SERIE: Empar Moliner

19.01.2009 - Julia Macher 

Nein, besonders „normal“ sind die Figuren der katalanischen Schriftstellerin Empar Moliner nun wirklich nicht. In ihrem Roman Salon Feli etwa treffen in einem Kosmetikstudio ein tauber Bodybuilder, der gerade Buddha in einem Schinken entdeckt hat, auf eine damenbärtige Sozialarbeiterin, die auf Teufel komm raus ihre Unschuld verlieren will.

Doch was auf den ersten Blick wirkt wie ein Kosmos völlig überdrehter Figuren aus einem Almodóvar-Film, entpuppt sich auf den zweiten Blick als sarkastisch zugespitzte Betrachtung von Menschen, die uns vielleicht gar nicht so fremd sind oder gar etwas ähneln: Empar Moliners Blick ist nur gnadenloser und vielleicht etwas sarkastischer als unser eigener, auch ist hier nichts heilig, am allerwenigsten die Liebe.

Auch in ihrem Erzählband Verführung mit Aspirin entpuppen sich romantisch verklärte Professoren als unsympathische Lustgreise; frustrierte Ehefrauen werden zu ebenso frustrierten Nymphomaninnen und Paartherapien enden in einem Fiasko: der ganz normale Beziehungswahnsinn eben. „Dabei bin ich im Grunde ein sehr romantischer Mensch,“ lacht Moliner, die selbst seit langem glücklich liiert ist.

Die Ideen für ihre tragikomischen Geschichten und die Inspiration für ihre leicht neurotischen Figuren findet sie in ihrer Nachbarschaft, an der Supermarktkasse, in der Lieblingsbar, bei Kulturveranstaltungen. Es sind unverkennbar Großstadtmenschen, die Moliner faszinieren. Sie selbst floh mit 17 Jahren aus dem heimischen Dorf Santa Eulàlia de Ronçana nach Barcelona, weil sie „endlich unbeobachtet leben wollte“. Mit Jobs als Werbezettelverteilerin, Schauspielerin und Radiomoderatorin hielt sie sich über Wasser - und begann nebenbei zu schreiben. Mit Erfolg: Ihre Werke wurden unter anderem mit dem Josep-Pla-Preis ausgezeichnet.

Empar Moliner schreibt nicht, um sich einen Platz im großen Literaturkanon zu sichern, sondern um zu unterhalten. Ihre Geschichten sind kurzweilig und pointiert. Und wie viele spanische Autoren lässt sie daran auch Zeitungsleser teilhaben - durch ihre Kolumnen in der Tageszeitung El País und Wochenendmagazinen, mit denen sie sich ein Zubrot verdient.

Die Erzählungen Verführung mit Aspirin ist im Wagenbach-Verlag erscheinen. Der Roman Salon Feli wurde bei Kiepenheuer und Witsch veröffentlicht. Anschriften von deutschen Buchhandlungen in Barcelona finden Sie in unserem Adressverzeichnis.

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