HINTERGRUND: Säugetiere sehen Rot

13.10.2008 - Barcelona für Deutsche 

Die IUCN (International Union for Conservation of Nature) hat in Barcelona die aktualisierte Rote Liste vorgestellt. Die traurige Bilanz: 1 141 der 5 487 bekannten Säugetierarten finden sich auf der Roten Liste. Einige davon, wie etwa der chinesische Davidshirsch, gelten als in der Wildnis ausgestorben. "Die Säugetiere sind in einer weltweiten Krise. Der Artenexodus schreitet ungebremst voran", fasst Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland, zusammen. Nach Ansicht des WWF liegen die Gründe für das Verschwinden der Arten auf der Hand: Klimawandel, Raubbau, Übernutzung der Arten und Lebensraumzerstörung. "Für viele Säugetierarten sind die Populationszahlen rückläufig, während die Bedrohungen zunehmen. Der Überlebenskampf dieser Arten wird immer prekärer", erklärt Volker Homes.

188 Säugetiere sind bedroht

Die Krise der Säugetierarten, zu denen biologisch gesehen auch der Mensch zählt, offenbart sich vor allem daran, dass allein für 188 Säugetierarten bereits die höchste Gefährdungsstufe "Vom Aussterben bedroht" gilt. Auch für den Iberischen Luchs, dessen Population auf gerade einmal 84 bis 143 erwachsene Tiere geschätzt wird, gilt noch immer diese Einstufung. Die Lage der grazilen Wildkatze könnte sich in naher Zukunft weiter verschlechtern, denn auch die Bestandszahlen seines bevorzugten Beutetiers, dem Europäischen Wildkaninchen, sind rückläufig.

Doch nicht nur in Europa sind Säugetiere in Gefahr. Im gleichen Umfang geht es ihnen am anderen Ende der Welt an den Kragen: So finden sich auf der aktuellen Roten Liste alleine vierzehn Baumkänguruarten in den Kategorien "gefährdet" und "stark gefährdet". Lebensraumzerstörung in Australien und eine schonungslose Bejagung in Neuguinea sind die Hauptursachen für deren Rückgang. Auch der Tasmanische Teufel, ein Raubbeutler, steht unter Druck. Die Bestandzahlen sind allein in den vergangenen zehn Jahren um 60 Prozent eingebrochen.

Unsere nächsten Verwandten im Tierreich, die Menschenaffen, könnten bald vom Antlitz der Erde verschwunden sein. Die Bestände von Gorillas, Schimpansen und Bonobos sind mindestens "stark gefährdet". Noch kritischer ist es um das Überleben des Orang-Utans bestellt. Während die Art auf Borneo als "stark gefährdet" eingestuft wird, ist der Sumatra Orang-Utan bereits akut "vom Aussterben" bedroht. "Die Menschenaffen stehen kurz vor dem Exodus", warnt Volker Homes.

Auch der neue Status des Irrawaddy-Delfins, ein Flussdelfin aus Südostasien, kann als Alarmsignal gewertet werden. Während der Delfin zuletzt - aufgrund mangelnder Informationen und lückenhafter Datenlage - noch mit dem Status "unbekannt" versehen war, wird er auf der neuen Roten Liste als "gefährdet" geführt. Neben Staudammprojekten und Lebensraumzerstörung ist vor allem die Fischerei ein Hauptbedrohungsfaktor. Die Delfine verenden qualvoll als nutzloser Beifang in Fischernetzen.

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