NEWS: Ansteckende Unabhängigkeit

06.10.2012 - A.Eisenführt / Arena 

Wie hatte doch einst Willi Brandt so treffend bemerkt: „Die Duldung böser Beispiele erschwert die Einhaltung guter Sitten“. Das gilt auch für die derzeitige politische Lage in und um Katalonien. Entgegen aller rechtlichen Normen von Verfassungsrang versucht der ehrgeizige Nochpräsident von Katalonien, Artur Mas, die öffentliche Stimmung in Richtung Unabhängigkeit dieses Autonomiegebietes hochzuputschen.

Und schon macht das Beispiel Schule. Im Baskenland und in Navarra stehen im November ebenfalls Regionalwahlen an. Die Führer aller dortigen Parteien weisen inzwischen auf das Beispiel Katalonien hin und stimmen – nicht ganz so gewalttätig wie die ETA, aber ähnlich klingend, -  das alte Lied von der Selbstbestimmung der „Nationen“ an. Der Chef der PNV, Iñigi Urkullu forderte in einer Wahlkampfrede, dass das Baskenland „eine Nation“ sein solle, die sich „auf dem Fusse der Gleichberechtigung mit den anderen europäischen Staaten messen“ könne. Das Baskenland ist gerade einmal so gross wie der Grossraum Barcelona und hat 1,8 Millionen wahlberechtigte Bürger. Katalonien hat die vier Provinzen Girona, Barcelona, Tarragona und Lleida mit knapp sieben Millionen Bürgern, von denen mindestens drei Millionen keine echten Katalanen, sondern aus dem restlichen Spanien zugereiste Menschen sind, sofern sie nicht überhaupt aus dem riesigen Lateinamerika, Nordafrika und Ländern zwischen Pakistan und China stammen.

Für den 13. Oktober hat die baskische ETA-nahe Partei BILDU, die nur unter Mühen vom Verfassungsgericht legitimiert und zu den Gemeinderatswahlen zugelassen wurde, aber seitdem einige Städte beherrscht, eine Grosskundgebung gegen Regierungschef Mariano Rajoy angekündigt. An dem Tag kommt er nämlich nach Bilbao, um seine konservativen PP-Kandidaten im Wahlkampf zu unterstützen.  BILDU sagte offen, dass es die Unabhängigkeit des Baskenlandes fordere: es müssten „Fesseln gesprengt werden“, da man „nicht länger an ein korruptes Regime wie das spanische gebunden“ sein wolle.

Das Baskenland hat in 50 Jahren mit rund 1.000 Ermordeten, 4.000 traumatisierten Menschen und der Abwanderung von 220.000 Unternehmern mit Familien bisher den höchsten Zoll an die Schimäre einer nationalen Unabhängigkeit gezahlt.

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