HINTERGRUND: Eine aufregende Nacht: Ein Erlebnisbericht über das Feuer in Marbella

24.09.2012 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Donnerstag, 30. August 2012: Wir verbringen den Nachmittag am so genannten Golden Beach, einem Strand östlich von Marbella. Die Kinder spielen unbeschwert, bauen Sandburgen und baden im Meer. Als wir am frühen Abend nach Hause gehen, sehen wir über den nördlich gelegenen Bergen dicke Rauchwolken aufsteigen. Es ist klar: An der Costa del Sol brennt es. Um uns ein besseres Bild machen zu können, fahren wir bis ganz oben zu den Elviria Hills, doch ausser dem Rauch, der sich ein oder zwei Täler hinter dem unserem auszubreiten scheint, sehen wir nichts. “Gut, dass es windstill ist”, denken wir noch, “da wird sich das Feuer leichter zu bekämpfen sein”.

Kurz vor dem Abendessen, gegen 22.30 Uhr, erhebt sich im Himmel hinter unserem Haus eine dicke Wolke, die einem riesigen Pilz ähnelt. Es ist geradezu spektakulär und wir machen eifrig Fotos. Das Feuer scheint aber immer noch weit weg zu sein. Schon oft haben wir Brände in der Nähe unseres Feriendomizils erlebt und so vertrauen wir auch dieses Mal darauf, dass die Feuerwehr und andere Hilfskräfte die Situation unter Kontrolle bringen werden.

Doch so ist es nicht. Der Brand hat sich schnell vom Süden Málagas bis nach Marbella ausgebreitet. Dies wurde durch die relativ geringe Luftfeuchtigkeit, hohe Temperaturen und den plötzlich aufgetretenen, starken Wind verursacht. Daher werden wir mitten in der Nacht, gegen 2.30 Uhr, von dem starken Geruch nach Rauch geweckt, der durch die offen stehenden Fenster dringt. Ein Blick aus dem Fenster und wir wissen, dass das Feuer nicht mehr weit weg sein kann. Der Himmel ist glutrot und flackert durch die sich bewegenden Flammen bedrohlich. Ausserdem ist es für diese Uhrzeit draussen ungewöhnlich heiss.

Die Entscheidung ist klar: Wir müssen das Haus verlassen, da wir nicht wissen, ob wir noch sicher sind. Da wir zu dem Zeitpunkt auch nicht wissen, von wo das Feuer kommt, beschliessen wir, zum Strand zu fahren. Also wecken wir die Kinder, die ziemlich erschrocken sind, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden, und fahren an den Strand. Dort ist es zunächst ziemlich leer, aber mit der Zeit suchen viele hier eine Zuflucht, denn nicht nur, dass zahlreiche Menschen von der Polizei aufgefordert wurden, ihr Haus zu verlassen, die meisten haben es ohnehin vorsorglich geräumt. Hier steht man nun eine Weile zusammen, bis Bekannte uns einladen, bei ihnen, die direkt am Strand wohnen, zu schlafen, denn im Notfall wäre man dort schnell wieder in Sicherheit.

Zum Glück ist unser Haus, wie wir am nächsten Morgen feststellen, verschont geblieben. Auf einer Rundfahrt durch die Wohnanlage merken wir jedoch, dass nicht alle dieses Glück hatten. Das Feuer ist bis an die Siedlung herangekommen, einige Häuser sind abgebrannt, aus manchen raucht es noch immer aus den Fenstern. Unsere Terrasse ist übersät mit Asche und unablässig hören wir, wie die Flugzeuge und Hubschrauber zum Meer fliegen, um dort Wasser einzuladen, das sie über den Bergen wieder ausschütten.

Wie wir nun aus dem Fernsehen erfahren, hat sich der Brand auf einer Breite von zwölf Kilometern erstreckt. Dabei hat es am meisten den Ort Ojén erwischt. Hier waren etwa 3.000 von insgesamt 4.000 Menschen vor den Flammen geflohen. Mehr als 250 Feuerwehrleute und Helfer bekämpften den Brand, an den Löscharbeiten waren zehn Löschzüge sowie 31 Flugzeuge beteiligt. Dieses Jahr wüteten in Spanien so viele Brände wie schon lange nicht mehr: Zwischen dem 1. Januar und dem 12. August verbrannten nach Angaben des spanischen Landwirtschaftsministeriums fast 140.000 Hektar Wald - es sind die schlimmsten Brandschäden seit zehn Jahren.

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