NUTZWERT: Weihnachtslotterie bringt Millionengewinne

30.03.2008 - Clementine Kügler 

Zu den eindringlichen Spanienerfahrungen gehören die Spaziergänge am 22. Dezember vormittags durch die Innenstädte, wenn aus Radios und Fernsehern der Wohnungen, Bars und Cafeterías überall der eintönige Singsang der Mädchen und Jungs zu hören ist, die Zahlen und Geldsummen verkünden. Das ist die Verlosung der „Lotería de Navidad“, die größte Lotterie der Welt und ein einträgliches Geschäft der spanischen Staatslotterie.

2,2 Milliarden Euro werden in der drei bis vier Stunden dauernden im Rundfunk festlich übertragenen Verlosung ausgeschüttet. Per Internet oder spätestens ab 18 Uhr aus den an den Kiosken liegenden Sonderausgaben der Tageszeitungen erfährt man die Listen der Glückslose. In diesem Jahr gibt es 85 000 verschiedene Losnummern in 185 Serien. Fast 25 Millionen Zehntellose werden prämiert. Das entspricht 70 Prozent der Einsätze.

In großen Firmen ist in diesen Wochen mindestens ein Mitarbeiter damit beschäftigt, die Zehntellose zu verteilen. Üblicherweise kauft eine Firma eine Nummer und jeder Angestellte entscheidet, wieviel Décimos er kaufen möchte. Manche Firmen beschenken ihre Mitarbeiter auch mit den Losen. Innerhalb der Angestellten, der Familien oder Freunde werden dann Anteile auch für andere Nummern erworben oder getauscht, so dass die Gewinnchancen sich verteilen. Gewinnbeteiligungen, die einigen Cent entsprechen, bekommt man etwa beim Einkaufen geschenkt.

Ein Zehntellos kostet 20 Euro, der Höchstgewinn für diesen Einsatz beträgt, wenn man den begehrten „Gordo“, den dicken Hauptpreis hat, 300 000 Euro. Daneben werden mehrere lukrative zweite, dritte, vierte und fünfte Preise vergeben und Unmengen kleinerer Auszahlungen, die den Einsatz beim Zehntellos zumindest fünffach lohnen.

Jede dieser 85 000 fünfstelligen Nummern hat Chancen, zu gewinnen, auch die 00000, an die niemand glaubt und die, dem Vernehmen nach, die Königsfamilie spielt. In Madrid sitzen auf der Puerta del Sol eine Reihe von Losverkäuferinnen, die meisten Lose aber werden in den blauen Annahmestellen der Lotterie verkauft. Einige sind so berühmt, dass sich in den Tagen vor dem 22. Dezember lange Schlangen bilden, andere, wie im katalanischen Ort Sort (was „Glück“ bedeutet) verkaufen seit Monaten im ganzen Land.

Neben der Weihnachtslotterie ist auch „El Niño“ am Heiligen Dreikönigstag, dem 6. Januar, sehr beliebt. Wenn die spanische Staatslotterie Loterías y Apuestas del Estado (LAE) an die Börse ginge, stünde sie der Financial Times zufolge an 68. Stelle der hundert erfolgreichsten Unternehmen weltweit.

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