Alarmierende Zahlen über die Armut in Spanien

05.03.2015 - Meike von Lojewski / Madrid u Barcelona für Deutsche 

Der vierte Bericht über „Die Lage der Armut in Spanien“ des Europäischen Armutsnetzwerkes (European Anti Poverty Network, EAPN) hat die Ausmaße der weiterhin andauernden Krise des Landes zutage gebracht. Die Zahlen, die Anfang Februar vorgelegt wurden, sind alarmierend:

    •    Jeder vierte erwerbsfähige Spanier ist arbeitslos.
    •    Jeder dritte Arbeitslose erhält keinerlei Sozialleistungen von Seiten des Staates.
    •    Jeder zweite Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren hat keine Arbeit.
    •    2012 verloren 526 Menschen täglich ihr Zuhause durch Zwangsräumung. Derzeit sind es noch 120 pro Tag.
    •    2,3 Millionen Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze.
    •    12,8 Millionen Personen sind von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht.
    •    Rund 6% der Bevölkerung, fast 3 Millionen Menschen, werden als extrem arm eingestuft und müssen hungern.
    •    1 Prozent der spanischen Bevölkerung verfügt über 27 Prozent des Reichtums des Landes, 10 Prozent vereinen sogar 55 Prozent auf sich.
    •    Bei drei der spanischen Regionen sind 30 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht.

Am schlimmsten sind - laut dem Bericht der EAPN - Kinder und Jugendlichen von der Situation betroffen. 2013 waren 33 Prozent der 16- bis 30jährigen von Armut und 31,9 Prozent von sozialer Ausgrenzung bedroht. Bei den unter 16jährigen waren es immerhin noch 26,7 Prozent.

Besonders auffällig sind auch die Zahlen, die nach Regionen vorgelegt wurden. Dabei ist ein deutliches Gefälle zwischen Nord- und Südspanien zu erkennen. Während Navarra, das Baskenland und Aragón eine Armutsquote von unter 20 Prozent aufweisen können, liegt diese auf den Kanarischen Inseln, in Extremadura, Castilla-La Mancha und Andalusien bei zwischen 35 und 39 Prozent. Vor allem in Ceuta leidet fast die Hälfte der Bevölkerung unter dieser Situation (47 Prozent).

Carlos Susías, Präsident von EAPN Spanien, erklärte, die Armut erfasse trotz ersten Wirtschaftswachstums weiterhin immer mehr Menschen. „Ein großer Teil des Mittelstandes ist verschwunden und in die Unterschicht abgerutscht.“ Ein Ende der Talfahrt ist also nicht in Sicht.

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 15.03.2024 [Kommentare: 0]

    Spaniens Rentner genießen subventionierte Urlaube dank des Imserso-Programms

    Spanien, ein Land mit einer der lebhaftesten Rentnergemeinschaften Europas, hat einen besonderen Bonus für seine älteren Bürger: stark subventionierte Urlaubsreisen. Das Imserso-Programm, Instituto de Mayores y Servicios Sociales, initiiert vom staatlichen Institut für ältere Menschen und soziale Dienste, ermöglicht Rentnern erschwinglich.. Artikel weiterlesen

  • 18.06.2020 [Kommentare: 0]

    Spanien führt die Grundsicherung ein

    Die Zahl der Hilfesuchenden in Spanien hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen; erst 2008 rutschte Spanien in eine Rezession aufgrund der globalen Finanzkrise und nun wird das Land von der Corona-Krise stark gebeutelt. Die Arbeitslosenquote spricht für sich: Spanien hat mit 19% (Berechnung für dieses Jahr) die zweithöchste.. Artikel weiterlesen

  • 28.02.2011 [Kommentare: 0]

    NEWS: Weniger Sozialversicherungsabgaben

    Der Ministerrat hat am 11.2.2010 ein königliches Dekret-Gesetz genehmigt, um die unbefristete oder befristete Neueinstellung von Personen im Alter von dreißig Jahren oder jünger, die seit mindestens 12 Monaten als arbeitslos registriert sind, zu fördern. Diese Neueinstellungen werden im ersten Jahr mit einer Senkung d.. Artikel weiterlesen

  • 04.01.2010 [Kommentare: 0]

    NUTZWERT: Vergünstigungen für kinderreiche Familien

    In Spanien zählt das Institut für Statistik über eine Million Familien mit drei oder vier Kindern (categoría general) und mit fünf oder mehr Kindern (categoría especial), was mit fünf oder sechs Millionen Personen zwischen 12 und 15 Prozent der Bevölkerung ausmacht. 90 Prozent dieser Familien ha.. Artikel weiterlesen

  • 09.03.2008 [Kommentare: 0]

    NUTZWERT: Ab Montag kann die 2 500 Euro-Hilfe beantragt werden

    Am Montag können Familien über die Internetseite sowie in den Büros der Steuerbehörden die Formulare abholen, die notwendig sind, um die von der Regierung vor zwei Wochen zugesagten 2 500 Euro pro neugeborenes oder adoptiertes Kind zu beantragen. Als Stichtag gilt der 3. Juli 2007. Alle Kinder, die ab dann zur Welt gek.. Artikel weiterlesen

  • 03.07.2007 [Kommentare: 0]

    NUTZWERT: Deutsche können bei der Sozialversicherung Ansprüche geltend machen

    Wer in Spanien lebt und arbeitet, kann Leistungen der spanischen Sozialversicherung beziehen, sofern er in diese Beiträge einzahlt. Die spanischen Sozialversicherung besteht im Wesentlichen aus vier verschiedenen Segmenten und betrifft folgende Leistungen: -Renten wegen Alter, Tod oder Invalidität (INSS - Instituto Nacional de S.. Artikel weiterlesen

  • 24.03.2007 [Kommentare: 0]

    NUTZWERT: Arbeitslosengeld aus Deutschland

    Sind Sie in Deutschland arbeitslosenversichert und haben Anspruch auf Arbeitslosengeld / Arbeitslosenhilfe, können Sie diesen Anspruch, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, für die Dauer von 3 Monaten nach Spanien mitnehmen und sich dort beim örtlichen Arbeitsamt arbeitslos und arbeitssuchend melden.Sie müssen sich aber zuvo.. Artikel weiterlesen

  • 24.03.2007 [Kommentare: 0]

    NUTZWERT: Die Sozialversicherung ist Zwang

    Alle Arbeitnehmer, Selbständige und Beamte sind in Spanien zwangssozialversichert - in etwa das Konzept, das in Deutschland unter dem Begriff Bürgerversicherung diskutiert wird. Sie haben in Spanien nicht die Möglichkeit, die Sozialversicherung durch eine private Versicherung zu ersetzen. Da also nahezu 100 Prozent der aktiven Bevölkerung.. Artikel weiterlesen