Lieben und Hassen in Benidorm

12.09.2012 - Focus online 

Der erste Eindruck von Benidorm schockiert: Der Poniente-Strand ist eigentlich schön und vor allem groß. Über drei Kilometer ist er lang. Der goldbraune Sand wird täglich gereinigt. Es gibt sogar behindertengerechte Zugänge, das Wasser ist meistens ruhig und gut zum Baden. Nur ein Problem gibt es – zumindest im Sommer: Man kann den Strand überhaupt nicht sehen. Entsetzt blicken Dagmar und Heidrun auf ein Meer aus Sonnenschirmen und Menschen. Würde man unter den Schirmen wandern, könnte man den gesamten Strand abgehen, ohne auch nur einen einzigen Sonnenstrahl abzubekommen.

Gleich hinter dem Strand ziehen sich Dutzende Hotelburgen dicht an dicht gebaut in den wolkenlos blauen Himmel. Nicht ohne Grund wird der berühmte Ferienort an der spanischen Costa Blanca wegen seiner Skyline „spanisches Manhattan“ genannt. Mit 300 Wolkenkratzern und bezogen auf die Einwohnerzahl hat Benidorm sogar die größte Hochhausdichte der Welt. Das Hotel „Bali“ ist mit seinen 186 Metern und 776 Zimmern das größte Gebäude von allen und das größte Hotel Europas.

Doch die architektonischen Superlative lassen Dagmar und Heidrun kalt. Ihnen ist die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Die beiden Studentinnen aus Karlsruhe wollten sich ein paar Tage erholen und am Strand relaxen. „Aber wie sollen wir hier relaxen, geschweige denn einen Platz am Strand finden?“, fragt Dagmar frustriert. Die beiden wussten, dass Benidorm nicht gerade als Paradies für Individualtouristen bekannt ist, aber das Budget reichte nicht für mehr. Als Heidruns Eltern dann von den Familienurlauben in Benidorm in den frühen 1990er Jahren schwärmten, entschieden sich die beiden Studentinnen spontan zu buchen. „Ein großer Fehler“, meint Dagmar.


300 Sonnentage im Jahr

Für James und Sophie ist Benidorm das „Paradies auf Erden“. Das englische Rentnerpaar aus London kommt schon seit über 20 Jahren jeden Sommer in die Touristenhochburg. „Wir fühlen uns hier richtig wohl. Das Wetter ist herrlich, der Strand ist schön, im Meer kann man gut schwimmen und es ist immer etwas los“, meint James. Für die ältere Urlaubergeneration ist Benidorm vor allem wegen seines Klimas ideal: Benidorm zählt jährlich 300 Sonnentage.

Zudem ist der Ort so wohltuend unzeitgemäß: Ultramoderne Designerbars beherrschen hier noch nicht das Bild. Stattdessen gibt es Bridgeturniere und Bingoabende. Zweimal täglich lädt der örtliche Gesangsverein am Levante-Strand zum gemeinsamen Singen ein.

Benidorm ist vor allem billig: Ein Bier kostet im Schnitt einen, der Liter Sangria fünf Euro. Das Nachtleben pulsiert wie in kaum einem anderen Ort an der spanischen Mittelmeerküste. Bis tief in die Nacht feiern die Jugendlichen an den Stränden.

Rund 30 000 europäische, meist pensionierte Ausländer haben hier ihren Zweitwohnsitz und alle können in Benidorm fast so wie zu Hause leben. Fast jede Nationalität hat ihre eigenen Friseure, Pastoren, Bäcker, Ärzte und Zeitungsstände. Ein bisschen Heimat im warmen Süden. Viele lieben Benidorm. Andere wie Dagmar und Heidrun finden es einfach nur hässlich.

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