TIPP: Muerte de un viajante

20.07.2009 - Stefanie Claudia Müller 

Nicht nur Kino kann den Zuschauer zum Weinen bringen. Es ist schön zu sehen, dass das auch immer noch das Theater vollbringen kann. Das von Mario Gas im Teatro Español inszenierte Stück “Muerte de un viajante (Tod eines Handlungsreisenden)” von Arthur Miller beeindruckt so stark durch seine herausragenden Schauspieler, welche die Probleme einer Familie so gefühlvoll auf die Bühne bringen, dass nach dem Stück die Leute nicht nur vor Begeisterung aufstehen, sondern auch viele ihren Emotionen über das dramatische Ende freien Lauf lassen.

Gas schafft es mit einer glänzenden Besetzung der Protagonisten, Jordi Boixaderas (Willi) und Rosa Renom (Linda), den von Miller in Frage gestellten amerikanischen Traum zu einem für uns allen fragwürdigen sozialen Drama zu machen, das an Aktualität nicht verloren hat. Jeder, ob alt oder jung, findet sich in dem im Gegensatz zu der Verfilmung mit Dustin Hoffmann wenig langatmigen Stück wieder. Jeder muss sich während des Stückes die Frage stellen, inwiefern man selber unehrlich zu sich selber und anderen ist, etwas vorgibt, um dem sozialen Druck der westlichen Gesellschaft bezüglich beruflicher Stellung und Reichtum standzuhalten. Abgerundet wird die sehr gute Inszenierung durch ein beeindruckendes Bühnenbild, das moderne Elemente mit einfachster Ausstattung kombiniert und damit das Drama dieser Geschichte noch unterstreicht.

Ein kurzer Abriss der Handlung:
Willy Loman ist ein älterer Handlungsreisender, der nicht länger fähig ist, für seine Familie zu sorgen, weil das Alter an ihm nagt und er als Verkäufer auf der Straße nicht mehr taugt. Er verliert nicht nur sein festes Gehalt, sondern auch langsam seinen Verstand, weil er dem Druck, unter den er sich selber setzt, dem amerikanischen Traum von Erfolg und Reichtum gerecht zu werden, nicht mehr aufrecht erhalten kann.

Er will sich jedoch nicht eingestehen, dass er gescheitert ist an seinen eigenen ehrgeizigen Zielen. Mehrmals versucht er, sich selbst umzubringen, indem er Gas vom Wassererhitzer einatmet oder Unfälle mit seinem Auto verursacht. Den Druck, Erfolg zu haben, überträgt er auf seine beiden Söhne. Er versucht etwas in ihnen zu sehen, was sie nicht sind. Vor allem der älteste Sohn leidet unter dem Erfolgsdruck seines Vaters. Seine Frau Linda ist die typische aufopfernde Frau, die ihren Mann bewundert und liebt und das Theater mitspielt, um sich nicht mit der Wahrheit zu konfrontieren. Und die ist: Jeder in der Familie spielt eine Rolle, an der am Ende alle zerbrechen, weil sie sich bewußt werden, dass sie den aufgezwungenen Idealen nicht entsprechen.

Muerte de un Viajante
Teatro Español
bis zum 2. August
Karten: 902 10 12 12

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