SERIE: Das „Phänomen Chueca“

13.04.2009 - Paul Stadelhofer 

Das Viertel Chueca hat sich seit den 90er Jahren von einer der gefährlichsten zu der modischsten Gegend überhaupt in der spanischen Hauptstadt entwickelt. Der Grund dafür: In den 90ern haben es die Schwulen und Lesben für sich erobert und mit ihren Designer-Boutiquen, Cafés, Restaurants und homosexuell orientierten Geschäften zu einem kleinen Juwel im Madrider Zentrum geschliffen. Einem Juwel mit bunten Fassaden, charmanten Gassen, Toleranz, Akzeptanz und einem leichten sowie kosmopolitischen Flair.

Laut der spanischen Immobilienseite idealista.es liegen die Mietpreise in Chueca zum Anfang des Jahres 2009 bei ungefähr 16 Euro pro Quadratmeter. Neben ausgefallenen und durchgestylten Designergeschäften sowie -Cafés findet sich hier auch eine selten luftige Vermischung von Menschen verschiedenster sexueller Orientierungen; ein Miteinander, das sich nicht in Szenen teilt, sondern bunt gemischt und tolerant in allen Bars und Straßen von Chueca zusammentrifft. So geht man nur selten die Stufen der Metrostation Chueca hinauf, ohne neben sich ein händchenhaltendes paar junger Männer auf dem „Plaza der Chueca“ schlendern zu sehen.

Dieser Platz ist nach dem spanischen Komponisten Federico Chueca benannt und bildet den Mittelpunkt des Stadtteils. Angesiedelt ist Chueca zwischen „Tribunal“, der „Gran Vía“, der „Banco de España“ und der „Calle de Génova“. Bis wohin das Viertel genau reicht, ist umstritten und die meisten sagen, dass es so weit reicht, wie die Lebenseinstellung und das Lebensgefühl von Chueca reichen. Was dieses Lebensgefühl ausmacht, ist leicht erklärt: Es besteht aus viel Akzeptanz und liegt zwischen den schmucken Läden und eleganten Elektrobars, welche in den letzten Jahren von den Schwulen hier eröffnet wurden.

Sie haben nicht nur die Kriminalität des Viertels gesenkt, sondern sogar vom „Phänomen Chueca“ reden gemacht. Das bezeichnet „die Normalisierung, die Sichtbarkeit und die Kommerzialisierung des Schwul-Lesbischen [...]“, laut der Kulturgeschichte der Homosexualität in Spanien im 20. Jahrhundert von Alberto Mira.
Eben dieser Einfluss der Homo- und Bisexuellen in Chueca hatte auch „zero“ - das größte Magzin für Schwule, Lesben, Bi- und Transsexuelle - dazu veranlasst dabei mitzuwirken, dass Chueca zum ersten Wireless-Lan Viertel Spaniens wurde. Mit über 100 W-Lan Punkten, lässt sich hier sogar auf dem „Plaza de Santo Domingo“ am angeblich ersten Freiluft-Hotspot Spaniens surfen.

Verkehrsanschluss
Erreichbar ist Chueca mit der „metro“-Linie 5, die direkt zum „Plaza de Chueca“ führt. Zu Fuß dauert es zum Zentrum des „barrios“ auch von den Metrostationen „Gran Vía“ (Linie 1 oder 5), Noviciado (Linie 2), Tribunal (Linie 1 und 10) oder Banco de España (Linie 2) nicht mehr als fünf Minuten. Dank der Nähe zum „Plaza de Cibeles“, wo alle Linien des Madrider Nachtbusses enden, ist Chueca auch noch zu später Stunde gut an den Verkehr angebunden.

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