05.09.2016 - Karl H. Lincke
Vor einem Monat haben die Briten über die EU-Mitgliedschaft von Großbritannien entschieden. Eine Mehrheit von 51,9 % stimmte letztendlich für den Austritt aus der Europäischen Union, welcher nach europäischem Recht innerhalb von zwei Jahren vollzogen werden muss. Über die möglichen Folgen dieses sogenannten „Brexits“ wird derzeit spekuliert, aber schon jetzt hat der Austritt für einige Turbulenzen auf den Märkten und eine Schwächung des britischen Pfunds gesorgt.
Welche Folgen haben diese Entwicklungen für Spanien?
Aufrund des hohen bürokratischen Aufwands und eventuellen negativen Auswirkungen auf die Tourismusbranche ist die Einführugn einer Visumspflicht für EU-Bürger, die nach Grossbritannien reisen (oder umgekehrt) eher unwahrscheinlich. Jedoch hängt dies letztendlich davon ab, ob Großbritannien dem Europäischen Wirtschaftsraum beitritt oder bilaterale Abkommen abschließt, und ob diese die im europäiscchen Recht verankerten Grundfreiheiten (darunter freier Verkehr von Waren und Personen) enthalten.
Briten stellen die drittgrösste ausländische Volksgruppe in Spanien
Ggf. werden Visa und spezielle Wohn- und Arbeitserlaubnisse notwendig, welche die über 200.000 in Großbritannien lebenden Spanier, und umgekehrt mehr als 300.000 in Spanien lebenden Briten (nach Marrokanern und Rumänen die größte ausländische Volksgruppe in Spanien) beantragen müssten.
Auswirkungen des Brexit auf die spanische Tourismus- und Immobilienbranche
Besonders vom Brexit bedroht ist die spanische Tourismus- und Immobilienbranche. Der Kursfall des Pfunds bedeutet, dass generell weniger Briten in Spanien investieren.
Schon Monate vor dem Brexit war die Zurückhaltung vieler Briten im Erwerb von Feriendomizilen spürbar, was bei einem Anteil der britischen Wohnungskäufe von 21% am Gesamtverkauf (2015) deutliche Folgen hat.
Auch der Tourismus, einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren Spaniens, könnte unter dem Brexit leiden, da jedes Jahr mehr als 15 Millionen britische Touristen Spanien besuchen. Die Folgen dessen werden vor allem die bei britischen Touristen beliebtesten Ferienorte auf den kanarischen Inseln, den Balearen und um Valencia herum treffen.
Zudem geben britische Touristen, im Vergleich zu anderen Nationalitäten im Urlaub das meiste Geld in Spanien aus, was sich fortan ebenfalls ändern könnte.
Spanische Unternehmen in Grossbritannien
Wichtige spanische Unternehmen in Großbritannien gehören vornehmlich dem Telekommunikations- und dem Finanzsektor sowie Fluglinien und Textilhandel an.
Eine deutliche Konsequenz des Brexits werden die eventuellen Wohn- und Arbeitserlaubnisse für die Arbeitnehmer dieser Firmen sein. Santander beispielsweise beschäftigte alleine in Großbritannien fast 26.000 Mitarbeiter.
Sonderfall Gibraltar
Ein besonderer Fall ist zudem Gibraltar, da allein ein Drittel der Arbeitnehmer Gibraltars täglich die Grenze aus Spanien überquert und fast alle Güter importiert werden. Auf der Halbinsel hatten daher knapp 96% für den Verbleib in der EU gestimmt. Spanien hat bereits eine „Ko-Souveränität“ der Halbinsel zusammen mit Großbritannien angeboten, allerdings ist fraglich, ob sich eine solche Regelung tatsächlich durchsetzen kann.
Der Brexit hat demnach schon jetzt für einige Turbulenzen gesorgt. Um jedoch die genauen Auswirkungen einschätzen zu können, bleibt abzuwarten, welche Form von Abkommen Großbritannien mit der EU verhandeln wird.
Autor: Karl H. Linck (www.businessinspanien.com)
Kommentare (1) :
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