Eine Ära geht zu Ende: der Ablauf des städtischen Mietgesetzes gefährdet Tausende Arbeitsplätze

08.01.2015 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Der 1. Januar - ein Tag, an dem viele Menschen mit guten Vorsätzen in ein neues Jahr starten und Dinge in ihrem Leben verändern wollen. Doch manchmal ändern sich die Dinge auch ganz von selbst, ohne eigenes Zutun, ob man will oder nicht.
So ist es vielen Kaufleuten in Spanien ergangen: Mit Beginn des Monats sind ihre Verträge ausgelaufen, die ihnen zwanzig Jahre lang eine niedrige Ladenmiete garantierten.
Diese Begünstigung ging auf das städtische Mietgesetz (“Ley de Arrendamientos Urbanos”) von 1994 zurück und galt für alle, die ihre Mietverträge vor dem 1. Mai 1985 unterzeichnet hatten.
Einige Gewerbebetreibende haben zum Ende des vergangenen Jahres bereits einen neuen Vertrag ausgehandelt und führen ihr Geschäft wie bisher aus.

Doch dies ist nicht in allen Fällen so. Für viele rechnet es sich nicht mehr, wenn die Ladenmiete um bis zu ein Fünffaches steigt. Sie sehen sich daher gezwungen, umzuziehen oder ihren Laden gar zu schliessen.
Die neue Situation geht nicht wenige an: Jeder hundertste Mietvertrag in Spanien basiert auf dem alten Gesetz, so dass rund 80.000 Arbeitsplätze bedroht sind. Vor allem kleine Boutiquen, Bars und Handwerksbetriebe sind betroffen. Obwohl einige von ihnen bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken können, müssen sie nun fürchten, aus den historischen Stadtzentren vertrieben zu werden, da sie sich dort nicht mehr halten können.
Zu ihnen gehört beispielsweise der Puppenladen von Pepa in Madrid, den die Familie bereits in der dritten Generation seit 70 Jahren betreibt.

Sie wird sich ein neues zu Hause suchen und die so geliebte Gran Vía verlassen müssen.
Aber auch das “Café Central”, das zusammen mit 29 anderen Lokalen sogar zum Kulturerbe der Stadt gehört, bleibt nicht von den neuen Umständen verschont. Denn obwohl es mit dieser Auszeichnung zu den Besonderheiten Madrids zählt - im “Café Central” wird täglich Life-Musik gespielt -, scheinen sich hier bald die Türen zu schliessen und und nie wieder zu öffnen.
Da bereits kürzlich die Mehrwertsteuer für Eintrittskarten auf 21 Prozent erhöht wurde, ist die Gewinnmarge für die Betreiber ohnehin schon so gering, dass die aktuellen Mietpreise im Viertel “Las Letras” für sie unbezahlbar sind.

Doch die Stadt kämpft um ihr “Café Central”: Im Rahmen der Kampagne “Salvemos el Café Central”, die zum Erhalt des Cafés aufruft, sind bereits 32.000 Unterschriften zusammengekommen.
Aber auch andere Alternativen, wie die Bereitstellung einer anderen städtischen Lokalität, werden derzeit zwischen den Politikern diskutiert. Doch wie es mit dem “Café Central” und all den anderen Bars und Läden tatsächlich weitergeht, ist bislang noch ungewiss.

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