HINTERGRUND: Copyright in Spanien

08.11.2010 - MADRIDER ZEITUNG / Madrid für Deutsche 

Im Zuge des Projekts LES - "Ley de Economía Sostenible" (Gesetz für nachhaltige Wirtschaft), das am 25.03.2010 veröffentlicht wurde, kommt die Copyright-Problematik Spaniens wieder auf den Tisch. Rund 1.400 Mio. Euro verliert das Land jährlich durch illegale Raubkopien und Downloads aus dem Internet, dreimal soviel wie Deutschland.

Das französische Unternehmen Tera Consultants publizierte vor kurzem eine Studie, basierend auf den Daten der EU-Mitgliedsstaaten, Europäischen Kommission und der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO), welche besagt, dass aufgrund von Raubkopien 2008 in Spanien 13.200 Arbeitsplätze zerstört wurden und der Kleinhandel Verluste von 1.357 Mio. Euro machte. In Italien werden Einbußen von 790 Mio., in Frankreich 743 Mio. und in Deutschland 446 Mio. Euro geschätzt.

Das LES diskutiert Maßnahmen, die den Schutz des geistigen Eigentums sichern sollen und beispielsweise Seiten die Inhalte ohne Lizenz veröffentlichen sperren. Die Gesetzesvorschläge werden diese Woche erst in den Kammern vorgestellt, das heißt: der Weg zu einem endgültigen Entschluss ist noch lang.

Unter den Verlusten litt als erstes vor allem die Musikindustrie. Es werden immer weniger CDs verkauft, denn wer gibt schon soviel Geld dafür aus, wenn man sich die Musik kostenlos im Internet runterladen kann oder auf der Straße 3 Euro für eine Raubkopie zahlt. Dasselbe gilt für DVDs, James Cameron versichert, dass sein Film Avatar, der alle Kassenrekorde brach, gleichzeitig am häufigsten illegal kopiert und vertrieben wurde. In der Los Angeles Times erschien eine Chronik über das illegale Runterladen von Filmen und Videos im Internet. 2003 gab es in Spanien 12.000 Videotheken, 2008 blieb davon nur noch ein viertel übrig. Zwischen 2006 und 2008 stiegen die Downloads von 132 Millionen Filmen jährlich auf 350 Millionen. In der gleichen Zeit sanken die Filmverkaufs- und Filmverleihzahlen um 30. Es besteht die Gefahr, dass die Kinostudios den DVD-Verkauf in Spanien einstellen.

Auch wenn die Bücher noch nicht so stark von der Piraterie betroffen sind wie die Musik- und Fimindustrie, so verzeichnet auch dieses Medium große Verluste. Laut einer Studie des FGEE (Spanischer Verlagsverband), werden die Einbußen auf 150 Mio. Euro pro Jahr geschätzt. Die Piraterie von Büchern findet ihre stärkste Verbreitung in den Universitäten, viele Professoren stellen ihren Studenten Texte im Internet zum Kopieren zur Verfügung, obwohl sie kein Recht dazu haben.

Für und Wider den Copyright-Schutz gibt es wie immer. So verteidigt der Professor der Unternehmensschule Enrique Dans das Internet als goßen Wirtschaftsantrieb. Die Verbreitung von Medien erregt Aufmerksamkeit und verhilft ihnen zu Popularität, aus der sie wiederum Nutzen ziehen. Außerdem ist es schwer Downloads einzuschränken, man sollte sich lieber auf den Gewinn, der daraus entstehen kann, konzentrieren. Man solle auch nicht zu sehr den Zahlen der Studien vertrauen: "Hinter vielen stecken Lobbyisten und die Untersuchungsmethoden sind auch nicht immer eindeutig nachzuvollziehen.

Der Vorsitzende der FGEE, Antonio Maria Ávila, ist da ganz anderer Meinung: "Die Urheberrechte müssen geschütz werden, sie sind existenziell. Des Weiteren wird die Produktion und Investition in Printmedien sich auf juristisch besser abgesicherte Länder verlagern, wie zum Beispiel die USA, und das, obwohl die wichtigsten Verlage aus Europa kommen."

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