SERIE: Spanien heute

31.08.2009 - Madrid für Deutsche 

Verteilung nach Nationalitäten
Unter den Europäern stellten EU-Bürger vor zwei Jahrzehnten mit über 80 den größten Teil der ausländischen Bevölkerung Spaniens; doch ist dieser trotz der EU-Erweiterungen seit den 90er Jahren zurückgegangen. 2005 lag er nach den Zahlen des padrón municipal noch bei 57, wobei der Rückgang unter anderem mit der starken Zuwanderung von Mittel- und Osteuropäern aus Nicht-EU-Staaten erklärt werden konnte. Doch 2007 beträgt der Anteil unter Berücksichtung des EU-Beitritts von Rumänien und Bulgarien nur noch 37,8, obwohl zum Beispiel für Rumänen (Pajares 2007a) Spanien nach Italien mittlerweile das attraktivste Ziel in Europa ist. Laut padrón municipal stellen sie 2007 27,8 der europäischen Ausländer und insgesamt 11,7 aller Ausländer, wobei es Hinweise gibt, dass sie im padrón sogar noch eher unterrepräsentiert sind.

Für 2008 ist hier eine weitere Steigerung zu erwarten, da allein in den ersten neun Monaten 2007 ihr Anteil an den Aufenthaltstiteln um über 70 zugenommen hat. Die Rumänen sind damit mittlerweile vor den Briten (7 aller Ausländer) die umfangreichste europäische Nationalität in Spanien. Deutsche stellen einen Anteil von 3,6 unter allen Ausländern.

Die osteuropäischen (neben Rumänen vor allem auch Bulgaren und Ukrainer) sowie ein erheblicher Teil der portugiesischen Zuwanderer kommen nach Spanien, um der Armut im eigenen Land zu entgehen und Arbeit zu suchen. Diese finden sie vor allem in den Bereichen unqualifizierter Arbeit in Industrie, Bauwesen und seit einiger Zeit auch in der Landwirtschaft.

Bei den Bürgern der “alten” EU-Staaten (neben Briten vor allem Deutsche, Italiener und Franzosen) lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: zum einen Unternehmer, qualifizierte Angestellte und Leitungspersonal internationaler Unternehmen, die in den urbanen Zentren arbeiten, und auf der anderen Seite zu einem erheblichen Anteil Pensionäre, die ihren Ruhestand im angenehmen mediterranen Klima verleben wollen. Spanien ist das europäische Land mit dem höchsten Anteil dieser internationalen Ruhesitzwanderung oder “freizeitorientierten Altersmigration”.

Die afrikanischen Ausländer stellten Anfang 2007 17,9 aller Ausländer in Spanien. Dabei handelt es sich vor allem um Afrikaner aus dem Maghreb und speziell aus Marokko. Sie sind mit über 72 mit Abstand die umfangreichste Gruppe der Afrikaner, wobei ihr Anteil, bezogen auf die Gesamtzahl aller Ausländer, 12,9 beträgt. In den letzten Jahren ist zudem eine Zunahme der Migranten bei gleichzeitiger Diversifizierung der Herkunftsländer aus dem subsaharischen Afrika zu beobachten, wobei gegenwärtig Menschen aus Senegal und Nigeria am zahlreichsten sind.

Lateinamerikaner machen gegenwärtig 34,7 aller Ausländer aus und prägen in starkem Maß die Zuwanderung der letzten Jahre. Ursprünglich dominierten Argentinier, Venezolaner und Kubaner, die zum Teil schon frühzeitig Spanien als Exilland gewählt hatten. Seit den 80er Jahren spielten aber auch wirtschaftliche Motive vor allem für gut qualifizierte Arbeitskräfte eine Rolle (z.B. argentinische Zahnärzte). Infolge der Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme in Lateinamerika in den 90er Jahren, der zum Teil bürgerkriegsähnlichen Zustände in einigen Staaten und der Schwierigkeiten, in die USA zu gelangen, während in Spanien eine visumfreie Einreise möglich war, kamen weitere Nationalitäten hinzu.

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Walther L. Bernecker (Hg.)
Spanien heute, Vervuert Verlag Ffm. 2008
ISBN 978-3-86527-418-2

Erhältlich bei Auryn (s. Adressverzeichnis)
und www.ibero-americana.net

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