit automatisch auch das, was ich mache. Ich mag Spanien und die Tatsache, dass ich hier seit acht Jahren lebe, hat mich zu einem Hybrid gemacht, zu einer lebendigen Verschmelzung dieser beiden Kulturen.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Mich interessiert immer mehr die Videomontage. Ich denke, für die Zukunft wird das eine weitverbreitete Form des künstlerischen Ausdrucks sein und somit auch eine sehr geschätzte.

Würden Sie Deutschland als Ausstellungsland für Ihre Kunst interessieren?
Berlin ist eine der europäischen Hauptstädte mit dem größten Strom an Künstlern. Jederzeit würde ich mit größtem Vergnügen dort ausstellen.

Haben Sie ein künstlerisches Ziel, welches noch auf Erfüllung wartet?
Ich würde gerne eine Autoporträt-Fotoserie gestalten, die mir meine eigene Person offenbart. Eine Fotoserie, in der ich mich wie in einem objektiven Spiegel sehe. Ich würde gerne etwas sehr Persönliches kreieren, so dass ich das widerspiegeln kann, was mich ausmacht, jenen höchsten Grund für das Selbst-Bewusstsein.

Links:
http://www.espacioniram.com/
http://defesesfinearts.net46.net/1_15_Bogdan-Ater-.html

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