12.09.2016 - Rafa Heberling
Barcelona ist bekannt als innovatives Pflaster. Selbst auf der politischen oder wirtschaftlichen Ebene stets ein Motor, ob als Smart City oder über das Bemühen, einen nachhaltigen Tourismus zu steuern, statt - wie Venedig - daran zu ersticken. Die Stadtfeste - wie die aktuell wieder stattfindende Fiesta Mayor de Gràcia - mit kreativer Recycling Kunst, Verkehrs-Leitversuche, bei der die Smartphone App einem den Parkplatz schon mal zuteilt oder dem Lieferanten den Platz frei hält, Eine Wasserorgel ohne Lärm-Emissionen als Touristenmagnet... die Liste ist lang.
Traditionell bilden die schneidernden Künstler hier ein großes Kontingent der Kreativen. Klar findet man die großen Designer-Label mit den Michael Kors, Luis Vuitton, Gucci, Loewe und den ewig Verdächtigen am Passeig de Gràcia – und ein paar Kilometer weiter, am alten Hafen, auf den Decken ausgebreitet die Fälschungen dieser Uniform-Schneider für einen Bruchteil dessen, was die Geschäftsleute am Prachtboulevard für ein Vielfaches verkaufen. Die kleinen Local Designer, die oft aus der Schule Massanes (Barcelona) kommen, werden nicht kopiert. Dazu sind sie viel zu unbekannt, arbeiten dafür meist individueller und auch etwas authentischer für die Person, die diese Mode tragen wird.
Meist findet man die Designer in den alten Stadtvierteln verteilt, jenseits der ausgetretenen Touristenpfade, denn hier kann man sich die Geschäftsräume auch noch mit kleinem Budget leisten. Noch. Denn die Niedrigzins-Politik der Banken bläst die Immobilienspekulation aktuell wieder auf.
Die local Designer leben daher eher vom Internet-Verkauf, haben ihre Werkstätten und Show-Rooms dann in den verwinkelten Gassen der Altstadt Barcelonas (das Raval miteinbezogen).
Und es ist eine international besetzte Szene! Da gibt es den Schmuckdesigner Eugen Steier aus Kreuztal im Siegerland, der wirklich individuellen Schmuck auch für schmale Geldbeutel bietet oder den aus Kolumbien stammenden Couturier Freddy Gavira.
Er kam eines Tages mit einem Trupp Künstler nach Spanien. Damals noch als Gewandmeister. Danach hat er an der Modeschule in Mailand studiert, wurde Kostümbildner an der spanischen Hochschule in Madrid, doch Barcelona mit seinen Widersprüchen in Geographie und Gesellschaft bot ihm den kreativen Nährboden, den heutzutage vor allem die Opernsängerin Marta Mateu zu schätzen weiß: sie ist seine Stammkundin.
Man bemerkt an den Unikaten (es gibt bei ihm keine Serien, ausschliesslich Einzelstücke), die Freddy Gaviria fertigt, seine Liebe zur Oper. Auch ein wenig seine Bewunderung für den italienischen Barrock sowie die Klarheit der japanischen Architektur. Das scheint alles genauso widersprüchlich zu sein wie Barcelona selbst, die Stadt, die sich auch nicht entscheiden will, ob sie ein historisches Dorf, eine Großstadt, eine Gebirgsmetropole oder ein riesengroßes Ibiza sein will.
Wie ein Geisha Styling, vermischt mit venezianischem Barrock umspielen die Einzelstücke in flüssigen Linien die weiblichen Formen ihrer Trägerin . Man bemerkt die Stoff- genähte Geschichte der Kostüme des vorigen Jahrhunderts: die 20er Jahre, die mit ihrer Lässigkeit die Befreiung der Frauenkörper von der Korsett- Mode, mischt sie dazu noch mit der Farben- und Lebensfreude der Latinos und man kann sicher sein: dieses Kleid gibt es nur ein Mal auf der Welt! Dabei bleibt es noch erschwinglich. Solch ein Meisterwerk kostet etwa 400 Euro im Schnitt. Den Geisha-Style hat er als Überbleibsel eines weiteren Studienaufenthaltes in einer anderen Partnerstadt Kölns zu verdanken: Kyoto. Hier hat er es sich nicht nehmen lassen, im Jahr 2008 an der dortigen Hochschule für Kostümdesign ebenfalls zu studieren.
Dabei werden die Stücke direkt beim Kauf noch in allen Details an den Körper der neuen Besitzerin des Kleides angepasst. Auch nimmt er Bestellungen auf, kreiert Persönliches und verschickt es weltweit. Manche Kleider lassen sich auch auf links gedreht tragen: schon hat man 2 Design-Unikate zum Preis von einem!
Man findet ihn im Internet, auf Facebook und Twitter und auf der Plaça d‘en Marcus, 8. Der Laden klein und unauffällig. Meist erwischt man den Künstler hinter seinen Kleidern im liebevoll dekorierten Ambiente an seiner Nähmaschine.
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