Warum das Leben in Spanien (nicht mehr) günstiger ist – Preise im europäischen Vergleich

26.06.2025 - Spanien auf Deutsch 

Wer in Spanien lebt oder einen Umzug dorthin plant, hat oft einen Gedanken im Kopf: „Dort ist das Leben günstiger.“ Doch stimmt das (noch)? Lange galt Spanien als preiswertes Paradies mit günstigen Mieten, billigen Lebensmitteln und entspanntem Lebensstil. Doch spätestens seit den wirtschaftlichen Turbulenzen der letzten Jahre hat sich vieles verändert.

 

Lebenshaltungskosten – früher günstig, heute differenziert

Spanien liegt laut Eurostat beim allgemeinen Preisniveau noch immer unter dem EU-Durchschnitt – aber der Abstand schmilzt. Im Jahr 2024 betrugen die Lebenshaltungskosten in Spanien rund 92 % des EU-Durchschnitts, während Deutschland bei ca. 112 % lag. Doch ein Blick ins Detail zeigt: Es gibt große Unterschiede – je nach Region, Lebensbereich und aktuellem Einkommen.

 

Wohnen: Mieten explodieren – vor allem in Städten

In Barcelona, Madrid, Málaga oder Palma sind die Mietpreise in den letzten fünf Jahren um bis zu 50 % gestiegen. Die Ursachen:

  • Wohnraumknappheit
  • Kurzzeitvermietungen über Plattformen wie Airbnb
  • gestiegene Baukosten
  • Zuwanderung in urbane Zentren

Während man auf dem Land weiterhin Wohnungen für unter 400 € mieten kann, kostet ein kleines Apartment in Barcelonas Innenstadt inzwischen durchschnittlich 1.300 € pro Monat.

Fazit: Mieten in beliebten Regionen sind nicht mehr „günstig“ – sie sind für viele Spanier inzwischen kaum bezahlbar.

 

Lebensmittel: Teuerung durch Inflation und Klimawandel

Spanien war lange für günstige Grundnahrungsmittel bekannt. Doch im Zuge der hohen Inflation 2022–2023 sind die Lebensmittelpreise deutlich gestiegen.
Einige Beispiele (Stand: Frühjahr 2025):

  • 1 Liter Olivenöl: 6–9 € (teils doppelt so teuer wie 2021)
  • 1 Kilo Tomaten: 2,50–4 €
  • 1 Liter Milch: 1,20–1,60 €

Besonders betroffen: frisches Obst und Gemüse – paradox in einem Land mit so großer Agrarproduktion. Gründe sind u. a. die anhaltende Dürre, steigende Produktionskosten und gestiegene Exportquoten.

 

Strom, Wasser, Benzin: Keine Schnäppchen mehr

Während Spanien 2021/22 noch europaweit für günstige Strompreise bekannt war, ist das inzwischen Geschichte. Die Preise an den Strombörsen sind volatil, viele Haushalte zahlen aktuell 30–40 Cent/kWh – ähnlich wie in Deutschland.
Auch Benzin kostet in Spanien mittlerweile über 1,60 €/l, in touristischen Gegenden sogar mehr.

Nur Wasser ist in vielen Regionen noch relativ günstig – oft unter 1 €/m³.

 

Löhne und Kaufkraft – eine Schere, die auseinandergeht

Trotz steigender Preise bleiben die Löhne in Spanien vergleichsweise niedrig. Der Mindestlohn wurde zwar 2024 auf 1.134 € brutto im Monat (14 Zahlungen) angehoben – das entspricht rund 950 € netto bei 12 Zahlungen.
Doch die reale Kaufkraft vieler Haushalte ist gesunken. Besonders betroffen: junge Erwachsene, Rentner und Alleinerziehende.

 

Vergleich mit Deutschland – günstiger, aber nicht immer

Kategorie

Spanien (2025)

Deutschland (2025)

Miete 2-Zimmer-Stadt

900–1.300 €

1.000–1.400 €

Liter Olivenöl

6–9 €

7–10 €

Strom (kWh)

30–40 Cent

35–42 Cent

Durchschnittslohn brutto

ca. 2.100 €

ca. 3.900 €

Mindestlohn netto

ca. 950 €

ca. 1.250 €

 

Fazit: Spanien ist in vielen Punkten weiterhin günstiger – aber das Preis-Leistungs-Verhältnis hat sich verschoben.

 

Spanien bleibt günstiger – aber nicht für alle

Wer in Spanien ein gutes Gehalt verdient oder als Rentner mit ausländischem Einkommen lebt, kann von der Preisstruktur weiterhin profitieren. Wer hingegen mit spanischem Durchschnittslohn in einer Großstadt lebt, spürt die Preissteigerungen deutlich.

Der Mythos vom billigen Leben in Spanien lebt weiter – aber er braucht heute mehr Erklärung als früher.

 

Bildquelle: wikimedia commons

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