SERIE: Perspektiven für spanische Arbeitslose in Deutschland

04.11.2012 - Philipp Dyckerhoff 

In letzter Zeit gibt es auch immer mehr Deutsche, die Spanien den Rücken kehren und - teilweise nach Jahrzehnten in Spanien - wieder nach Deutschland zurück kehren. Unsicherheit wegen der weiteren Entwicklung in Spanien, wirtschaftliche Gründe, verlorener Arbeitsplatz sind einige der Gründe, die genannt werden.

Eine viel größere Bewegung ist allerdings bei den Spaniern in Richtung Deutschland auszumachen. In den ersten 9 Monaten 2012 haben bereits ca. 55.000 Spanier ihrem Land den Rücken gekehrt. Im Jahr 2011 waren es insgesamt ca. 62.000 Spanier. Diese gehen zwar nicht alle nach Deutschland, aber die Nachfrage nach Deutschkursen an den Sprachschulen in Spanien zeigt, dass großes Interesse an Deutschland besteht.

In Deutschland gibt es bereits merkbar einen Fachkräftemangel, dieser ist erheblich in gewerblich technischen Bereichen und vor allem auch im Bereich Gesundheitswesen, aber auch im Dienstleistungsbereich und im Bereich Hotel und Gastronomie. Um eine solche Tätigkeit in Deutschland auszuüben, braucht man nicht nur sehr gute Deutschkenntnisse, sondern teilweise auch eine fachliche Weiterbildung. Es tut sich derzeit viel in diesem Bereich, letztlich geht es darum, Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften „zwischen“ Deutschland und Spanien zusammenzuführen. Die Mobilität in der EU ist einfach durch die sprachlichen, aber auch die kulturellen Unterschiede sehr viel mehr eingeschränkt als z.B. in den USA.

Es gibt z.B. deutsche Zeitarbeitsfirmen, die gezielt die Kooperation  mit Sprachschulen in Spanien suchen, um zumindest die sprachlichen Fähigkeiten von Spaniern, die für solche Tätigkeiten geeignet wären, auszubauen. Auch in Spanien gibt es an verschiedenen Stellen Aktivitäten von Deutschen, Spanier nach  Deutschland zu vermitteln. Derzeit erscheinen diese Aktivitäten zwar doch zahlreich aber sporadisch, eher zufallsbedingt jeweils vor Ort entwickelt zu werden.

Ein Beispiel für einen strukturierten und vor allem ganzheitlichen Ansatz in diesem Bereich setzt die Peters Bildungsgruppe in Waldkraiburg (ca. 70 km östlich von München) gerade um: mit dem Projekt Lenguro (Lengua es futuro, www.lenguro.es) will sie motivierte Spanier in den deutschen Arbeitsmarkt vermitteln. Im ersten Schritt machen die Teilnehmer einen 4-wöchigen Intensivkurs in Deutsch in Waldkraiburg. Danach bzw. auch parallel werden sie auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereitet: dazu gehört einmal die Unterstützung bei der Bewerbung, Erstellen von  Lebensläufen, Verhalten im Interview usw., andererseits aber auch die Weiterbildung
in berufsspezifischen Themen, soweit erforderlich. Die Teilnehmer werden auch bei Formalitäten in Deutschland unterstützt: Themen wie Krankenversicherung,  Sozialversicherung, Anmeldung und Eröffnung von Konten gehören dazu. Zusätzlich ist auch ein Freizeitprogramm mit Ausflügen und Abendveranstaltungen geplant, um einen möglichen „Kulturschock“ abzufangen. Die Peters Bildungsgruppe hat einen eigenen Campus mit Übernachtungsmöglichkeiten (550 Internatszimmer) und eigenen Schulungsräumen.

Eine ganzheitliche Lösung, die da angeboten wird. Nach den ersten Presseberichten im September in der lokalen Presse in Bayern meldeten sich sofort einige mittelständische Unternehmen mit Interesse für bestimmte Fachleute.

Für dieses Projekt werden neben Teilnehmern auch Sprachlehrer gesucht. Eine mehrwöchige Werbekampagne in der spanischen Presse läuft gerade an.

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