Das Año Lorca - Madrid feiert das 100-jährige Jubiläum

05.03.2019 - Laura Nadolski 

Año Lorca

Mit dem “Año Lorca” feiert Madrid dieses Jahr die Ankunft des Poeten Federico García Lorca in der Hauptstadt mit insgesamt 20 kulturellen Veranstaltungen. Vor 100 Jahren kam der wohl bekannteste Poet Spaniens nach Madrid. Der Lyriker und Dramatiker gehörte der Generación del 27 an und trug bedeutend zur Modernisierung des spanischen Theaters des frühen 20. Jahrhunderts bei.

Es war der Frühling des Jahres 1919, als Federico García Lorca in die Hauptstadt kam und sich in der Residencia de Estudiantes einquartierte. Hier sollte er die kreativsten Jahre seines Lebens verbringen. Denn Madrid bot dem damals jungen Mann vieles, was er in seiner Heimat Andalusien nicht finden konnte: stetig neue Eindrücke, Kontakt mit der Avantgarde der Kunstszene und die Bekanntschaft großer Persönlichkeiten wie Salvador Dalí, Luis Buñuel und vielen mehr. García Lorca erlag dem madrilenischen Leben und wollte die Metropole gar nicht mehr verlassen. Und auf bestimmte Weise hat er diese Stadt nie verlassen – sein künstlerischer Geist wird in der Hauptstadt nach wie vor am Leben erhalten.

 

Federico García Lorca – Leben und Werk

Kindheit und Jugend

Federico García Lorca wurde 1898 in Fuente Vaqueros, einem kleinen Dorf im Umland von Granada geboren. Die Eltern des Poeten waren Gutsbesitzer und die ersten Jahre seiner Kindheit verliefen vor dem ländlichen Hintergrund des heimischen Guts ab. Seine erste große Leidenschaft war die Musik – schon in jungen Jahren lernte er Gitarre und Klavier zu spielen. Die erste Hochschulbildung erlangte Lorca an der Universität von Granada: neben seinem Studium der Philosophie und der Geisteswissenschaften absolvierte er auch einen Abschluss in Jura. Im Februar des Jahres 1917 erschien Lorcas erste literarische Komposition im Boletín del Centro Artístico de Granada, mit dem Titel Fantasía simbólica. Martín Domínguez Berrueta - ein außergewöhnlicher Professor der Kunstgeschichte, der für seine Studenten kleine Reisen organisierte – hatte in dieser Zeit einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung des jungen Poeten. Aus dessen Exkursionen und denen, die Lorca seinem Vorbild entsprechend für sich und seine Kommilitonen selbst organisierte, entstand 1918 Lorcas erstes Buch Impresiones y paisajes (Eindrücke und Landschaften).

 

Lorcas Zeit in Madrid

Im Jahr 1919 lässt sich der damals 21-jährige Lorca in der Residencia de Estudiantes in Madrid nieder. Dort lernt er bereits namhafte Autoren wie Juan Ramón Jiménez kennen und freundet sich mit Poeten und Künstlern seiner Generation an, darunter der katalanische Maler Salvador Dalí und der zukünftige Filmregisseur Luis Buñuel. In diesem Ambiente kulturellen Aufblühens glänzte auch bald die Anziehungskraft der emporstrebenden Persönlichkeit García Lorcas. Dessen immerwährende Sympathie und Lebenskraft verbargen ein innerliches Leiden, das nur in seinen Werken zuweilen durchschimmerte. Dank seiner vielseitigen Interessen entwickelte er nicht nur eine Leidenschaft für die Poesie, sondern auch ein Interesse für das Zeichnen und das Theater. 1920 fand die Uraufführung seines Dramas El maleficio de la mariposa (Der Fluch des Schmetterlings) im Teatro Eslava in Madrid statt. Zwar war die Premiere ein Misserfolg, dennoch wurden seine Theaterproduktionen letzten Endes genauso bejubelt, wie seine Poesie.

 

Von der “Poesia pura” zum Surrealismus

Im Mai 1921 kehrte Lorca für kurze Zeit nach Granada zurück, wo er Freundschaft mit dem renommierten Komponisten Manuel de Falla schloss, der großen Einfluss auf ihn und sein Werk hatte. Ihre Freundschaft brachte die beiden Männer dazu, verschiedene Projekte im Bereich der Musik, des Cante Jonde und des Marionettentheaters in Gang zu bringen.

Im selben Jahr schrieb Lorca das Poema del Cante Jonde (das Gedicht des Jonde-Gesangs), das von der andalusischen Folklore inspiriert ist. In ihm kann man klar die Hauptcharakteristika von Lorcas Poesie erkennen: die Identifikation mit dem Volkstümlichen und deren Stilisierung. Diese Orientierung reifte vollkommen aus in seinem Werk Romancero gitano (die Romanze eines Zigeuners) von 1928, in denen er das traditionelle Volkslied neu erarbeitete und inhaltlich sowie stilistisch erweiterte. Das Gedicht war mit großem Erfolg gekrönt.

Lorca schaffte eine persönliche Sprache, deren Schlüssel die profunde Anpassung des Poeten mit den volkstümlichen Elementen und Formen ist. Er kombiniert sie mit kühnen Metaphern und einer eigenen Stilisierung der Forderungen der “poesía pura”.

Obwohl sie den Gipfel seiner ersten Schaffensphase bildete, erlebte García Lorca in dieser Zeit wie er selbst sagt, eine der tiefsten Krisen seines Lebens. Zum einen trennte er sich von Emilio Aladrén, einem Bidlhauer, mit dem er eine intime Beziehung geführt hatte. Zudem machte ihm die harte Kritik von Dalí und Buñuel am Romancero gitano zu schaffen.

Im Frühling 1929 machte sich Lorca auf nach New York, wo er als Stipendiat die University of Columbia besuchte. Die Eindrücke, die die Stadt in seinem Geist hinterließ, kamen in seinem Werk Poeta en Nueva York zum Ausdruck: beängstigende Stimmung, mit einem Nachklang der Sozialkritik, gegen die urbane und mechanisierte Zivilisation. Die traditionelle und volkstümliche Form seiner vorherigen Gedichtsammlungen wird in seinen Werken nun von apokalyptischen Zügen übertrumpft, erstellt aus widersinnigen und traumhaften Bildern. Seine neue Form entspringt der französischen Strömung des Surrealismus, bleibt aber immer in Lorcas persönlichen Stil.

Im März 1930 verließ García Lorca die Weltstadt New York und reiste auf Einladung des hispanoamerikanischen Instituts für Kultur nach Kuba. Hier hielt er einige bemerkenswerte Konferenzen und lernte die kubanische Musik und Lebensweise kennen. Im Juni 1930 kehrte er wieder zurück nach Madrid.

 

Lorca als Dramaturg

1932 wurde Lorca zusammen mit Eduardo Ugarte zum Direktor der La Barraca ernannt, einer Theatergruppe der Universität in Madrid. Sie war kurz nach Ausrufung der Republik im Jahr 1931 gegründet worden und ihr Ziel war es, der ländlichen Bevölkerung Kastiliens das klassische Theater des Siglo de Oro (Goldenes Zeitalter Spaniens) näherzubringen. Denn diese war bisher von solchen kulturellen Erscheinungen weitgehend ausgeschlossen.

In dieser Zeit widmete Lorca sein Leben vor allem dem Theater, hörte aber nicht auf, nebenbei noch Lyrik zu verfassen. Die Frucht seiner Hingabe an das Theater waren drei große Dramen, die alle im ländlichen Ambiente spielen: Bodas de Sangre (1933), Yerma (1934) und La casa de Bernarda Alba (1936). Sie sind der Gipfel seiner Theaterproduktion und platzieren Lorca zwischen den großen europäischen Dramaturgen seiner Zeit. Alle drei Werke werden auch heute noch auf Bühnen rund um die Welt aufgeführt. Unter spanischen Autoren nehmen allein die Schockstücke Ramón del Valle-Incláns eine vergleichbare Rolle ein.

 

Schicksalsjahr 1936

Lorcas Erfolg hielt bis zum Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs (1936) an. Die politische Situation im Land wurde zunehmend unhaltbar, rechte sowie linke Flügel wurden immer radikaler. Bereits im Juli kam es zu zahlreichen Straßenschlachten sowie Vergeltungsaktionen, was von den Putschvorbereitungen der Wehrmacht noch unterstützt wurde. Lorca wollte den Sommer im Landhaus seiner Familie in Granada verbringen und kam am 14. Juli in der Huerta de San Vicente an. Am 18. Juli fand der landesweite Militärputsch unter Führung des Generals Franco statt. Der Aufstand setzte sich jedoch nicht in ganz Spanien durch und das Land zerfiel in zwei verfeindete Teile. Granada war dabei eine der Städte Andalusiens, in denen die Putschisten an die Macht kamen. Lorca flüchtete in das Haus der befreundeten Familie Rosales, deren Söhne Mitglieder der am Putsch beteiligten faschistischen Organisation waren. Doch auch das konnte nicht verhindern, dass der Poet am 16. August verhaftet und in das Hauptquartier der Putschisten gebracht wurde. Dort wurde er mehrere Tage festgehalten und schließlich in der Nacht nach Víznar in der Nähe Granadas transportiert. Vermutlich am 18. oder 19. August wurde er zusammen mit drei weiteren Republikanern auf der Landstraße nach Alfacar erschossen und direkt am Straßenrand begraben.

Federico García Lorca starb mit gerade einmal 38 Jahren. Seine literarischen und dramaturgischen Werke werden aber nach wie vor nicht nur in Spanien, sondern in vielen anderen Orten der Welt erhalten, aufgeführt und neu interpretiert.

 

Veranstaltungen

 

Federico HACÍA Lorca

Ein Werk in Zusammenarbeit von La Joven Compañía und der Comunidad de Madrid. Theaterstück mit Live-Musik.

  • 20.03. – 07.04.19

  • Teatros de Canal - Sala Roja.

 

Noche de Los Teatros

Eine Reihe verschiedener Adaptionen der Theaterstücke und musikalischen Werke Lorcas, darunter “Yerma”, “Bodas de sangre” und “Amor de Don Perlimplín con Belisa en su jardín”

 

Noche de los Libros

Mehr als 600 Autoren und kreative Köpfe, Buchläden, Bibliotheken und andere Institutionen der Region nehmen an dieser Nacht der Bücher teil.

  • 19. April 2019

 

Festival de Otoño

Theater und Workshops

  • 15.11. – 01.12.19

  • Aufführungen: La Comedia Sin Título, A Poet in NY, Recreativos Federico

 

Madrid en Danza

Ein didaktisches Projekt das sich nicht nur um den Körper, sondern auch um Federico García Lorca dreht.

  • 03.12. – 29.12.19

 

Weitere Informationen zu den Veranstaltungen sowie weitere Events finden Sie hier: (https://www.comunidad.madrid/actividades/2018/ano-lorca)

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