SERIE: Deutschsprachige Unternehmer in Katalonien - Martina Rickert

31.08.2008 - Corinna Reiß 

1.Was macht Ihr Unternehmen?
Happy-Yoga ist ein Zusammenschluss verschiedener Yogazentren. Ich biete seit zwei Jahren im Bezirk Gracia Kundalini-Yoga an. Darüber hinaus gibt es Hatha-Yoga, Meditation, Bauchtanz, Yoga für Schwangere sowie Yoga für Mamas und Babies und Kinderyoga. Vervollständigt wird unser Angebot durch verschiedene Therapien wie Massage, Fußreflexzonenmassage, Reiki und anderes mehr.

2. Wie entstand Ihre Unternehmensidee?
Die Idee entstand aus der Lust und Inspiration, etwas Neues zu machen. Eigene persönliche Entwicklungen und unsere abgeschlossene Yogalehrer-Ausbildung brachten mich und meine Partnerin zu dem Entschluss.

3. Warum in Katalonien?
Weil wir hier bereits lebten und uns wohlfühlen.

4. Was war für Sie das größte Problem am Anfang?
Für uns als nichtspanische Kundinnen bestand das größte Problem darin, eine Bank zu finden, die bereit war, mit uns zusammenzuarbeiten. Zumal wir auch praktisch kein Startkapital vorweisen konnten. Außerdem war es nicht einfach, geeignete Räume zu finden. Entweder waren die Immobilien zu teuer oder an keinem guten Standort.

5. Sprechen Sie Katalanisch?
Nein, ich verstehe es ganz gut, aber spreche es nicht. Im Großen und Ganzen ist das kein Problem – wir haben viele Kunden, die nicht Katalanen sind.

6. Die meisten geschäftlichen Kontakte entstehen wo?
Am Anfang haben wir sehr viel Werbung über Plakate und Handzettel gemacht. Mittlerweile kommen neue Kunden vor allem über Weiterempfehlung und Mundpropaganda. Darüber hinaus haben wir unsere Homepage und schalten auch Anzeigen Online.

7. Wie wirkt sich die verordnete Zweisprachigkeit auf Ihre Firma aus?
Das ist kein Thema für uns, bisher sind wir mit Castellano gut zurechtgekommen.
Allerdings schalten wir unsere Online-Anzeigen auch auf Katalanisch. Es gab bisher nur wenige Fälle, in denen sich potentielle Kunden beschwerten, weil wir den Unterricht nicht in Katalanisch machen.

8. Was raten Sie jemandem, der hier eine Firma gründen will? Man braucht viel Motivation, innere Stärke und Energie. Die Überzeugung in die eigene Idee ist unabdingbar. Ein gutes Durchhaltevermögen hilft enorm, den deutschen Perfektionismus sollte man ablegen und statt dessen eine gute Portion Humor zulegen. Konkret hat uns sehr „Barcelona activa“ geholfen – ein öffentliches Programm, das bei der Unternehmensgründung hilft.

9. Welcher Unterschied zu Deutschland fällt Ihnen hier am meisten auf?
Eine schwierige Frage für mich, da ich schon seit insgesamt 15 Jahre nicht mehr in Deutschland lebe…ich denke die Deutschen sind weniger flexibel. Hier erlebe ich mehr Lebendigkeit, die mir persönlich entspricht. Auf jeden Fall geht es hier sehr viel lauter zu als in Deutschland – nicht nur der Lärm in der Straße, sondern auch die Menschen sind lauter.

10. Was mögen Sie besonders an den Katalanen?
Für mich ist es nicht so wichtig, welchen Landsmann ich vor mir habe. Die einzelne Person ist wichtig, nicht die Nationalität.

11. Gibt es etwas, das Sie hier stört?
Manchmal stört mich etwas die katalanische Borniertheit in Bezug auf die Sprachregelung.

12. Sagen Sie uns einige deutsche Marotten, die Sie nicht ablegen können?
Nun ja, tatsächlich wird mir öfter von Leuten gesagt, ich sei die untypischste Deutsche, die sie kennen…was ich jedoch immer noch bemerke, ist ein erhöhtes Bedürfnis, alles zu organisieren und zu kontrollieren – sicherlich etwas recht deutsches…

13. Können Sie ein Restaurant/ Bar empfehlen?
La Nena, C/ Ramón y Cajal, 36
ein schönes Café in Gracia.

14. Was ist Ihr liebster Platz in Barcelona?
Plaza Virreina

15. Was vermissen Sie aus der Heimat?
Ich vermisse meine Familie und alten Freunde und deutsches Brot.


Das Gespräch wurde aufgezeichnet von

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