HINTERGRUND: Sparsames Weihnachten

22.11.2010 - Madrid für Deutsche 

Als neues Wirtschaftswunder wird die aktuelle ökonomische Entwicklung in Deutschland gefeiert, das wirkt sich auch auf das Weihnachtsfest aus: In diesem Jahr wollen die Deutschen mit 470 Euro, davon allein 300 für Geschenke, in etwa so viel Geld wie im letzten Jahr für das Fest ausgeben. Nach wie vor findet sich Nützliches ganz oben auf der Wunschliste, die von Büchern und Bargeld angeführt wird – an dritter Stelle steht mit dem Gutschein ein überraschender Aufsteiger.

Immer beliebter für den Geschenkekauf wird dabei das Internet: Ein Viertel der Befragten verlegt das Christmas Shopping in den virtuellen Raum und lässt sich die Waren per Versand liefern, wie der aktuelle Deloitte-Report „Reason Prevails for X-Mas 2010“ zeigt. Hierfür wurden europaweit über 20 500 Verbraucher befragt, darunter 1 759 Deutsche. „Deutsche gehören 2010 zusammen mit Schweizern, Luxemburgern und den Osteuropäern zu den Optimisten – ganz anders als Iren, Spanier oder Griechen.

Dennoch liegt das durchschnittliche deutsche Weihnachtsbudget im unteren Drittel. Spitzenreiter sind mit rund 1 200 Euro die Luxemburger und – bemerkenswerterweise – die Iren, die knapp über 1 000 Euro ausgeben wollen“, bemerkt Dr. Peter Thormann, Partner und Industry Leader Consumer Business bei Deloitte.

Die Deutschen schätzen die wirtschaftliche Lage und ihre Perspektive positiv ein: 38 Prozent glauben im nächsten Jahr an Wachstum, über die Hälfte hält ihren Arbeitsplatz für sicher. Vor allem die jungen, gut Ausgebildeten sehen optimistisch in die Zukunft. Zwei Drittel gehen davon aus, dass sich ihr Haushaltsbudget im nächsten Jahr kaum verändern wird. Ein Drittel der Deutschen meint aber, aktuell weniger Geld als noch vor einem Jahr zur Verfügung zu haben. Gegen den Euro-Trend: Weihnachtsbudgets wie im letzten Jahr Insgesamt 61 Prozent der befragten Deutschen wollen ihre Weihnachtsausgaben auf Vorjahresniveau halten – gegenüber einer europaweit durchschnittlichen Verringerung um 2,5 Prozent.

Diejenigen Deutschen (43 Prozent), die mehr ausgeben, wollen an Weihnachten keine Gedanken an materielle Fragen verschwenden. Europaweit sagen das nur 36 Prozent. Knapp ein Drittel derer, die ihre Budgets reduzieren wollen, geben hierfür die weitere wirtschaftliche Entwicklung als Grund an – gesamteuropäisch sind es 54 Prozent. Bescheidene Teutonen Angesichts der tatsächlichen und mentalen Disposition befinden sich die Weihnachtsbudgets der Deutschen auf einem im europäischen Kontext bescheidenen Niveau. Mit 470 Euro liegt das deutsche Budget nicht nur weit unter dem luxemburgischen (1 200 Euro), sondern auch unter dem französischen (605 Euro), dem spanischen (655 Euro) und dem italienischen (640 Euro).

Dabei ist nach wie vor Sparen angesagt: Knapp 50 Prozent wollen vor allem zu Angeboten greifen, immerhin fast ein Drittel will weniger teure Geschenke kaufen und 65 Prozent wollen intensiv Preise vergleichen. Favorit: Geschenke zum Selberaussuchen Die Deutschen wünschen sich nützliche, wertige Geschenke. Angeführt wird die Liste der Wunschpräsente wie in den letzten Jahren von Büchern. Es folgen Bargeld und Gutscheine. Hier zeigt sich ein deutlicher Tend zum Pragmatismus – denn Gutscheine stehen auch an der Spitze derjenigen Präsente, die verschenkt werden sollen.

Insgesamt legen Gutscheine in ganz Europa an Beliebtheit zu. Für Kinder bevorzugen Deutsche wie alle anderen Europäer pädagogisch wertvolle Gaben wie Bücher und Spiele. Weniger begehrt bei Erwachsenen ist Unterhaltungselektronik: Trotz Neuheiten wie iPad & Co. sinkt die Präferenz hierfür in Deutschland um sieben Prozent.

Sowohl bei der Geschenkebeschaffung als auch bei der Suche nach Inspirationen setzen die Deutschen auf das Internet. So will ein Viertel der Befragten vor allem bei Internet-Versandanbietern kaufen. Besonders beliebt ist diese Möglichkeit bei der Altersgruppe von 35 bis 44 Jahren und bei Männern der Mittelschicht. Lokale Geschäfte kommen auf 18 Prozent der Nennungen. Ganze 77 Prozent wollen im Internet nach Ideen stöbern, 75 Prozent darüber hinaus Freunde und Verwandte nach ihren spezifischen Wünschen fragen. Europaweit kommt die Recherchequelle Internet auf etwas über 70 Prozent. Kaum gefragt sind Second-Hand-Geschenke: 76 Prozent wollen davon nichts wissen.

„Den Deutschen geht es im europäischen Vergleich nicht schlecht – dennoch zeigen sie sich verhalten und präferieren unter anderem Handels- und Eigenmarken. Gezielt an Weihnachten sparen wollen sie nicht, aber auch keine Schulden machen. Spürbar wird die entspanntere Situation in einer anderen Hinsicht: Die Zahl derer, denen Kriterien wie sozial- und umweltverträgliche Produktionsbedingungen wichtiger sind als ausschließlich der Preis, ist gegenüber dem Vorjahr gestiegen”, ergänzt Peter Thormann.

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