21.03.2025 - Spanien auf Deutsch
Der Lehrer, der uns das Meer versprach – Die wahre Geschichte eines mutigen Pädagogen
Ein kleines Dorf in Burgos, ein engagierter Lehrer, eine unerfüllte Verheißung – und ein Film, der Spanien tief bewegt. Der Lehrer, der uns das Meer versprach (El maestro que prometió el mar) erzählt die Geschichte des katalanischen Lehrers Antoni Benaiges, der 1934 mit einer Vision in ein abgelegenes Dorf kam – und dort nicht nur seine Schüler, sondern ein ganzes Dorf veränderte. Der Film, der auf wahren Begebenheiten basiert, ist zu einem Publikumsliebling geworden und war 2023 einer der erfolgreichsten Kinofilme Spaniens.
Antoni Benaiges – Ein Lehrer mit Vision
Antoni Benaiges wurde 1903 in Mont-roig del Camp (Tarragona) geboren. Nach seinem Lehramtsstudium in Ávila und Barcelona begann er in den frühen 1930er Jahren, sich mit der revolutionären Freinet-Pädagogik auseinanderzusetzen. Diese französische Lehrmethode, entwickelt von Célestin Freinet, stellte das Kind ins Zentrum des Lernprozesses, förderte eigenständiges Denken und praktisches Arbeiten – ein radikaler Ansatz in einer Zeit, in der Frontalunterricht und Gehorsam die Regel waren.
1934 wurde Benaiges als Lehrer in das abgelegene Bañuelos de Bureba in der Provinz Burgos versetzt, ein Dorf mit knapp 200 Einwohnern. Dort begann er, seine pädagogischen Ideen umzusetzen: Die Kinder druckten eigene Schulhefte mit einer kleinen Druckerpresse, schrieben Texte aus ihrer Lebenswelt und tauschten diese mit anderen Schulen aus. Er inspirierte seine Schüler, weckte ihre Neugier – und machte ihnen ein Versprechen: Er wollte sie ans Meer bringen, das sie nie zuvor gesehen hatten.
Ein Versprechen, das die Zeit überdauert
„Das Meer wird sehr groß, sehr weit und sehr tief sein. Die Leute gehen dorthin, um zu baden. Ich habe das Meer noch nie gesehen. Der Lehrer sagt, dass wir zum Baden ans Meer fahren werden.“ – Dieser Satz stammt aus einem der Hefte, geschrieben von Lucía Carranza, einem der Kinder aus Benaiges’ Klasse. Doch der Ausflug zum Meer sollte nie stattfinden.
Mit dem Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs im Juli 1936 wurde Antoni Benaiges verhaftet und kurz darauf ermordet – weil seine Ideen als gefährlich galten. Über 75 Jahre lang blieb seine Geschichte verborgen, bis 2010 bei einer Exhumierung in einem Massengrab in Burgos Hinweise auf ihn gefunden wurden. Seitdem wird sein Leben und Wirken wiederentdeckt – nicht zuletzt durch das Buch „Desenterrando el silencio – Antoni Benaiges, el maestro que va prometre el mar“ von Francesc Escribano, auf dem der Film basiert.
Der Film: Zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Regisseurin Patricia Font bringt in ihrem 2023 erschienenen Spielfilm die Geschichte Benaiges’ auf eindrucksvolle Weise auf die Leinwand. Erzählt wird sie aus der Perspektive von Ariadna (gespielt von Laia Costa), die in der Gegenwart auf Spurensuche geht: Ihr Großvater sucht seit Jahren nach den Überresten seines Vaters, der im Bürgerkrieg verschwand. Bei den Arbeiten an einem Massengrab in Burgos stößt Ariadna auf die Geschichte des Lehrers Antoni Benaiges – und erkennt, dass dieser einst Lehrer ihres Großvaters war.
Die Hauptrolle des Benaiges übernimmt Enric Auquer, dessen nuancierte Darstellung für den spanischen Goya-Filmpreis als bester Hauptdarsteller nominiert wurde. Auch Luisa Gavasa als Ariadnas Großmutter erhielt eine Nominierung als beste Nebendarstellerin. Weitere Goya-Nominierungen gab es für das beste adaptierte Drehbuch, Kostümbild und die Originalmusik von Natasha Arizu.
Die Geschichte von Antoni Benaiges steht stellvertretend für viele Schicksale, die im Zuge der Aufarbeitung der Franco-Diktatur im Rahmen der sogenannten „memoria democrática“ ans Licht kommen. Das Gesetz über das demokratische Gedächtnis (Ley de Memoria Democrática) verpflichtet den spanischen Staat seit 2022 zur aktiven Suche und Exhumierung von Opfern der Bürgerkriegsgewalt – wie Antoni Benaiges, dessen Lebenswerk und tragisches Ende lange im Verborgenen lagen.
Ein Film, der bewegt
Der Lehrer, der uns das Meer versprach ist ein leiser, aber eindringlicher Film, der die Geschichte eines mutigen Pädagogen mit der Gegenwart verbindet. Eine wahre Geschichte, ein erschütterndes Schicksal und ein Film, der noch lange nachwirkt. Für alle, die sich für Spaniens Geschichte, innovative Pädagogik und große menschliche Gesten interessieren – ein absolutes Muss.
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