Eine verlorene Generation: Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit in Spanien

31.05.2021 - Spanien auf Deutsch 

Als wäre die junge Generation noch nicht genug die letzten Jahre gebeutelt worden; Wirtschaftskrisen, strukturelle Veränderungen, Fehlanpassungen des Arbeitsmarktes. Seit Jahren ist die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien hoch.  Vor der Eurokrise (ab 2010) lag sie schon über 20%, vor der Corona-Krise bei über 30%. Während der Corona-Pandemie überschritt sie sogar die 40% Marke (November 2020), ein trauriges Ergebnis.

Und damit ist Spanien wieder an die Spitze der Beschäftigungs- und Jugendarbeitslosigkeit in der Eurozone und in der gesamten Europäischen Union. Sie ist mehr als doppelt so hoch wie die der Eurozone (17,3 %), und die der 27 Länder, aus denen sich die Europäische Union zusammensetzt (17,2 %).

Hinter Spanien, aber mit Abstand, folgen bei der Jugendarbeitslosigkeit Italien (31,6%), Schweden (23,6%), Portugal (21,6%) und Luxemburg (21,4%). Die niedrigsten Raten gibt es in Deutschland (6,1 %), den Niederlanden (9,4 %) und Österreich (9,6 %).

 

Schulabbrecher

Laut Eurostat lag die Schulabbrecherquote in Spanien im Jahr 2019 bei 17,3 % (2020 bei 16%) und damit deutlich über den 10,2 % des europäischen Durchschnitts - einer der Gründe, der das Drama der hohen Arbeitslosigkeit unter jungen Spaniern negativ beeinflusst.

Von den Autonomen Gemeinschaften gibt es vier, die es geschafft haben, im Jahr 2020 unter das 10%-Ziel und auch unter den EU-Durchschnittswert (10,2%) zu kommen. Diese sind das Baskenland (6,5%), Asturien (8,9%), Kantabrien (9,1%) und Madrid (10%). Weitere vier Autonome Gemeinschaften wiesen Raten zwischen 10 % und 15 % auf (Navarra, Galicien, Aragón und La Rioja), während am anderen Ende der Skala, mit Raten über 20 %, die Balearen (21,3 %), Andalusien (21,8 %), Ceuta (22,8 %) und Melilla (25,5 %) lagen. Castilla y León, Comunitat Valenciana, Cataluña, Canarias, Extremadura, Murcia und Castilla-La Mancha erzielten Raten zwischen 15% und 20%.

 

Missverhältnis von Qualifikationen und Anforderungen am Arbeitsplatz

Eine weitere Ursache  der hohen Jugendarbeitslosigkeit ist, dass das Bildungsniveau nicht richtig an den Arbeitsmarkt angepasst ist. Das heißt, die Unternehmen stellen keine jungen Arbeitnehmer ein, weil sie in ihnen nicht die benötigten Fähigkeiten finden. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist, dass viele junge, gut gebildete Menschen davon betroffen sind, d.h. sie sind nicht unterqualifiziert, sondern bieten Qualifikationen an, die von den meisten Unternehmen nicht nachgefragt werden; also ein Missverhältnis zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage.

 

Befristete Verträge und Teilzeitbeschäftigung

Unter jungen Menschen liegt die Häufigkeit der Teilzeitbeschäftigung bei über 36 %, und 22,7 % von ihnen haben im Jahr 2020 ihren Arbeitsplatz verloren.

Zwei von drei jungen Menschen haben einen befristeten Job (67,4 %). Auch die befristeten Verträge tragen indirekt zur Jugendarbeitslosigkeit bei, denn in Krisenzeiten sind sie die ersten, die von den Unternehmen entlassen werden; der Vertrag ist einfacher zu beenden und die Kosten für das Unternehmen sind geringer, als sie es bei einem unbefristeten Vertrag wären. 

Und mit der Zeit entsteht eine negative Dynamik dieser Entwicklungen, da die Wahrscheinlichkeit, einen Arbeitsplatz zu finden, mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit sinkt.

 

Arbeitslosigkeit allgemein

Spanien zählte im Februar 2021 3,731 Millionen Arbeitslose, was einer Quote von 16,1% entspricht, dem höchsten Prozentsatz unter den Ländern der Eurozone und dem EU-Durchschnitt (Daten des EU-Wirtschaftsamtes (Eurostat)).

 

(Die Jugendarbeitslosigkeit bezieht sich auf die Anzahl der Personen der erwerbstätigen Bevölkerung zwischen 15 und 24 Jahren, die arbeitslos sind.)

Kommentare (0) :

Artikel kommentieren
Artikel-Archiv
  • 02.03.2020 [Kommentare: 0]

    El sereno, der Nachtwächter Spaniens

    "Serenooooo, clap,clap, clap!" Bis in die späten siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts war die Figur des Serenos (Nachtwächter) und seine nächtlichen Rufe nach ihm in den Hauptstädten der Provinzen in Spanien sehr verbreitet. Für viele sind die Nachtwächter noch heute Teil ihrer Kindheitserinnerungen. Der Sereno war der Wächter, .. Artikel weiterlesen

  • 18.11.2019 [Kommentare: 0]

    Spanien auf dem 4. Platz in der Rangliste der besten Länder für Expatriates

    Die Schweiz steht an erster Stelle, während Singapur in der von HSBC veröffentlichten Jahresstudie auf Platz zwei zurückfällt. Spanien ist das viertbeliebsteste Land, in dem Expatriates, die von ihren Unternehmen für eine Zeit ins Ausland entsandt werden, leben und arbeiten. Dies ist das Ergebnis der jährlichen HSBC-Expat-Studie. Das ist.. Artikel weiterlesen

  • 07.05.2019 [Kommentare: 0]

    Das Paradox des spanischen Arbeitsmarkts - Jungendarbeitslosigkeit

    Studien sagen voraus: Rund die Hälfte der hochqualifizierten Arbeitsplätze in Spanien wird in Zukunft unbesetzt bleiben. Die Generation, die in zehn Jahren in den Arbeitsmarkt eintritt, erhält keine entsprechende Bildung um vor den Anforderungen hochqualifizierter Jobs zu bestehen. Bis zu 104.000 freie Stellen wird es bis 2028 geben. .. Artikel weiterlesen

  • 11.12.2017 [Kommentare: 0]

    Madrid und Barcelona verhandeln mit „Uber“ und „Cabify“ über eine neue Lizenz

    Madrid und Barcelona planen eine spezielle, zweite Lizenz für Mietwagen mit Fahrer, wie der Service von „Uber“ und „Cabify“ häufig offiziell genannt wird. Auf diese Weise hoffen die Städte eine der wichtigsten Forderungen der regulären Taxifahrer zu erfüllen, denn diese hatten Ende November für 24 Stunden gestreikt, und in diesem.. Artikel weiterlesen

  • 02.03.2015 [Kommentare: 1]

    ¡Bienvenidos! Der Deutsche Gewerkschaftsbund bietet Hilfe für Spanier in Deutschland

    Über die spanische Wirtschaftskrise und die damit verbundene Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen Jahren reichlich geschrieben worden: Fast 26 Prozent der Spanier im erwerbsfähigen Alter hatten Ende 2014 keine Arbeit, bei den 15- bis 24jährigen sind es ohne Studenten und Schüler sogar 53,5 Prozent, was grossen Anlass zur Sorge gibt... Artikel weiterlesen

  • 14.01.2015 [Kommentare: 0]

    HINTERGRUND: Der Beruf einer Dramaturgin in Spanien

    Mein Name ist Eleonora Herder. Ich bin in Barcelona aufgewachsen und arbeite als freie Theaterregisseurin und Dramaturgin zwischen Barcelona und Deutschland. In Barcelona arbeite ich unter anderem am Gran Teatre del Liceo und seit einem halben Jahr als Dramaturgin des Regisseurs Àlex Rigola. Meine hiesige Zusammenarbeit mit Rigola.. Artikel weiterlesen

  • 12.12.2013 [Kommentare: 0]

    NEWS: Spanien: Ansturm auf Jobs bei IKEA

    Ikea will im Sommer ein Möbelhaus in der Nähe von Valencia eröffnen. Auf die dafür ausgeschriebenen 400 Stellen bewarben sich innerhalb von zwei Tagen 20.000 Spanier.Am vergangenen Montag nahm Ikea online die ersten Bewerbungen an, berichtet NPR. Das schwedische Unternehmen war auf den folgenden Ansturm offenbar nicht .. Artikel weiterlesen

  • 22.05.2013 [Kommentare: 0]

    NEWS: Hessen verstärkt die Zusammenarbeit mit Madrid auf dem Ausbildungsmarkt

    Bereits im letzten Jahr hatte Hessen beschlossen, junge Menschen in Spanien für Jobs in diesem Bundesland zu begeistern. Damit wollte es dem drohenden Fachkräftemangel entgegenwirken. Mit der Region Madrid, in der jeder zweite Jugendliche arbeitslos ist, wurden Vereinbarungen über 15 Pilotprojekte besiegelt. Hit Hilfe der I.. Artikel weiterlesen

  • 31.01.2013 [Kommentare: 0]

    INTERVIEW: Ratgeber für deutsch-spanische Geschäftsbeziehungen

    2007 haben Sie Ihr Unternehmen "alma hispano-dialog" gegründet und bieten heute interkulturelle Coachings für Fach- und Führungskräfte an. Was brachte Sie auf diese Marktlücke?Alexandra Metzger: Als frühere Einkäuferin in einem großen Automobilkonzern in Deutschland bekam ich schnell mit,.. Artikel weiterlesen

  • 10.11.2012 [Kommentare: 0]

    SERIE: Perspektiven für spanische Arbeitslose in Deutschland

    In letzter Zeit gibt es auch immer mehr Deutsche, die Spanien den Rücken kehren und - teilweise nach Jahrzehnten in Spanien - wieder nach Deutschland zurück kehren. Unsicherheit wegen der weiteren Entwicklung in Spanien, wirtschaftliche Gründe, verlorener Arbeitsplatz sind einige der Gründe, die genannt werden.Eine vie.. Artikel weiterlesen