Osterprozessionen in Spanien

06.04.2022 - Manon Isabelle Lorenz (Spanien auf Deutsch) 

Andalusien 

Weltweit berühmt für ihre Osterprozessionen ist die andalusische Hauptstadt Sevilla. Während der gesamten Karwoche ziehen abends und nachts insgesamt an die 60 Prozessionszüge durch die Stadt, an der bis zu 50.000 Menschen teilnehmen. Die von den Balkonen a capella herunter gesungenen „Saetas“ sind hier, in der Stadt, die als „Wiege des Flamencos“ bezeichnet wird, ganz besonders faszinierend anzuhören.

 

Auch Malaga, die zweitgrößte Stadt Andalusiens, lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Feierlichkeiten in der Karwoche geht. Neben der mit bis zu 30.000 Menschen meistbesuchten Prozession im Stadtteil Trinidad am Ostermontag, verdient noch ein weiteres Spektakel Aufmerksamkeit: Der traditionelle Begnadigungsakt am Ostermittwoch, bei dem jedes Jahr ein Inhaftierter aus dem Gefängnis freigelassen wird. Zurück geht dieser Brauch auf einen Erlass Karls III. aus dem 18. Jhd. Vergeben hatte er dieses Privileg, nachdem Häftlinge in der Karwoche aus dem Gefängnis von Malaga ausgebrochen waren, um eine Christusfigur durch die Straßen zu tragen. Statt die Gelegenheit zur Flucht zu nutzen, kehrten sie anschließend vollzählig wieder ins Gefängnis zurück.

 

Kastilien-León

 

Doch nicht nur der Süden Spaniens verdient Erwähnung bei den Feierlichkeiten in der Karwoche. So ist die Provinzhauptstadt Zamora in unmittelbarer Nähe zu Portugal in der Region Kastilien-León berühmt für die gregorianischen Gesänge und Choräle, welche die Prozessionen begleiten. Zu den Höhepunkten der Karwoch in Léon, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, gehören die zwei Prozessionen „Ronda“ und „Los Pasos“, die mit wertvollen Figuren bedeutender Barockkünstler gefeiert werden. In der Provinzhauptstadt Salamanca, die bekannt ist für ihre im 12. Jhd. gegründete Universität, ist die Gründonnerstagsmesse in der Universitätskapelle eines der Highlights. Alle Professoren nehmen daran Teil und tragen zu diesem Anlass die traditionellen, akademischen Gewänder.

 

Murcia und Valencia

 

Auch im Südosten Spaniens gibt es nennenswerte Spektakel rund um die Osterfeiertage zu bestaunen. So ist die Hafenstadt Cartagena in der Region Murcia bekannt für die Blumenpracht, mit der die Heiligenfiguren geschmückt werden. Auch der Gesang am Ende jeder Prozession, in den Tausende von Menschen einstimmen, sorgt für Gänsehaut. In Lorca, weiter im Inneren der Region gelegen, werden Szenen und Persönlichkeiten aus der Bibel in die Umzüge mit aufgenommen, begleitet von als römische Kaiser und ägyptische Truppen verkleideten Gruppen. In Elche, einer Gemeinde in der Provinz Alicante, wird bei der Palmsonntagsprozession die Ankunft Jesu Christi in Jerusalem nachgestellt. Ausgestattet mit „palmas blancas“ - kunstvoll und nach uralter Tradition geflochtenen weißen Palmstöcken - säumen die Bewohner die Straßen der Stadt.

 

Kastilien-La Mancha

 

Die Gemeinde Hellín in der Provinz Albacete wartet mit einem imposanten Trommelmarsch auf. An der sogenannten „Tamborrada“ nehmen bis zu 20.000 Trommler teil und lassen die Stadt regelrecht erbeben. Als starker Kontrast zu dem ohrenbetäubenden Lärm, findet daraufhin in der Nacht von Karfreitag auf Ostersamstag eine Prozession in völliger Stille statt.

 

 

Mehr Informationen über die Semana Santa und die Prozessionen hier.

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