HINTERGRUND: In Spanien sind Adoptionen leichter und billiger als in Deutschland

19.11.2007 - Jana Reiss und Stefanie Müller 

Im Vergleich zu Deutschland sind in Spanien die vielen aus dem Ausland adoptierten Kinder auffällig. Immer häufiger sieht man spanische Familien mit Kindern chinesischer oder afrikanischer Abstammung. Für das ungeübte Auge weniger auffällig sind die osteuropäischen und südamerikanischen Adoptivkinder, von denen es aber ebenfalls viele gibt.

Entsprechend einer vom spanischen Arbeits- und Sozialministerium veröffentlichten Statistik hat sich die Zahl der internationalen Adoptionen in den Jahren 1997 (942 Kinder) bis 2004 (5 541 Kinder) fast versechsfacht und der Trend dürfte sich fortgesetzt haben, auch wenn für die Jahre 2005 und 2006 keine offiziellen Zahlen vorliegen. Spanien ist nach den USA das Land mit der höchsten Anzahl internationaler Adoptionen. Das liegt auch daran, dass das Verfahren im Vergleich zu Deutschland und vielen anderen Ländern mehr Personen offen steht. In Spanien konnten schon vor der Homo-Ehe alleinstehende Männer Kinder adoptieren, genauso wie Frauen. Auch die Altersgrenze ist nicht so niedrig wie in Deutschland.

Interessant ist die Entwicklung der Herkunftsländer. 2003 führte noch die Russische Föderation (1 157 Kinder) die Liste der von spanischen Familien adoptierten Kinder an, vor China (1 043 Kinder). Es folgten die Ukraine mit 462, Kolumbien mit 285 und Bulgarien mit 202 Kindern. 2004 war China mit 2 389 Kindern der einsame Spitzenreiter, vor der Russischen Föderation (1 618 Kinder), der Ukraine (349 Kinder), Kolumbien (256 Kinder) und Äthiopien (220 Kinder). Insgesamt kamen 2004 aus Asien 2 577 Kinder (2003: 1 196), aus Osteuropa 2 111 Kinder (2003: 1 913), aus Lateinamerika 585 Kinder (2003: 679), und aus Afrika 268 Kinder (2003: 163) nach Spanien. Die Zahl der inländischen Adoptionen lag zwischen 1997 und 2004 in Spanien konstant bei 800 bis 1 000 Kindern.

Die Entwicklung in Deutschland ist entsprechend den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes Wiesbaden gegenläufig. Die Gesamtzahl der Adoptionen ist in den Jahren 1997 bis 2004 um fast 30 Prozent von 7 713 Kindern auf 5 072 Kinder zurückgegangen, was im Wesentlichem am Rückgang der inländischen Adoptionen lag. Die ausländischen Adoptionen stagnierten im vorgenannten Zeitabschnitt (1997: 1 692 Kinder, 2004: 1 637 Kinder). 2005 waren es sogar nur noch 1 453 ausländische Adoptionen. Die bedeutendsten Herkunftsländer für ausländische Adoptionen in Deutschland im Jahre 2004 waren die Russische Föderation (255), Thailand (106), Polen (100) und Rumänien (71). Es wurde kein einziges chinesisches Kind adoptiert.

Wichtigste Rechtsgrundlage für eine internationale Adoption ist das Haager Übereinkommen vom 29. Mai 1993 zum Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption. Dem Übereinkommen gehören weltweit mittlerweile 70 Länder an, unter anderem Deutschland und Spanien. Das Verfahren bei einer Adoption aus dem Ausland läuft in Deutschland und Spanien insofern unterschiedlich, als dass es in Spanien komplett in staatlicher Hand liegt und über die Jugendämter läuft, während in Deutschland die Jugendämter zwar die psycho-soziale Eignung der Adoptiveltern prüfen, das Verfahren im Übrigen aber in den Händen privater Agenturen liegt.

Aus den Vermittlungsgebühren dieser Agenturen resultieren wesentlich höhere Kosten für eine Adoption in Deutschland, wo man inklusive der Reisekosten zur Abholung des Kindes mit mindestens 20 000 Euro für die Adoption eines Kindes im Ausland rechnen muss. Nach Angaben in Internetforen belaufen sich die Unkosten zur Adoption eines chinesischen Kindes in Spanien lediglich auf 12 000 Euro.

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