Kühle Zuflucht in heißen Zeiten – Barcelonas Netzwerk der Klima-Refugien

06.06.2025 - Spanien auf Deutsch 

Wie die Stadt dem Klimawandel trotzt und ihre verletzlichsten Bürger schützt

Der Klimawandel ist längst mehr als ein abstraktes Zukunftsthema. Er ist real, spürbar – und er trifft Städte wie Barcelona mit voller Wucht. Die katalanische Metropole leidet zunehmend unter extremen Wetterbedingungen: Immer längere und intensivere Hitzewellen im Sommer, kalte Nächte im Winter und eine höhere Belastung für Mensch und Umwelt. Besonders betroffen sind ältere Menschen, Kleinkinder, chronisch Kranke und Menschen mit geringem Einkommen – also all jene, die am wenigsten ausweichen können.

Als Antwort auf diese Entwicklung hat die Stadtverwaltung von Barcelona ein innovatives Konzept ins Leben gerufen: die Red de refugios climáticos, das Netzwerk der Klimafluchträume.

 

Was sind Klima-Refugien?

Klima-Refugien sind öffentlich zugängliche Orte, an denen sich Menschen bei extremem Wetter aufhalten können – sei es, um der Sommerhitze zu entkommen oder sich im Winter vor der Kälte zu schützen. Die meisten dieser Orte sind das ganze Jahr über geöffnet. Dazu gehören Bibliotheken, Kulturzentren, Museen, Schulen, Seniorenheime, Parkanlagen mit ausreichend Schatten sowie einige klimatisierte Sporthallen.

Der große Vorteil: Diese Räume sind bereits vorhanden, müssen also nicht erst neu gebaut werden. Sie werden gezielt als „refugios climáticos“ ausgewiesen und auf einer öffentlichen Karte kenntlich gemacht, damit sie möglichst leicht gefunden werden können.

 

Fast 400 Schutzräume in der Stadt

Die Stadt Barcelona hat in den letzten Jahren rund 400 solcher Klimaschutzzonen identifiziert und in ein einheitliches Netz eingebunden. Im Sommer 2024 etwa standen während der Hitzewelle wieder über 200 klimatisierte Innenräume und 180 schattige Außenanlagen zur Verfügung.

Das Ziel: Niemand soll bei großer Hitze zu Hause bleiben müssen, wenn dort die Temperaturen unerträglich werden. Niemand soll gezwungen sein, in der Sonne zu warten, weil es keinen geeigneten Rückzugsort gibt. Mit dem kostenlosen Zugang zu diesen Refugien will die Stadt nicht nur akute Not lindern, sondern auch langfristig Gesundheit und Lebensqualität sichern.

 

Ein Vorbild für andere Städte

Barcelona ist eine der ersten Städte Europas, die ein solches Netzwerk aufgebaut hat – und gilt heute als Vorreiterin in Sachen städtischer Anpassung an den Klimawandel. Die Initiative wurde mehrfach international ausgezeichnet und inspiriert inzwischen andere Großstädte, ähnliche Projekte zu entwickeln.

Die „Red de refugios climáticos“ ist Teil eines umfassenderen Plans, mit dem sich Barcelona auf die Realität der Klimakrise vorbereitet. Dazu gehören unter anderem:

  • die Begrünung von Straßen und Plätzen
  • die Umgestaltung von Schulhöfen zu sogenannten „climate shelters“
  • strengere Vorschriften zur Energieeffizienz in Gebäuden
  • ein Hitzealarm-System mit zielgruppenspezifischer Ansprache

 

Klimaschutz beginnt lokal

Die Klima-Refugien in Barcelona zeigen, dass städtischer Klimaschutz nicht nur aus globalen Strategien und CO₂-Bilanzen besteht. Es geht auch um ganz konkrete, lebensnahe Maßnahmen, die das Leben der Menschen unmittelbar verbessern – besonders das derjenigen, die am stärksten betroffen sind.

In einer Welt, in der Hitzewellen zur Normalität werden, braucht es kreative, pragmatische und solidarische Lösungen. Die „Red de refugios climáticos“ ist ein Schritt in genau diese Richtung – und ein ermutigendes Beispiel dafür, wie Städte Verantwortung übernehmen können.

 

Tipp: Wer in Barcelona lebt oder die Stadt im Sommer besucht, kann die Karte mit allen Schutzräumen auf der Website des Rathauses einsehen: https://www.barcelona.cat/barcelona-pel-clima/es/acciones-concretas/red-de-refugios-climaticos

 

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