27.09.2024 - Spanien auf Deutsch
In Spanien wächst das Problem des illegalen Cannabis-Anbaus, insbesondere in Innenräumen, rasant. Diese sogenannten Indoor-Plantagen sind schwer zu entdecken und extrem energieintensiv. Die Beleuchtungs- und Belüftungssysteme, die für den Anbau notwendig sind, laufen rund um die Uhr, was zu einem dramatisch erhöhten Stromverbrauch führt. Viele dieser Anlagen zapfen den Strom illegal an, was nicht nur die Netze überlastet, sondern auch massive finanzielle und sicherheitstechnische Folgen nach sich zieht.
Der spanische Stromversorger Endesa meldete allein im ersten Halbjahr dieses Jahres, dass 1.260 illegale Stromanschlüsse zur Versorgung von Cannabis-Plantagen entdeckt und abgeklemmt wurden – das sind im Schnitt sieben Plantagen pro Tag. Dieser Wert stellt einen Anstieg von 14 % im Vergleich zum Vorjahr dar und verdeutlicht die zunehmende Dimension des Problems.
Vergleich des Stromverbrauchs
Der durch illegalen Cannabis-Anbau verursachte Stromverbrauch ist enorm. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 wurde eine Menge von 141 Millionen Kilowattstunden (kWh) registriert, was dem Verbrauch von etwa 40.300 Haushalten entspricht. Insgesamt wird geschätzt, dass alle illegalen Plantagen in Spanien etwa 2,2 Terawattstunden (TWh) Strom pro Jahr verbrauchen – das entspricht dem jährlichen Energiebedarf der gesamten Stadt Sevilla.
Gefahren für die Allgemeinheit
Neben dem wirtschaftlichen Schaden stellt der illegale Stromverbrauch auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Manipulierte elektrische Anlagen führen häufig zu Bränden, Stromausfällen und gefährlichen Überlastungen. Allein in den letzten Wochen kam es zu fünf Bränden in Transformatorstationen in Andalusien (drei in Sevilla, einer in Almería und einer in Granada), die durch die massive Überlastung der Netze ausgelöst wurden. In besonders betroffenen Stadtteilen, wie dem Polígono Sur in Sevilla, wurden bis zu 15 Schmelzsicherungen pro Tag aufgrund von Überlastungen durchgebrannt.
Diese gefährlichen Situationen gefährden nicht nur die Betreiber der illegalen Anlagen, sondern auch die Bewohner der umliegenden Gebäude, da es immer wieder zu Bränden in den Wohnhäusern kommt, in denen diese Plantagen betrieben werden. Trotz Bemühungen, die Netzkapazitäten zu erhöhen, sind viele Stadtteile überlastet, da der illegale Stromverbrauch die installierte Leistung bei Weitem übersteigt.
Wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen
Der finanzielle Schaden durch den illegalen Stromverbrauch ist erheblich. Laut Endesa verursacht der Stromdiebstahl in Spanien jährlich Verluste von über 2 Milliarden Euro, was etwa 69 Euro pro Haushalt entspricht. Trotz der hohen finanziellen Verluste und der erheblichen Risiken für die öffentliche Sicherheit sind die Strafen für Stromdiebstahl in Spanien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Deutschland relativ mild.
Gewalt und Bedrohungen gegen Inspektoren
Neben den technischen Herausforderungen sehen sich die Mitarbeiter von Endesa bei der Entdeckung und Beseitigung illegaler Stromanschlüsse oft mit erheblicher Gewalt konfrontiert. In den letzten drei Jahren gab es über 100 Fälle von Bedrohungen und Gewalt gegen Techniker, die versuchten, betrügerische Anschlüsse zu beseitigen. Aufgrund dieser Gefahren arbeiten die Inspektoren oft unter Polizeischutz.
Schlussfolgerung
Der illegale Cannabis-Anbau in Spanien stellt nicht nur eine Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden, sondern auch für die Stromversorger und die öffentliche Sicherheit dar. Der enorme Stromverbrauch belastet das Netz, verursacht Brände und Stromausfälle und kostet die spanische Gesellschaft Milliarden. Trotz intensiver Bemühungen, diese Praktiken zu bekämpfen, nimmt die Problematik weiter zu, was dringende rechtliche und infrastrukturelle Lösungen erfordert.
Laut einer Pressemitteilung von Endesa vom 30.07.2024
Bildquelle: wikimedia commons
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