TIPP: Palacio del fin

20.12.2008 - Stefanie Claudia Müller 

Es gibt keinen Vorgang, es gibt keine Handlung, dafür drei Menschen, die von ihrem Schicksal berichten, wahre Geschichten. Es geht um die Amerikanerin Lynndie England, die im irakischen Foltergefängnis Abu Ghraib außer Kontrolle geriet, um den Biologen David Kelly, der sich aus Verzweiflung über die Vorgänge im Irak das Leben nahm und um eine irakische Mutter, die unter Sadam gefoltert und später durch US-Bomben im Golfkrieg getötet wurde.

Der italienische Regisseur Marco Carniti setzt das Theaterstück "El palacio del fin" von Judith Thompson eindrucksvoll in Szene. Das Licht leuchtet zu rechten Zeit auf, die Minimalistik der Bühne macht die Wirkung der Texte, die kalte Sprache der Opfer dieses Konflikts, noch grausamer. Besonders spektakulär ist der Auftritt von Yolanda Ulloa, welche die Rolle der irakischen Mutter spielt. In perfektem Akzent gibt sie das Schicksal dieser Frau wieder. Jeder im Raum denkt, dass sie wirklich eine Irakerin ist.

Ihre eindrucksvolle Mimik, ihre eindringliche Sprache und ihre langsamen Bewegungen hinter dem Drahtzaun lassen vergessen, dass man im Theater ist. Der Auftritt ist so real, dass das persönliche Drama dieser Frau sich noch stärker ins Gedächtnis des Zuschauers bohrt. Die beschriebenen Torturen und gleichzeitg verwendete Poesie dieser Frau werfen ein völlig neues Licht auf die Problematik im Irak. Es ist ein komplexer Konflikt, in dem es keine klaren Opfer und Feinde gibt. Aber auch die beiden andere Figuren machen deutlich, dass der Konflikt in Bagdad, wesentlich komplizierterr ist als es die Medien vermitteln können.

Das eindrucksvoll Stück ist noch bis zum 21. Dezember im Theater Sala Mirador - Centro de Nuevos Creadores, in der Calle Doctor Fourquet 31 zu sehen. Das Alternativ-Theater passt perfekt zur Thematik des Stücks.

Karten gibt es an der Abendkasse, unter 91 539 57 67 oder in atrapalo.com

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