30.01.2023 - Spanien auf Deutsch
Antonio González Pacheco, auch bekannt als ‚Billy el Niño‘ (Billy, das Kind), war ein spanischer Polizist, der während der Franco-Diktatur in Spanien als Mitglied der Brigada Político-Social (BPS) diente. Diese Einheit war für die Inhaftierung, Folter und Hinrichtung politischer Gefangener verantwortlich.
Er war das sichtbarste Gesicht der Brigada Político Social und des Repressionsapparats in den letzten Jahren der Diktatur Francisco Francos und einer der berüchtigtsten Folterknechte der Brigada.
„Weißt du, wer ich bin? Billy, el Niño", das war sein boshafter Kommentar, um den Anti-Diktatur-Aktivisten, meist Kommunisten und Studenten, im Kerker von der Generaldirektion für Sicherheit Angst einzuflößen. Er hatte nach Angaben der Opfer Spaß an den Verhaftungen und Folterungen und ging dabei mit extremer Gewalt vor. Die Generaldirektion für Sicherheit hatte ihren Sitz an der Puerta del Sol in Madrid.
Ab 1977, in der Phase der Transición, war er Inspektor der spanischen Geheimpolizei, des Cuerpo Superior de Policía. Im Jahr 1981 wurde er in das Generalkommissariat der Kriminalpolizei versetzt und verließ den Dienst ein Jahr später, um als Sicherheitschef in privaten Unternehmen zu arbeiten.
Foltertechniken
Seine beliebteste Folterpraktik war, indem er seinen Opfern die Handgelenke an die Fußknöchel fesselte und sie dann an den Kniegelenken an eine Stange aufhing. Das versetzte diese in eine extrem verletzliche Lage, da das Gesäß, die Genitalien und die Fußsohlen den Schlägen und Tritten ausgesetzt waren.
Bei dem „Korridor“ wurde der Inhaftierte zwischen zwei Reihen von Polizeibeamten hindurchgeführt, die ihn mit Knüppeln, Ohrfeigen, amerikanischen Fäusten, Tritten und Schlägen schlugen.
Oder der "Repasito" (Überarbeitung/Auffrischung): mit Telefonbüchern und Gummiknüppeln wurden die Gefangenen, v. a. auf den Kopf, geschlagen. Dies war eine Taktik, um schwere Schläge zu verteilen, ohne sichtliche Spuren am Körper zu hinterlassen.
Die "bañera"-Technik (Badewanne) bestand darin, den Kopf in extrem schmutziges und ekelerregendes Wasser zu tauchen, bis der Häftling praktisch das Bewusstsein verlor.
Auch psychische Gewalt und Demütigung der Reprimierten waren an der Tagesordnung. Darunter Drohungen, Nötigungen, Isolationshaft, ständige Verhöre, das Ausziehen des Opfers oder tagelange Verweigerung von Wasser und Nahrung.
Anerkennungen und Verurteilungen
Für seine im Laufe der Dienstjahre erworbenen "Verdienste" erhielt er mehrere Geldpreise und fünf Pensionsmedaillen, die bis zu seinem Tod in seinem Besitz blieben und seine Rente um 50 % erhöhten.
Es gab mehrere Untersuchungen und gerichtliche Verfahren im Zusammenhang mit seinen Taten, und so wurde er wegen Menschenrechtsverletzungen gegen politische Gefangene, die während des Franco-Regimes begangen wurden, verurteilt. Im Jahr 2007 wurde er wegen der Folterung von drei politischen Gefangenen im Jahr 1977 zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt. Im Jahr 2018 wurde er wegen der Folterung von 12 politischen Gefangenen in den 1970er Jahren zu 141 Jahren Haft verurteilt. Aufgrund des spanischen Amnestiegesetzes von 1977 und den Verjährungsfristen hatte er die Strafe jedoch nicht verbüßen müssen. Das Amnestiegesetz gewährte Amnestie für Personen, die während der Franco-Diktatur an politischen Verbrechen beteiligt waren.
Erst nach seinem Tod (2020), wurden ihm die Medaillen von der Nationalpolizei und der Guardia Civil nach Anordnung des Innenministeriums aberkannt. Diese Abordnung basiert auf dem Gesetz „Ley de Memoria Democrática“, das 2007 verabschiedet wurde und sich mit dem Andenken an die Opfer des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) und des franquistischen Regimes (1939-1975) beschäftigt.
Dokumentarfilm "Billy" von Max Lemcke
Der Filmregisseur Max Lemcke hat zu diesem Thema einen Dokumentarfilm gedreht, der uns mit in die ‚Ende der 1960er‘-Jahre nimmt. Es geht um Billy el Niño und Zeitzeugen aus dieser Zeit; seine Opfer und Überlebende dieser Grausamkeiten, die in jenen Jahren meist Universitätsaktivisten waren.
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