UNI-SERIE: Teil 2 - Universidad Pontificia Comillas (UPC)

23.07.2008 - Ulrich Hofmann 

Der Name der Universität erzählt nur die halbe Wahrheit und führt regelmäßig in die Irre. Die der spanischen Geographie nicht mächtigen Ausländer denken, diese Uni habe etwas mit „Gänsefüßchen“ zu tun, viele Spanier wiederum denken an ein idyllisches Städtchen an der kantabrischen Küste, in dem sogar ein Palast von Gaudí steht. Doch beginnen wir zunächst mit dem Wahren.

In der Tat ist die Hochschule eine kirchliche (Pontificia) Universität, die 1890 durch Papst Leon XIII. auf Drängen der Jesuiten in Comillas gegründet wurde. Diese sind bis heute die Träger der privaten Universität und sorgen dafür, dass kirchliche Werte und Kultur nach wie vor an die zirka 8 000 Studenten weitergegeben werden.

In diesem Zusammenhang erklärt sich auch, dass es zunächst nur Fakultäten für Theologie und kanonisches Recht gab. 1977 öffnete man sich dann auch nicht-kirchlichen Studiengängen und kann seit 1968 auf dem im Norden Madrids gelegenen Campus Cantoblanco (nördlich der Universidad Autónoma) neben Priesteranwärtern auch Studenten der Humanwissenschaften, wie Philosophie oder Psychologie, sowie Auszubildende für Krankenpflege und Physiotherapie antreffen.

Mitten im Herzen Madrids, in Argüelles, liegen die Fakultäten, für welche die Comillas heute so bekannt ist und deren Namen geläufiger sind, als der Name der Mutteruniversität. Damit ist weniger die Übersetzerschule gemeint als die Fakultäten für Ingenieurswesen (ICAI) und Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (ICADE). Beide Institute gehörten ursprünglich nicht zur Universität, doch sind gerade sie ohne Zweifel für das Prestige und Selbstbewusstsein der Uni verantwortlich: „El Valor de la Excelencia“ (Der Wert der Exzellenz) ist das Leitthema der Comillas und dieser Wert lässt sich je nach Studiengang auf bis zu 9 000 Euro Studiengebühren im Jahr beziffern.

Eine Bürgschaft für die Exzellenz der Hochschule ist das Netzwerk an Ex-Alumni, welches von der Politik (z.B. José Bono, Rodrigo Rato) bis in die Vorstandszimmer der Wirtschaft (z.B. Fernando Conte von Iberia, Javier Benjumea von Acciona) reicht. Bemerkenswert ist zudem die Tatsache, dass ICADE/ICAI-Absolventen bei vielen Top-Arbeitgebern ganz oben auf der Wunschliste stehen.

Auch wenn natürlich auf die Stipendien hingewiesen werden muss, lässt sich nicht leugnen, dass an dem bekanntesten Vorurteil gegenüber ICADE und ICAI etwas dran ist. Ein Nest reicher Bonzenkinder, die ihr Leben zwischen La Moraleja, Calle Serrano, Pacha und – Anwesenheitspflicht sei dank – tagsüber in der Fakultät verbringen. Der Unterricht dort ist noch verschulter als an staatlichen Universitäten (ja, das ist möglich!), jedoch sorgen gerade in den Wirtschaftsstudiengängen Gastprofessoren aus der Praxis für frischen Wind.

Ein besonderer Studiengang an ICADE ist der E-4, dessen Studenten die Hälfte ihres Studiums im Ausland an einer der Partneruniversitäten verbringen, die einem gemeinsamen Lehrplan zugestimmt haben. Nach einigen Praktika in jedem Land und mit in- und ausländischen Diplomen in der Hand sind E-4 Absolventen schon nach vier Jahren Studium in internationalen Unternehmen gern gesehen. Die deutsche Partneruniversität der Comillas ist die European School of Business (ESB) Reutlingen. Wenn man dort zugelassen wird, muss man während des Studiums nur die in Deutschland anfallenden Studiengebühren zahlen: Zweimal 500 Euro statt 8 000 Euro im Jahr, echte Schwaben eben! Aber auch Erasmus-Studenten sind natürlich von der „Matricula“ befreit. Hinzuzufügen ist, dass man an Orten wie der Cafeteria, dem Copy-Shop oder der Buchhandlung keinesfalls Studentenpreise erwarten sollte!

Weitere Infos zur Uni, den 34 Studiengängen sowie den Master- und Doktorprogrammen unter www.upcomillas.es

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