Das Wetterphänomen “Gota Fría” (Kaltlufttropfen) an der Ostküste Spaniens und auf den Balearen

12.09.2019 - Laura Nadolski 

Wolkenbrüche, Stürme und Fluten – das alles klingt so gar nicht nach dem sonnigen Urlaubsspanien wie wir es kennen. Doch jedes Jahr kommt es an den Küsten Spaniens zu heftigen Niederschlagsereignissen. Gerade im Osten der Halbinsel und auf den Balearen regnet es zum Teil an einem Tag so viel wie im Rest des Jahres zusammen. Die Folgen sind Überschwemmungen, die große Sachschäden an Infrastruktur und in der Landwirtschaft verursachen, zu Erdrutschen führen und zum Teil sogar Menschenleben kosten. So auch bei dem Unwetter auf Mallorca im vergangenen Herbst, bei dem fünf Menschen zu Tode kamen.

Doch wie kommt es zu diesen Regengüssen?
Vor allem im spanischen Sprachgebrauch werden diese Starkregen oft mit der sogenannten „Gota Fría“, also einem Kaltlufttropfen in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich um eine kalte Luftmasse in den oberen Luftschichten, die von ihrem Ursprungsgebiet im Norden losgelöst ist. Wenn sie in den südlicheren Breiten auf wärmeren Untergrund stößt, wird eine Zirkulation ausgelöst, die der einer Zyklone ähnelt. Diese vermischt die kalte Luft aus der Polregion mit der warmen, feuchtigkeitsgeladenen Luft über dem Mittelmeer. Wenn diese dann auf die Gebirgsketten der Küstenregion stößt, wird sie zum Aufstieg gezwungen und es kommt zu heftigen Konvektionsregen.
 
Die Niederschläge betragen bis zu 100 mm innerhalb von 24 Stunden oder sogar mehr. So wurde bei den Stürmen im November 2016 in Valencia an einem Tag 130 mm akkumuliert und am 16. November 2018 in einigen Orten Castellóns bis zu 535 mm. Zum Vergleich: in München kommt es in einem Jahr durchschnittlich zu 648 mm. Also nur etwas mehr als es an der Ostküste Spaniens zum Teil an einem Tag niederprasselt.
 
Gerade im Herbst kommt es zu diesen Starkregenereignissen und dementsprechend auch Überschwemmungen. Zu dieser Jahreszeit ist die Luft, die in die Gota Fría aus Norden einströmt, besonders kalt und trocken. Das Meer darunter ist hingegen vom Sommer noch aufgeheizt. Das fördert die Anreicherung der unteren Luftschichten mit Wasserdampf, der dann beim Aufstieg durch die Abkühlung der Luft abregnet.
 
Nun wird vor allem unter Spaniern bei solchen sturmartigen Niederschlägen generell gleich von der „Gota fría“ gesprochen. Das ist jedoch nicht richtig und selbst in der wissenschaftlichen Literatur kommt es hier immer wieder zu Verwechslungen. Nicht alle Kaltlufttropfen, die im Mittelmeer auftreten, führen zwingend zu starken Niederschlägen. Und nicht alle Regenergüsse, die die Ostküste überfluten, werden von Kaltlufttropfen ausgelöst. So gibt es noch eine Handvoll anderer Wetterlagen, die zu Starkregen führen können. Darunter zum Beispiel die Zyklonen, die wie auch in den gemäßigten Breiten kennen, oder Tröge (ein ausgedehntes Gebiet relativ geringen atmosphärischen Luftdrucks) tiefen Drucks in der Höhe.

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