NUTZWERT: Öffentliche Krankenversicherung

06.07.2009 - Clementine Kügler 

Das öffentliche spanische Gesundheitssystem geht von dem sehr humanen Grundsatz aus, dass niemand, der Hilfe braucht, abgewiesen wird. Im Notfall kann man 061 oder 112 anrufen, zum nächstgelegenen Gesundheitszentrum oder in ein öffentliches Krankenhaus zur Notaufnahme gehen.

Die Tarjeta Sanitaria Europea (TSE) ist die Europäische Krankenversicherungskarte, die seit 2004 die Formulare E-111 und E-128 ersetzt und von der deutschen Krankenversicherung ausgestellt wird. Ausländer mit der TSE werden von jedem Ambulatorium oder öffentlichen Krankenhaus in Spanien behandelt. Wer keine Tarjeta hat, dem wird eine Rechnung gestellt.

Seit einigen Jahren ist die Kompetenz für das Gesundheitswesen an die Autonomen Regionen übergeben worden, weshalb die Bedingungen für eine Aufnahme in die öffentliche Krankenversicherung variieren und in der jeweiligen Region nachgefragt werden müssen.

Wer in Spanien arbeitet, der muss automatisch auch der Seguridad Social beitreten und erhält eine Tarjeta Sanitaria von der Comunidad Autónoma de Madrid (CAM) in unserem Fall. Die Sozialversicherung schließt die Renten- und Krankenversicherung ein, bei Angestellten auch Arbeitslosenversicherung. Selbstständige (Autónomos) zahlen momentan monatlich 249,18 Euro – da ist die kostenlose Krankenversicherung mit dabei. (Ab 2011 wird möglicherweise auch die Arbeitslosenversicherung für Selbstständige in Kraft treten).

Für Madrid-Zentrum gilt: Um die „Tarjeta Sanitaria“ zu erhalten, muss man zu dem dem Wohnort am nächsten gelegenen Gesundheitszentrum gehen (wer das nicht bei www.madrid.org findet, kann seine Nachbarn fragen) und folgende Papiere vorlegen: Nummer der Seguridad Social (gibt es in der Calle Cruz 7), aktuelle Wohnortbescheinigung (empadronamiento, gibt es auf der Plaza Mayor), NIE oder Reisepass. Wer nicht arbeitet und keine Einkünfte hat, muss außerdem eine declaración jurada sobre ingresos económicos vorlegen (Nichtverdienstbescheinigung, gibt es im Ambulatorium).

Der Service ist je nach Gesundheitszentrum und da je nach Arzt oder Ärztin unterschiedlich. Mit Wartezeiten ist zu rechnen, aber das ist in der privaten Gesundheitsversorgung inzwischen auch zunehmend der Fall. Das öffentliche System ist eher „autoritär“, es gibt keine freie Arzt- oder Krankenhauswahl. Der Patient muss immer zuerst zu seinem médico de cabecera (Hausarzt), auch wenn es um eine vierteljährliche Routineblutanalyse geht, muss ein Termin gemacht werden, um die Verschreibung zu holen, es gibt sie nicht beim vorletzten Arztbesuch schon mal vordatiert mit. Die Ärzte gehen nicht unbedingt von mündigen Bürgern aus. Das machen dann die großzügigen Apotheken wett, die auch ohne Rezepte Medikamente verkaufen.

Zu den Leistungen gehören Untersuchung, Behandlung, Überweisung, Operationen, Krankschreibung. Zahnmedizinische Eingriffe, die über das bloße Ziehen von Zähnen hinausgehen, sind in der öffentlichen Krankenversicherung nicht vorgesehen. Ein Vorteil des öffentlichen Systems ist die Übernahme der Kosten für Medikamente, bei Erwachsenen bis 65 Jahre 60 Prozent, danach zu 100 Prozent. Grundsätzlich sind die öffentlichen Krankenhäuser zu empfehlen, weil sie über eine besonders gute Ausstattung und geschulte Ärzte verfügen. Ein Problem sind die Wartezeiten, weshalb in akuten Fällen auch ausgewichen wird auf private Zentren, deren Kosten dann von der öffentlichen Krankenversicherung übernommen werden.

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