FILMTIPP: ¡Esto es ritmo! Eso es Alemania!

24.01.2008 - Fides Ochsenfeld 

Die dramatisch beleuchtete Bühne der Treptower Arena erzittert unter den bebenden Schritten der jungen Tänzer, die in alle Farben gekleidet, bereit sind, der Welt ihr Können zu zeigen. Sorglos, frei und ganz in ihrem Element wirken sie an diesem Abend. Als die Jugendlichen nach der mitreißenden Premiere ihre adrenalindurchströmten Körper vor dem tosenden Publikum verneigen, ahnt man, dass in diesem Moment viele von ihnen wohl zum ersten Mal so etwas wie Anerkennung erfahren.

Die bewegende Dokumentation ¡ESTO ES RITMO! (RHYTHM IS IT!) von Thomas Grube und Enrique Sánchez Lansch, die in Spanien Anfang Januar als DVD erschienen ist, begleitet die Berliner Philharmoniker unter Leitung von Sir Simon Rattle bei ihrer Zusammenarbeit mit rund 250 Kindern und Jugendlichen im Rahmen eines aufwendigen sozial-kulturellen Projekts. Am Ende einer sechswöchigen Probenphase sollen die Jugendlichen das Orchester bei Igor Stravinskys „Sacre du Printemps“ tanzend begleiten.

Die Tänzer, hauptsächlich Schüler verschiedener Berliner Grund- und Hauptschulen, stammen aus allen sozialen Schichten und aus den unterschiedlichsten Ländern. Einer von ihnen ist Olayinka aus Nigeria. Am Fenster stehend, mit Blick auf das triste Grau von Berlin Weißensee, erzählt er von seinem Heimatland. Aus politischen Gründen plante die Familie auszuwandern, doch als Olayinkas Eltern im Zuge dieser Umstände ihr Leben verloren, schlug sich der 16-Jährige allein nach Deutschland durch. Mit den Worten „Here I have nobody taking care of me“ schildert er die Einsamkeit, die sich zwischen seinem kleinen Zimmer und den gegenüberliegenden Plattenbaufassaden festgesetzt zu haben scheint.

Durch Geschichten wie diese, welche die Hintergründe der teilnehmenden Kinder, jedoch auch die des Choreographen Royston Maldoom und des Dirigenten Rattle beleuchten, wird der Film – neben seinen großartigen Bildern und der fantastischen, ergreifenden Musik – zu etwas ganz Besonderem. „Im ‚Sacre du Printemps’ wollte ich die leuchtende Auferstehung der Natur schildern, die zu neuem Leben erweckt wird, die Auferstehung der ganzen Welt.“ – so beschreibt der russische Komponist Stravinsky (1882-1971) selbst sein Werk.

Und so lassen sich auch bei den jungen Tänzern, deren Minen zu Beginn der Proben noch Disziplinlosigkeit, Desinteresse und mangelnde Konzentrationsfähigkeit ahnen ließen, im Laufe der Zeit positive, erfrischende Veränderungen feststellen. Neben tänzerischem Können und erweiterten körperlichen Fähigkeiten haben sich neue Freundschaften entwickelt; Olayinkas Gesicht strahlt, während er einem gleichaltrigen Jungen auf die Schulter klopft.

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