TIPP: "Vicky Cristina Barcelona" feiert Premiere

Auf keine Premiere hat die Stadt in diesem Jahr sehnlichster gewartet: Heute läuft Woody Allens „Vicky Cristina Barcelona“ in den Kinos an. Die Dreharbeiten legten im letzten Jahr die Innenstadt lahm und hielten wochenlang die Autogrammjäger in Atem: Denn in der romantischen Komödie spielt nicht nur Barcelona eine Hauptrolle, sondern auch Oscar-Preisträger Javier Bardem, Penélope Cruz und Scarlett Johansson.

Der Inhalt des Streifens, der beim Filmfestival San Sebastián die Nebenreihe Zabaltegui eröffnete, ist schnell erzählt: Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson), zwei amerikanische Touristinnen, verbringen einen Sommer in Barcelona und lassen sich abwechselnd vom Maler Juan Antonio (Javier Bardem) verführen, der wiederum zu seiner Ex-Frau María Elena (Penélope Cruz) eine On-Off-Amour-Fou pflegt. Für den rasanten Liebesreigen, bei dem sich auch Scarlett Johansson und Penélope Cruz in einer Dunkelkammer leidenschaftlich küssen dürfen, hätte es keine bessere Kulisse gegeben als Barcelona, so der Regisseur gestern: „So eine Geschichte kann nur in einer romantischen Stadt wie Barcelona spielen; in London, New York oder Berlin wäre sie unmöglich.“

Mit ein Argument für die Wahl Barcelonas dürfte allerdings auch der Einsatz der katalanischen Produktionsfirma Mediapro - und die tatkräftige Unterstützung der Stadt gewesen sein: Angeblich eine Million Euro hat sie sich das Engagement des prominenten New Yorker Filmemachers kosten lassen - und dafür einen Werbefilm bekommen, wie ihn kein Tourismusstratege besser hätte ausdenken können. Vicky bewundert Gaudís Casa Milà, den Parc Güell, die Sagrada Familia; Cristina streift durch das Barrio Gótico, über die Ramblas; gemeinsam verlustiert man sich am Tibidabo.

Dass diese geballte Ladung Barcelona-Sight-Seeing ebenso amüsiert wie der bunte Reigen aller anderen Spanienklischees - stets klimpert irgendwo eine Gitarre, der Wein fließt in Strömen - ist Woody Allens Schalk und seiner erfrischenden Respektlosigkeit zu verdanken: Die Figuren, allen voran Muster-Macho-Ibérico Javier Bardem, sind so überzeichnet, dass sie sich selbst gekonnt persiflieren. Und wenn den regionalen Geldgebern die Besonderheiten Kataloniens so wichtig sind, mag sich Allen gedacht haben, dann soll Protagonistin Vicky halt einen Masterstudiengang über „katalanische Identität“ machen - damit wäre auch das Thema abgefrühstückt.

Für die temporeich erzählte Geschichte gab es bei der Spanienpremiere in San Sebastián begeisterten Applaus. Und Mediapro-Direktor Jaume Roures rieb sich die Hände: Seine Produktionsfirma hat den hyperproduktiven Regisseur gleich für drei weitere Projekte verpflichtet. Ab Sommer 2009 wird wieder gedreht; ob in Spanien oder einem anderen europäischen Land ist noch offen.

Infos:
Vicky Cristina Barcelona läuft ab Donnerstag in den Kinos. Am 20. September gibt es im Auditori eine Galavorstellung, bei der auch Regisseur Woody Allen, Oscar-Preisträger Javier Bardem und Schauspielerin Rebecca Hall anwesend sein werden. Karten verlost die TageszeitungLa Vanguardia.

Fast alle großen Kinos haben den Film ab heute in ihrem Programm. In Originalversion (englisch-spanisch) gezeigt wird er unter anderem in den Cines Icaria.