SEHENSWERT: Die Semana Santa in Spanien

06.04.2012 - Meike von Lojewski / Madrid für Deutsche 

Die “Semana Santa” ist der spanische Begriff für die Heilige Woche (Palmsonntag bis Ostersonntag), die in einem Land, das zu 92 Prozent von römisch-katholischem Glauben geprägt ist, besonders gefeiert wird. Am bekanntesten sind dabei die Prozessionen in Andalusien und hier in Sevilla, wo die Feiern zur Erinnerung an den Tod und die Auferstehung Christi intensiv und unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung begangen werden. Aber auch in anderen Regionen Spaniens finden entsprechende Feierlichkeiten statt.

Die Tradition der Semana Santa geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als die katholische Kirche begann, der Bevölkerung die Passion Christi näher zu bringen. So finden seitdem von Palmsonntag bis Ostersonntag Prozessionen im ganzen Land statt, die mit den so genannten “Pasos” die Leidensgeschichte von Jesu Christi darstellen. Dabei handelt es sich um tischförmige Altarbühnen, die eine Marienstatue oder eine Szene des Kreuzwegs mit Jesusstatue zeigen. Sie sind meist sehr alt und wertvoll und vor allem das Hauptelement, die Jungfrau Maria, ist mit besonders kostbaren Gewändern, Kerzen und dem typischen Baldachin geschmückt.

Die “Pasos” werden von den “Costaleros”, Mitgliedern von religiösen Bruderschaften (“Cofradias” oder “Hermandades”), mit viel Prunk auf den Schultern durch die Strassen der Städte getragen. Einerseits ist es eine Ehre, dabei teilnehmen zu dürfen, andererseits aber auch ein Opfer, denn die Pasos sind meistens bleischwer. So sind zum Beispiel in Málaga die prozernierenden “Tronos” mit teilweise über vier Tonnen Gewicht besonders mächtig und eindrucksvoll. Vielerorts (Sevilla, Granada, Córdoba etc.) sind sie zudem an den Seiten mit Stoff behängt, so dass die Träger ihre Umgebung nicht erkennen können. Monatelanges Üben, um richtig auf die Klopfzeichen für das gleichzeitige Absetzten und Anheben des “Pasos” zu reagieren, ist daher unabdingbar.

Begleitet werden die “Pasos” von den Büssern (“Penitente”). Diese sind ebenfalls Mitglieder der Bruderschaften, die in langen Gewändern mit Kapuzen und Augenschlitzen ihre Bereitschaft zur Busse zeigen. Die Verschleierung dient dabei der reinen Busse, denn eine Busse, die öffentlich zur Schau gestellt wird, ist keine echte. Manche tragen zudem ein Kreuz, viele gehen barfuss. Die Strecke, die für die Erfüllung eines Bussaktes vorgeschrieben ist, ist genau festgelegt und kann bis zu zwölf Stunden dauern.

In vielen Orten begleiten Musiker und grosse Trommelgruppen die Prozession. Meistens wird eine langsame Marschmusik gespielt, die hier und da von einer a capella gesungenen “Saeta” unterbrochen wird: der Klage der Muttergottes über den Leidensweg ihres Sohnes.

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