Air Berlin spricht kein catalá

23.06.2008 -  

Für großen Wirbel sorgte kürzlich Air-Berlin Chef Joachim Hunold, der unter dem Titel "Das kommt mir spanisch vor" in seinem Bordmagazin auf eine Aufforderung der Regional-Regierung Mallorcas reagierte. Diese hatte gefordert: „Es sei unerlässlich, dass den katalanischsprachigen Bürgern und Konsumenten in korrekter Weise die Verwendung ihrer Sprache garantiert wird.“ Sie erbat deswegen Katalanisch sprechendes Bordpersonal.

Hunold konterte, Flüge nach Galicien oder ins Baskenland würden auch nicht in der regionalen Sprache betreut und fragte: "Spricht denn dort niemand Spanisch?" Er bescheinigte im weiteren Verlauf den "regionalen Nationalisten" einen "Rückfall in mittelalterliche Kleinstaaterei" und mokierte sich über den Provinzialismus der katalanischen Regierung. Hunolds Vergleich kam bei den nationalstolzen Katalanen, die ihre Sprache und Kultur verunglimpft sehen, nicht gut an. Der Sprachstreit explodierte, die Zeitung El Diari d'Balears erklärte Hunold zur "persona non grata" und der Ex-Parlamentarier Joán Puig Cordón versah auf seiner Internetseite das Firmenlogo der Airline sogar mit einem Hakenkreuz und nannte sie "Air Goebbels".

„Das überspannt den Bogen. Wir sind ohnehin erstaunt über den Fanatismus, mit dem da reagiert wird. Wir haben nur erklären wollen, dass eine weltweit agierende Airline überfordert ist, wenn sie alle Regionalsprachen bedienen will. Das Ganze hat schließlich auch einen gewissen ironisch-humorigen Unterton", sagte Air Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel – nur der kam offensichtlich nicht richtig rüber. Hunold hat es geschafft, mit wenigen Worten die Leute und das Land zu beleidigen, in dem sich sein wichtigster Flughafen befindet. Das kann man einer Privatperson vielleicht durchgehen lassen – aber einem Air Berlin-Chef?

Ohne Mallorca gäbe es kein Air Berlin. Zudem verhielt er sich selber nicht viel besser als die, die er kritisierte: Fehlende kosmopolitische Offenheit und kulturelles Fingerspitzengefühl vermisst man auch in seinem Artikel. Der Air-Berlin-Chef sprach damit aber auch so manchem Spanier aus dem Herzen. Seit langem bemängeln vor allem Konservative, dass an den Schulen in Katalonien und auf den Balearen Spanisch benachteiligt werde. "Ich bin mit Air Berlin einer Meinung und dagegen, dass das Katalanische mit Zwang durchgesetzt wird", meinte ein Leserbriefschreiber im "Diario de Mallorca". Ein anderer Leser meint: "Wenn nicht einmal der spanische Staat das Katalanische respektiert, kann man dies nicht von einem deutschen Unternehmen verlangen."

Mittlerweile will Hunold alles nicht so gemeint haben, bedauert seine Äußerungen und ein Repräsentant von Air Berlin fand sich zum Gespräch mit der mallorquinischen Regierung ein. "An sich ist die Sache beerdigt", sagte Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel. Der Präsident der Balearen-Regierung habe "die Bedeutung von Air Berlin herausgestellt und den touristischen Stellenwert für Mallorca betont", sagte Hauptvogel.

Ungeklärt ist die Sprachregelung dennoch und in puncto Sprachauswahl halten auch andere deutsche Fluggesellschaften die Forderung der Katalanen für überzogen. Entscheidend für die Sprachauswahl an Bord sei, "wie wir die Mehrheit der Fluggäste erreichen", sagt ein Lufthansa-Sprecher. Von der balearischen Regierung wurde gerade durchgesetzt, das Katalanisch nun die einzige zugelassene Amtssprache ist - selbst Doppelbeschriftungen sind nicht mehr erlaubt. Spanisch wird nun als Fremdsprache angesehen und Beamte und Leute, die im öffentlichem Dienst tätig sind, werden nun gebeten, möglichst schnell Katalanisch zu lernen. Dies hat nun Folgen für ausländischen Familien, denn Ihnen bleiben nur die teuren Privatschulen mit der Basissprache Spanisch oder Englisch. Es kann davon ausgegangen werden, dass auf den Balearen etwa 40 Prozent der Bevölkerung Katalanisch sprechen und der Rest Spanisch.

Man kann sich abschließend fragen: Jede Kultur hat ein Recht darauf, respektiert zu werden und dies beinhaltet sicher ein Recht auf die eigene Sprache – aber muss diese für alle Anderen zur Pflicht gemacht werden? Ministerpräsident Rodríguez Zapatero hat bisher trotz der Tatsache, dass das Ganze verfassungswidrig ist, noch nichts unternommen.

Judith de la Vega und Philip Erdmann

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