NEWS: Zuviel Genfood in Spanien

12.04.2010 - Annika Hardtke 

Spanien ist das einzige Mitglied der EU, in dem in großem Maße Genmais angebaut wird. Mit circa 76 000 Hektar ist das Land damit in dieser Hinsicht Spitzenreiter in Europa. Die Hauptanbaugebiete für Genmais sind Katalonien und Aragonien.

Doch nicht alle in Spanien sind über diese Führungsrolle so glücklich wie die sozialdemokratische spanische Regierung. Die Stimme der Bauern, Umweltschützer und Verbraucher wird zunehmend lauter. Besonders kritisiert werden die fehlende Transparenz und Kontrollen, so wissen die „normalen“ Bauern zum Teil oft nicht, ob in der Nähe ihrer Felder auch genmanipulierter Mais angebaut wird. Eine Mischung der beiden Arten wäre in diesem Fall unvermeidbar.

Die Gegner sehen hier einen klaren Rechtsverstoß: Weder der Bauer kann frei entscheiden, ob er genmanipulierte Pflanzen anbauen möchten, noch der Verbraucher kann aufgrund fehlender Etikettierung frei wählen, ob er genmanipulierte Nahrungsmittel essen möchte. Da diese Problematik vielen Spaniern bisher nicht wirklich bewusst ist, haben Verbraucher- und Umweltschutzverbände die Kampagne „No quiero transgénicos“ ins Leben gerufen, die die Spanier sensibilisieren und mobilisieren soll. In Schulen, Universitäten und Supermärkten soll auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Zum Abschluss der Kampagne findet am 17. April, dem weltweiten Bauerntag (Día internacional de la lucha campesina), eine große Demonstration in Madrid statt.

Vor kurzem wurde von der EU-Kommission nun auch der Anbau der genmanipulierten Kartoffel „Amflora“ bewilligt, für industrielle Zwecke, wie ausdrücklich betont wurde. Auch in diesem Fall hat die spanische Regierung ihre Position deutlich gemacht. Sie war eine der wenigen, die sich für die Freigabe ausgesprochen hat. Trotz Verbraucherablehnung und gesundheitlicher Risiken (Amflora enthält eine Resistenz gegen Antibiotika wie sie in der Humanmedizin eingesetzt werden) hat der neue EU-Gesundheits-Kommissar John Dalli die Gentechnik-Kartoffel Amflora zugelassen.

Nun darf die Kartoffel in der EU angebaut, als Futtermittel verwendet werden und bis 0,9 Prozent Lebensmittel verunreinigen. Die Zulassung gilt für zehn Jahre. Deutsche Kartoffelstärke-Hersteller haben allerdings angekündigt, die Amflora nicht zu verwenden, und auch der Kartoffelhandel sieht keinen Bedarf. Mit der Zulassung scheint sich die EU hauptsächlich dem Druck der Industriekonzerne zu beugen. Der Hersteller der Gen-Kartoffel, der deutsche Chemiekonzern BASF, hinkt auf dem Gebiet der Agro-Gentechnik im Vergleich mit den großen Global Playern wie Monsanto, dem Hersteller des Genmais, der unter anderem in Spanien angebaut wird, schon länger hinterher…

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