Aurora Rodríguez Carballeira und ihr gescheitertes Experiment: Der Mord an Hildegart

14.02.2025 - Spanien auf Deutsch 

Aurora Rodríguez Carballeira wurde 1879 in Ferrol, Galicien, geboren. Sie war eine hochintelligente, aber zutiefst misstrauische und isolierte Frau, die ihr Leben der Schaffung einer "perfekten Frau" widmen wollte. Sie war eine radikale Feministin und Eugenikerin, die der festen Überzeugung war, dass Frauen in einer neuen Gesellschaft die Führung übernehmen sollten. Sie war eine Mutter, die ihre eigene Tochter als "Projekt" betrachtete. Doch ihr Experiment, die "perfekte Frau" zu erschaffen, endete in einem tödlichen Drama.

 

Der erste Versuch: Pepito Arriola

Bevor Aurora sich entschied, ein eigenes Kind zu zeugen, hatte sie bereits Erfahrung mit der Erziehung eines hochbegabten Kindes gesammelt. Ihr Neffe Pepito Arriola, der spätere berühmte Pianist, wurde zunächst von ihr unterrichtet und gefördert. Als seine Mutter ihn jedoch nach Madrid holte und er dort als Wunderkind Karriere machte, bestärkte dies Auroras Überzeugung, dass sie in der Lage sei, ein außergewöhnliches Genie heranzuziehen – diesmal jedoch eine Frau, die ihrer radikalen feministischen Vision entsprechen sollte.

 

Das Experiment Hildegart

Aurora suchte gezielt nach einem Vater für ihr Kind, der keinerlei Ansprüche auf das Mädchen erheben konnte. Berichten zufolge war dies ein Militärpriester aus Lleida, Alberto Pallás. Nach nur drei sexuellen Begegnungen, die rein der Fortpflanzung dienten, wurde sie schwanger. Im Jahr 1914 brachte sie ihre Tochter Hildegart Rodríguez Carballeira zur Welt – und begann sofort mit ihrem Erziehungsplan.

Von klein auf wurde Hildegart in einem rigorosen System ausgebildet. Sie lernte mehrere Sprachen, begann mit 13 Jahren ein Jurastudium und veröffentlichte bereits mit 16 wissenschaftliche Arbeiten über Sexualreform und Politik. Ihre Mutter bestimmte alles in ihrem Leben: den Stundenplan, die Ernährung, die Lektüre – sogar ihre Gedanken sollten ausschließlich der von Aurora geplanten Zukunft dienen. Kontakte zu Gleichaltrigen oder persönliche Freiheiten waren ihr nicht erlaubt.

 

Der Mord an Hildegart

Hildegart entwickelte sich trotz der strengen Kontrolle zu einer eigenständigen Persönlichkeit und begann, eigene politische Überzeugungen zu vertreten. Als sie versuchte, sich von ihrer Mutter zu lösen, geriet Aurora in einen Wahn. Sie glaubte, dass eine internationale Verschwörung ihr "perfektes Werk" zerstören wollte. Am Morgen des 9. Juni 1933 erschoss sie ihre Tochter mit vier Schüssen im Schlaf. Ihre Erklärung lautete: "Der Bildhauer zerstört sein Werk, wenn er einen Fehler darin entdeckt."

Aurora zeigte keine Reue für ihre Tat. Vor Gericht betonte sie, dass sie denselben Schritt wieder tun würde, wenn sie die Wahl hätte. Sie wurde zu 26 Jahren Haft verurteilt, verbrachte jedoch die meiste Zeit in einer psychiatrischen Anstalt, wo sie 1955 starb.

 

Filmische Adaptionen: Drei Versionen der Geschichte

Die erschütternde Geschichte von Aurora und Hildegart wurde mehrfach verfilmt. Die bekannteste Adaption ist "Mi hija Hildegart" (1977) von Fernando Fernán Gómez, der das düstere Mutter-Tochter-Verhältnis eindrucksvoll einfängt. Die aktuellste Verfilmung, „La virgen roja“ (2024) von Paula Ortiz, erzählt die Geschichte mit einem modernen filmischen Ansatz und legt besonderen Fokus auf die psychologischen Abgründe Auroras.

 

Fazit

Aurora Rodríguez Carballeira war eine Frau mit einer radikalen Vision, die im Wahn ihrer eigenen Ideale gefangen war. Ihr tragischer Versuch, eine "perfekte Frau" zu erschaffen, endete in einer Tragödie, die bis heute als eines der erschütterndsten Kapitel der spanischen Geschichte gilt. Ihre Geschichte ist eine eindringliche Warnung davor, was geschieht, wenn Ideologie und Kontrolle über Menschlichkeit und Freiheit gestellt werden.

 

Bildquelle: Hildegart Rodríguez wikimedia commons 

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