02.03.2020 - Spanien auf Deutsch
"Serenooooo, clap,clap, clap!" Bis in die späten siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts war die Figur des Serenos (Nachtwächter) und seine nächtlichen Rufe nach ihm in den Hauptstädten der Provinzen in Spanien sehr verbreitet. Für viele sind die Nachtwächter noch heute Teil ihrer Kindheitserinnerungen.
Der Sereno war der Wächter, der nachts die Straßen bewachte, für die Sicherheit in der Nachbarschaft und Ruhe sorgte, die Feuerwehr im Brandfall warnte und die Straßenbeleuchtung regulierte. In vielen Städten oder Stadtteilen musste er auch mit seinem großen Schlüsselbund die Türen öffnen. Oft gab er auch Spezial-Weckrufe ab, mit Uhrzeit und Wetter, wie „las doce en punto y lluviaaa“ (Punkt zwölf Uhr und Regen). Als Gewerbe existierte der Beruf des Nachtwächters in Spanien seit dem 18. Jahrhundert bis 1977.
Die Voraussetzungen, um Teil des Nachtwächter-Korps zu sein, waren keine polizeilichen Vorstrafen zu haben, mindestens fünf Fuß groß zu sein (entspricht ca.1,52 Meter; eineinhalb Meter waren der spanische Durchschnitt der Zeit), eine starke und klare Stimme zu haben und zwischen 20 und 40 Jahre alt zu sein.
Uniformiert waren sie mit einem grauen Umhang, Schirmmütze und einem Stock oder ‚Chuzo‘ (eine Art Stock mit eiserner Spitze). Außerdem trugen sie eine Bronzepfeife, um die zuständigen Behörden im Falle von Auseinandersetzungen oder Bränden zu benachrichtigen und um miteinander zu kommunizieren.
Der letzte Nachtwächter in Madrid soll Manuel Amago gewesen sein. In Anerkennung seiner Arbeit wurde er von der Autonomen Region Madrid geehrt. In der Straße Doctor Gómez Ulla (im Stadtteil Salamanca) befindet sich eine Gedenktafel. In dieser Straße, zwischen den Portalen 8 und 10, steht: "Manolo Amago, dem letzten Nachtwächter, aus Dankbarkeit für seine Verdienste seit 1956".
Zwar ohne Pfeife, Stock, Hut und lautem Schlüsselbund, kehren nun in einigen Städten Spaniens die Nachtwächter zurück. Es ist eine aktualisierte „Version“ des Serenos, denn hier ist das Handy das unverzichtbare Werkzeug für die Arbeit. Sie kehren mit dem vorrangigen Ziel zurück, die nächtliche Ruhe auf den Straßen zu gewährleisten und für eine aufgeräumte und gepflegte Stadt zu sorgen. Gijón, Oviedo, Murcia, Vigo, Cáceres, Calatayud, einige Stadtteile Madrids und Santa Coloma de Gramenet (Barcelona) haben diese nostalgische Figur bereits wieder eingeführt.
Die Verantwortlichen der Metropolregion bestehen darauf, dass die ‚serenos‘ nicht aufgrund der Unsicherheit selbst zurückkehren, sondern aufgrund des Misstrauens gegenüber dem öffentlichen Raum, auch aufgrund des Aufbauschens von Vorkommnissen, die sozialen Netzwerke in bestimmten Situationen fördern. Die Polizei sollen sie nicht ersetzen. „Sie werden besorgniserregendes Verhalten melden, aber keine kriminellen Aktivitäten verfolgen. Ein Wächter wird nicht als lokale Polizei agieren oder umgekehrt. Sie werden differenzierte, aber ergänzende Aufgaben übernehmen, um der Stadt mehr Sicherheit zu geben“, bekräftigt Núria Parlon, Bürgermeisterin von Santa Coloma de Gramenet.
Zu den Aufgaben zählen beispielsweise die Behebung von Lichtausfällen, das Erkennen von auffälligen Vorfällen wie brennenden Behältern oder übermäßigem Lärm, die Begleitung von Frauen, die allein nach Hause zurückkehren, oder von älteren Menschen, die in die Apotheke oder zur Notaufnahme müssen. Sie überprüfen, ob Fahrzeuge richtig geparkt sind, oder stellen sicher, dass die Mülleimer und Container nicht überlaufen.
Die Nachtwächter "patrouillieren jeden Tag zwischen ca. 23h – 7h, außer am 18. Oktober, dem „día de los serenos“ (Tag der Nachtwächter).
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