HINTERGRUND: Emilio schlägt Josef

07.11.2008 - finanzen.net und Madrid für Deutsche 

Nur neue Bilanzierungsregeln retten die Deutsche Bank im dritten Quartal vor tiefroten Zahlen. Ein Spanier macht jedoch vor, wie man mit grundsolidem Handwerk durch die Krise kommt. Auf dem Onlineportal Youtube erklärt der Chairman der Banco Santander, Emilio Botín (siehe Foto), in gebrochenem Englisch, wie sich sein Erfolg erklärt. Die Bank ist inzwischen gemäß Börsenkapitalisierung das fünftgrößte Kreditinstitut der Welt.

Das Institut hat gerade den Preis als beste Bank der Welt 2008 des Fachblatts „Euromoney“ in London eingeheimst. Mitten in der schlimmsten Finanzkrise seit Jahrzehnten präsentierte das spanische Institut vergangene Woche wieder mal stramme Milliardengewinne, gespeist aus einem florie­renden Privatkundengeschäft. Die Aktionäre profitieren mit einem Dividendenplus von zehn Prozent für 2008. Doch das Bemerkenswerteste: Gerade mal 1,5 Millionen Euro musste die Bank nach eigenen Angaben im dritten Quartal an faulen Krediten abschreiben.

Auch bei der Postbank in Deutschland floriert nach wie vor das Privatkundengeschäft. Mit rund 16 Millionen Kunden ist sie der Marktführer hierzulande. Bis vor kurzem hatte es so ausgesehen, als würde sich dieses Institut deshalb auch aus den schlimmsten Turbulenzen der Finanzkrise heraushalten können. Doch dann schockte Vorstandschef Wolfgang Klein die Märkte mit einem Verlust von 450 Millionen Euro für das dritte Quartal, kappte die Jahresziele, strich die Dividende. „Die Postbank ist von der Finanzkrise hart getroffen“, musste Klein einräumen, dessen Institut nun vom Mutterkonzern Post über eine Kapitalerhöhung im Volumen von einer Milliarde Euro notdürftig gestützt wird.

Genügen wird das längst nicht, ahnen Experten. Von den Investoren kam prompt die Quittung: Die Postbank verlor an einem Tag ein Viertel ihres Börsenwerts. Vor allem Wertberichtigungen auf Anleihen und Schuldverschreibungen der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers hatten das Quartal verhagelt. Und das, obwohl im operativen Kundengeschäft sowohl das Zins- als auch das Provisionsergebnis deutlich zulegte.

Bei Santander dagegen geht die Strategie auf, die Bankenchef Botín in seinen 20 Jahren an der Spitze des Instituts konsequent durchgezogen hat: Konzentration auf ein einfaches Geschäftsmodell, das nicht auf das Hantieren mit komplizierten, in Krisenzeiten hochexplosiven Finanzprodukten zurückgreifen muss, sondern auf organischem Wachstum im Privatkundengeschäft basiert und durch gezielte Übernahmen im In- und Ausland ergänzt wird. So wurde aus der 1857 im nordwestspanischen Santander gegründeten Bank eines der größten europäischen Finanzinstitute mit einer aktuellen Bilanzsumme von fast einer Billion Euro. „Strukturierte Produkte verstehen wir nicht und haben wir nicht“, sagte Botín schon Anfang 2008, als der Sturm an den Finanzmärkten noch nicht zum Orkan angeschwollen war. Nach Einschätzung der „Börsenzeitung“ sind bei der spanischen Bank „wahre Experten am Werk, die das grundsolide Bankenhandwerk noch verstehen“.

Doch Bankenchef Botín setzt weiter auf das schlichte Credo seines Erfolgs und er gibt seine Grundsätze weiter, wenn es sein muss auch in holprigem Englisch: „Wenn Sie ein Finanzinstrument nicht verstehen, kaufen Sie es nicht. Wenn Sie das Produkt nicht selbst kaufen würden, versuchen Sie auch nicht, es jemand anderem zu verkaufen. Und wenn Sie Ihren Kunden nicht sehr genau kennen, leihen Sie ihm kein Geld.“

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