INTERVIEW: "Jede Sprache hat ihre eigene Poesie."

15.02.2010 -  

Manuel Villalta ist das beste Beispiel dafür, dass ein Musiker sich heutzutage ständig neu erfinden, hinausgehen und neue Dinge ausprobieren muss. Der Komponist von Soundtracks wie der des spanischen Films Planta 4 hat in Bands gespielt und als musikalischer Leiter mit Stars wie Miguel Bosé zusammen gearbeitet. Mitte der 80er Jahre begleitete er eine der bekanntesten Gruppen der Madrider "Kulturrevolution" nach der Diktatur (la movida) - Nacha Pop. Später half er die Liveaufzeichnungen von Miguel Bosé herzustellen, mit dem er mehrere Male als musikalischer Leiter auf Tournee war. In letzter Zeit hat Villalta die Arbeit an Liveaufnahmen mit der Komposition von Soundtracks für Film und Fernsehen verbunden.

1. Du lebst schon viele Jahre von der Musik. Du hast mit Miguel Bosé gespielt, Deine eigenen Konzerte organisiert, Videos und viel Musik für das Kino gemacht. Was rätst Du jungen Menschen, die in dieser Branche in Spanien einsteigen möchten?

Die Musik intensiv zu leben und permanent zu arbeiten, sich immer wieder neu zu erfinden. Versuchen, Material zu schaffen, das die Öffentlichkeit interessiert, etwas Originelles zu erzählen, Berühren, Provozieren, Unterhalten... am Ende muss man sich die Fingernägel an den Grenzen der Gefühle zerkratzen.

2. Welche Zukunft hat die Produktion von Musik mit dem Boom des Internets?

Die einzige mögliche Zukunft ist die Achtung vor dem Gesetz des intellektuellen Eigentums. Es existiert ein demagogischer Diskurs der Medien. Nach Ansicht der spanischen Regierung muss Kultur ein gemeinsames Gut und gratis sein, während die multinationalen Telefonkonzerne ihre Vorteile auf Kosten einiger Inhalte multiplizieren, die ihnen nicht gehören. Auf der ganzen Welt heißt das Raub. Die Musiker und Künstler bleiben generell absolut schutzlos und das auf Kosten der neuen Gönner, die dieses Mal weder die Kirche noch die Aristokraten sind, sondern die großen multinationalen Konzerne, die nur daran interessiert sind, ihre Produkte zu verkaufen. Eine traurige Entwicklung, gegen die es absolut notwendig ist zu rebellieren. Die intellektuelle Unabhängigkeit hängt von der wirtschaftlichen Unabhängigkeit ab.

3. Was hälst Du von Seiten wie Youtube, wo auch Konzerte von Dir zu sehen sind?

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Als Nutzer ist es selbstverständlich eine fantastische Seite, man findet alles, was man möchte und das sofort und gratis, aber zurück auf das vorherige Problem. Vielleicht müssen wir eine Formel finden zur Bezahlung der Inhalte.

4. Welchen Stellenwert hat Auslandserfahrung in diesem Sektor? Sind Sprachen wichtig?

Sich auf andere Kulturen zu beziehen ist begeisternd, vor allem bereichernd. Jede Sprache hat ihre eigene Poesie.

5. Glaubst Du, dass in der Zukunft Singen auf Spanisch genauso beliebt sein wird wie Singen auf Englisch?

In Spanien und in den spanischsprachigen Ländern ist es schon ziemlich beliebt. In dem Rahmen, in dem sich die spanische Sprache in der Welt ausbreitet, wird die Akzeptanz steigen, aber heutzutage scheint Englisch die internationalste Sprache zu sein.

6. Wie tritt man in die Welt der Musik, des Kinos und des Fernsehens ein, was könnte eine gute Geldquelle sein?

Die Filmmusik ist, außer einer guten Geldquelle, ein guter Ort, um sich musikalisch zu entwickeln. Für mich persönlich ist es eine faszinierende Arbeit, in die Seele einer Geschichte und seiner Personen einzudringen. Filmmusik erzählt etwas Verständliches, doch Unsichtbares. Der Einstieg in diese Branche ist kompliziert... Ich nehme an, dass man Beziehungen haben muss.

7. Was sind Deine Lieblingssoundtracks?

Schwer zu sagen… Bernard Herrmann und seine Form, die Spannung in den Hitchcockfilmen zu erzeugen. The red violin von John Corigliano – ein Meisterwerk. Lucia y el sexo von Alberto Iglesias, ein so emotionales Werk, das dir den Atem nimmt…Nino Rota, John Williams… Es sind so viele und so viele gute, dass es schwer ist, alle zu erwähnen.

8. Und zum Schluss: Haben es die Frauen schwerer in der Welt der Musiker?

Das glaube ich nicht. Frauen hatten immer einen Platz in der Musik – Sängerinnen, Violinistinnen etc... Vielleicht haben sie sich in der Welt der Komposition weniger entwickelt, ich weiß nicht warum, aber es hat immer exzellente Musikerinnen gegeben und es wird in der Zukunft sicher noch viele weitere geben.



Das Interview wurde in Spanisch geführt von Stefanie Claudia Müller, übersetzt von Martina Böhmer und Lara Ruf

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