09.07.2020 - Laura Nadolski
Dass New York heute weltweit eines der größten touristischen Anziehungspunkte ist, verdankt die Stadt zu einem Teil dem Werk eines Spaniers, genauer genommen eines Valencianers: Rafael Guastavino Moreno. Der Sohn einer Künstlerfamilie war nicht nur ein erfinderischer Architekt, sondern auch Visionär und kühner Unternehmer. Seine Werke und die seines jüngsten Sohnes sind auch heute noch auf der ganzen Welt und insbesondere in der größten us-amerikanischen Stadt zu bewundern.
Guastavinos Leben in Spanien
Rafael Guastavino wurde 1842 in Valencia geboren. Mit kaum neunzehn Jahren ging er nach Barcelona, wo er seine Ausbildung in der Escuela de Maestros de Obras erhielt. Hier entwarf er Villen für die katalanischen Oberschicht und unter anderem eine Fabrik für die Familie Batlló – sein bis dahin größtes Werk.
1864 heiratete er Pilar Expósito, mit der er vier Kinder hatte. Die Ehe verlief jedoch nicht glücklich und die Treulosigkeiten des Architekten führten letztendlich zur Trennung. Pilar und die drei älteren Kinder wanderten nach Buenos Aires aus. Guastavino, seine Haushälterin und sein jüngster Sohn Rafael gingen 1881 in Marseille in Richtung New York an Bord. Mit 40.000 Dollars in der Tasche und ohne ein Wort Englisch zu sprechen, verließ der Architekt sein Heimatland. Dabei wollte er wohl mehr aus der spanischen Gesellschaft und der Schande seiner gescheiterten Ehe fliehen, als wirklich neue Welten zu erkunden. Den Großteil der außerordentlichen Summe an Geld, die er mit sich führte, hatte er nicht durch seine Arbeit verdient. Tatsächlich war er zur Zeit seiner Reise eher knapp bei Kasse und nur durch Veruntreuung von Schuldscheinen konnte er schließlich zu dieser Menge an Geld gelangen.
Der amerikanische Traum
In den Vereinigten Staaten angekommen, lebte Guastavino das, was wir unter dem “Amerikanischen Traum” verstehen. Mit seiner Ankunft in der Stadt der Wolkenkratzer und der Gründung seines Bauunternehmens 1988 begann in der Metropole eine neue Epoche der Baukunst. Innerhalb weniger Jahre errichtete der Valencianer Dutzende Gebäude in Manhattan. Sie alle trugen ein unverkennbares Merkmal, das die Welt der Architektur revolutionierte: das Sichtziegel-Gewölbe.
Die in seiner Heimat traditionelle Konstruktionsweise ist auch als “Katalanisches Gewölbe” bekannt. Sie war der Schlüssel zu Guastavinos Erfolg. Die schmalen Ziegel, verbunden mit Zement, erfordern kein Gerüst zum Bau und keine dicken Mauern. Die neue Technik war leichter und billiger als andere Bauweisen. Doch ihr wichtigster Aspekt war ihre Resistenz gegen Feuer.
Die Amerikaner litten zu dieser Zeit noch unter dem Schrecken des Großen Brand von Chicago im Oktober 1871, bei dem weite Teile der Innenstadt und des Hafens niedergebrannt waren. 300 Menschen starben in den Flammen und mehr als 100.000 verloren ihr Zuhause. Durch das Feuer gingen viele Gebäude architektonischer Besonderheit zugrunde und wirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe wurden verursacht. Nach diesem traumatischen Ereignis waren Guastavinos Erfindergeist und seine brandresistente Bauweise auf dem Kontinent stark nachgefragt.
Dank seines scharfen Unternehmergeists wurde ihm schon bald klar, dass die Brandresistenz der katalanischen Gewölbe sein größter wirtschaftlicher Vorteil war und die Guastavino Fireproof Contruction Company wuchs schon bald zu einem der wichtigsten Bauunternehmen New Yorks heran. So sind die Dachgewölbe der Grand Central Station, die Boston Public Library und die Carnegie Hall alle in der traditionellen katalanischen und valencianischen Bauweise errichtet. Und auch die Kuppel der Cathedral of Saint John Divine und des Hotel Riverbank Courts und viele mehr tragen Guastavinos Handschrift. Insgesamt war der Valencianer mit seiner Firma an dem Bau von mehr als 350 Gebäuden beteiligt, der Großteil davon in New York. Im Jahr 1908 starb er in North Carolina, ohne je wieder in seine Heimat zurückzukehren. Sein Sohn Rafael Guastavino führte die Firma und das gemeinsame Vermächtnis fort.
Doch auch nach seinem Tod bleibt er der Welt durch seine vielzähligen Bauten erhalten und besteht so als einer der bedeutendsten Architekten New Yorks in unserer Erinnerung fort.
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