HINTERGRUND: Wo die Geschlechterfalle zuschnappt

09.05.2011 - Doris Oberleiter 

Die Gleichstellung von Männern und Frauen lässt auf vielen Ebenen zu wünschen übrig. Nicht nur, dass Frauen beim Frisör auch für einen Kurzhaarschnitt das Doppelte bezahlen oder in manchen Berufen auf Grund ihres Geschlechtes schon von vornherein schlechte Karten haben, das Gehalt ist der größte Faktoren der Diskrimination zwischen Männern und Frauen.

Spanien ist dabei eines jener Länder innerhalb der EU, in denen der Unterschied immer noch am höchsten ist. Rund 20 Prozent weniger verdienen Frauen auf der iberischen Halbinsel. Am grössten ist der Unterschied in der Immobilienbranche und in privaten Unternehmen, am geringsten im Bildungssektor. Die Zahl stammt aus einer Studie des spanischen Statistikinstitutes. Sie zeigt zwar eine Verbesserung, denn vor fünf Jahren lag der Unterschied noch bei 25 Prozent.

Die Zahlen, die in Spanien veröffentlicht wurden weichen von denen der EU ab: Laut EU-Kommission liegt die Differenz bei 16 Prozent. Die Unterschiede lassen sich auf verschiedene Erhebungszeiträume und -Methoden zurückführen. Auf EU-Ebene werden die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern definiert als der Unterschied der durchschnittlichen Bruttostundenlöhne von Frauen und Männern in der gesamten Volkswirtschaft.In Spanien bezieht sich die Berechnung auf das Jahreseinkommen.

Fest steht, dass sowohl 16 als auch 20 Prozent eine zu hohe Differenz sind.

Europaweit verdienen Frauen 17,5 weniger als Männer. Führend in der Diskriminierung sind Estland (30 ), Tschechien (26 ) und Österreich (25 ). Auch Deutschland ist mit knapp 23 im unrühmlichen Spitzenfeld. Vorbildlich sind hingegen Belgien (9 ) oder Italien (5 ).

Die Zahlen müssen jedoch mit Vorsicht genossen werden. Der Lohnunterschied allein ist kein eindeutiger Indikator für die Gleichstellung von Frauen und Männern insgesamt. Auch müssen die Daten stets in Verbindung mit anderen Indikatoren gesehen werden. So sind die Lohnunterschiede in jenen Ländern geringer, in denen auch die Frauenbeschäftigungsquote insgesamt niedriger ist, so zum Beispiel in Malta, Italien, Griechenland oder Polen. Große Lohnunterschiede sind in der Regel typisch für einen Arbeitsmarkt mit hoher Segregation (z.B. Zypern, Estland, Slowakei, Finnland) oder mit einem signifikanten Anteil von Frauen in Teilzeitarbeitsverhältnissen (z. B. Deutschland, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Österreich, Schweden).

Die Gründe für die Unterschiede in der Entlohnung sind vielfältig. Die offene Diskriminierung, wobei Frauen für die selbe Tätigkeit einfach schlechter bezahlt werden als Männer, ist auf Grund von EU-Richtlinien und Bemühungen auf nationaler Ebene stark rückläufig. Daneben gibt es aber das Problem der Unterbewertung der Arbeit von Frauen: Tätigkeiten, die ähnliche Fähigkeiten, Qualifikationen oder Erfahrung erfordern, sind in der Regel dann schlecht bezahlt und unterbewertet, wenn in ihnen der Anteil von Frauen gegenüber Männern vorherrscht. So verdienen beispielsweise die (vorwiegend weiblichen) Kassenkräfte in einem Supermarkt normalerweise weniger als die (hauptsächlich männlichen) Beschäftigten, die Regale bestücken und andere eher körperliche Tätigkeiten ausüben.

Eine weiterer Ursache ist die Segregation im Arbeitsmarkt: Frauen und Männer tendieren nach wie vor zu unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Dabei spielen Traditionen und Stereotypen eine wichtige Rolle. Und schließlich können Frauen auch aufgrund der familiären Verpflichtungen häufig nicht in Jobs arbeiten, die höhere Gehälter versprechen.

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