Mit Schwertern und Stäben: Kartenspielen in Spanien

23.09.2017 - Elisabeth Pranter - MfD & BfD 

Einmal was anderes als Rommé, Canasta oder Schnapsen: In Spanien gibt es eine große Bandbreite von Kartenspielen, die es sich auszuprobieren lohnt. Kartenspielen hat in Spanien eine lange Tradition und ist vor allem bei der älteren Generation sehr beliebt, aber auch die Jungen greifen immer wieder gerne auf den kurzweiligen Zeitvertreib zurück. Zwei der populärsten Spiele sind Brisca und Mus, die wir Ihnen heute vorstellen.

 

La Baraja Española: Spanische Spielkarten

Die Spanier spielen grundsätzlich mit der Baraja Española. Statt Kreuz, Pik, Herz und Karo (die klassischen Symbole auf den französischen Spielkarten) oder Eichel, Blatt, Herz und Schellen (wie auf den deutschen Spielkarten) bedeutet Schwerter, Kelche, Münzen und Stäbe, die auf den spanischen Karten abgebildet sind. Oder wie die Farben auf Spanisch lauten: Espadas, Copas, Oros und Bastos. Die Karten gehen von As bis König, die Figuren heißen auf Spansich Rey, Caballo und Sota – was König, Dame und Bube entspricht.
Brisca – Stich um Stich

 

Ein populäres Kartenspiel ist die Brisca, die man meist zu viert spielt – zu mehrt auch in Teams. Ziel ist es, mit seinen Stichen die höchste Punktezahl zu erzielen. Die Punktezahl ergibt sich aus der Summe der gestochenen Karten, wobei nur folgende einen Punktewert haben: As (11), Tres (10), Rey (4), Caballo (3) und Sota (2).

 

Jeder Spieler bekommt zu Beginn drei Karten, der restliche Stapel kommt in die Mitte. Zunächst wird eine Karte abgehoben und offen hingelegt. Sie bestimmt die Trumpffarbe. Das heißt, je nachdem, welchen „palo“ – also welche Farbe – sie aufweist, sind nun Schwerter, Kelche, Münzen oder Stäbe Trumpf. Mit Trümpfen können auch höherwertige Karten anderer Farben gestochen werden. Wenn also etwa Schwerter Trumpf sind, kann mit einer Espadas-Acht eine Copas-Dame gestochen werden. Grundsätzlich geht die Abstufung der Karten von der Zwei als niedrigsten zum As als höchste Karte. Einzig die Drei bildet die Ausnahme: Sie ist bei der Brisca die zweithöchste Karte.

 

Nun zum Spielverlauf: Ein Spieler legt eine seiner Karten in die Mitte, der nächste kann nun entweder mit einer höherwertigen Karte derselben Farbe oder mit Trumpf stechen – oder eine andere Karte zugeben und auf den Stich verzichten. Danach sind die anderen Mitspieler an der Reihe und können ebenfalls (über-)stechen oder zugeben. Derjenige, dem der Stich gehört, ist nun der erste in der Runde. Er hebt als erster eine Karte vom Stapel in der Mitte ab – dann folgen die anderen Mitspieler – und spielt wieder aus. So geht das Spiel reihum, bis der Stapel aufgebraucht ist.

 

Zur Anzeigekarte, die zu Beginn des Spiels aufgedeckt wird und den Trumpf bestimmt: Sie bleibt aufgedeckt liegen und kann durch die Sieben (wenn es eine Punktekarte, also eine Figurenkarte bzw. die Drei ist) oder durch die Zwei (bei den übrigen Karten) derselben Farbe ausgetauscht werden.

 

Mus – Paarweise bluffen

Sehr beliebt ist auch das Spiel Mus, dessen Regeln allerdings ein wenig komplexer sind: Schummeln ist erlaubt, es wird geblufft und man muss schon im Vorfeld seine Gewinne ankündigen. Aber der Reihe nach: Grundsätzlich spielt man Mus zu viert, in Teams zu je zwei Spielern, und mit der Baraja Española – allerdings nur mit den Figurenkarten, den Assen und den Zahlenkarten 2 bis 7. Die Punkte werden mit Spielsteinen gezählt, die in der Mitte des Spieltisches gesammelt werden.

 

Zunächst bekommt jeder Spieler vier Karten. Der erste Spieler kann nun „Mus“ sagen und eine oder mehrere seiner Karten, die er auf der Hand hat, mit welchen aus dem Stapel austauschen. Der Reihe nach darf jeder nun entscheiden, ob er seine Karten behalten will oder eine oder mehrere seiner Karten umtauschen will, bis einer der Spieler entscheidet, „no hay mus“ zu sagen und auf das Austauschen verzichtet. Ab diesem Zeitpunkt darf nun niemand mehr seine Karten austauschen und es beginnt der zweite Teil des Spiels.

 

Jetzt wird es ein wenig komplizierter: Denn die Paare müssen nun ankündigen, welche Spiele sie gewinnen werden. Um sich abzusprechen ist es erlaubt, sich nonverbal auszutauschen – so gibt es eine Vielzahl von einstudierten Zeichen, wie Zwinkern, auf die Lippen beißen etc., die aber allen Spielern bekannt sind. So haben auch die Gegner die Chance zu erraten, welche Karten man auf der Hand hat.

 

Die Spiele, die es gibt, und die man nun der Reihe nach durchgeht, sind folgende:

 

Grande/Mayor: Hier geht es darum, die höchste Karte auf der Hand zu haben. Die Abstufung lautet: Rey, Caballo, Sota, 7, 6, 5, 4, 3, 2, As. Bei Gleichstand zieht man die nächsthöhere Karte heran usw.

 

Pequeña/Chica: Das genaue Gegenteil von Grande/Mayor – hier gewinnt, wer die niedrigste Karte hat.

 

Pares: Wie der Name schon sagt, gewinnt wer Paare hat, also zwei Karten derselben Figur oder Zahl (hier darf man nicht bluffen, sondern muss die Wahrheit sagen). Es zählen auch Paare, die die Partner gemeinsam haben.

 

Juego: Auch bei Juego muss man zunächst ehrlich sagen, ob man mit seinen Karten zwischen 31 und 40 Punkte erreicht. Die Figurenkarten und Dreier zählen 10 Punkte, die Zahlenkarten von 7 bis 4 jeweils ihren Wert und die Asse und Zweier einen Punkt. Der beste Wert beim Juego ist 31, gefolgt von 32, 40 und dann absteigend von 39 bis 33, dem schlechtmöglichsten Blatt bei diesem Spiel. Beim Juego bekommt jeder Spieler des Gewinnerteams 2 Punkte, bzw., falls einer der beiden 31 erreicht, 3 Punkte.

 

Bei den Ansagen läuft es folgendermaßen ab: Wenn nur ein Spieler angibt, beispielsweise bei „Grande“ zu gewinnen, und alle anderen passen, bekommt er automatisch einen Punkt, ohne seine Karten zeigen zu müssen. Will man als Gegner die Karten einsehen, und der Spieler gewinnt tatsächlich, bekommt er zwei Punkte. Wenn alle passen, werden am Ende die Karten verglichen, und derjenige mit der höchsten Karte bekommt einen Punkt für sein Team. Am Ende gewinnt das Paar, das zuerst 40 Punkte erreicht.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv