NUTZWERT: Geldanlage in Krisenzeiten

17.11.2008 - Philipp Dyckerhoff 

Kaum zu glauben, aber wahr: Die Grundlagen der Geldanlagen haben sich auch in Krisenzeiten nicht verändert. Folgende Punkte sind immer (noch!) zu beachten: Bevor man Geld anlegt, sollte man sich zuerst darüber im Klaren sein, wie lange man das Geld nicht braucht! Der Anlagehorizont ist entscheidend für die sinnvolle Strukturierung einer Geldanlage.

Außerdem sollte man sich prüfen: Wie hoch ist die persönliche Risikobereitschaft? Kann man noch gut schlafen, wenn das Depot mal 20 Prozent oder auch mehr ins Minus gerutscht ist? Im Moment erleben wir extreme Zeiten an den Kapitalmärkten, die Kurseinbrüche sind erheblich. Kurz- bis mittelfristig stehen uns wahrscheinlich schwierige Zeiten bevor. Vieles spricht aber dafür, dass es langfristig wieder aufwärts geht.

Die Erfahrung zeigt eindeutig, dass der langfristige Anlageerfolg gar nicht entscheidend davon abhängt, ob man nun im besten Fonds oder nur in einem mittelmäßigen Fonds investiert ist. Er hängt viel mehr davon ab, wie gut die Diversifizierung eines Portfolios ist. Man sollte dabei möglichst in sich gegenläufig entwickelnde (gering korrelierende) Anlageformen investieren, um so das Risiko zu reduzieren.

Man kann in den verschiedensten Ebenen diversifizieren: geografisch, über unterschiedliche Anlageklassen (die klassischen sind Aktien, Renten, Immobilien, sinnvolle Ergänzungen sind Rohstoffe, (gute!) Hedgefonds, Unternehmensbeteiligungen, Währungen….) oder auch unterschiedliche Strategien kombinieren. Auch ein Darlehen sollte als Anlageklasse gesehen werden, es schützt gegen Inflation. Natürlich ist die Diversifizierung nicht statisch sondern muss regelmäßig überprüft und ggfs. angepasst werden.

Ganz wichtig ist das Risikomanagement. Viele sehen nur auf die (zu erwartende) Rendite, interessieren sich aber überhaupt nicht dafür, wie hoch das dafür eingegangene Risiko ist. Wie viel zusätzliches Risiko ist mir denn eine marginal höhere (erwartete!) Rendite wert? Man sollte nie vergessen, dass Rendite ein Preis für eingegangenes Risiko ist. Hohe Renditen können nur gegen hohes Risiko „eingekauft“ werden. Eine Argentinienanleihe, die 10 Zinsen zahlt, kann nicht „sicher“ sein, wie es vor Jahren viele Anleger glaubten. Ein anderes gutes Beispiel sind Fremdwährungsdarlehen, die lange Zeit sehr beliebt waren, weil man zum Beispiel in Yen ein Darlehen für ein halbes Prozent bekam (und noch bekommt). Ist lange gut gegangen, was dazu geführt hat, dass die Risiken immer weniger gesehen wurden.

Schließlich sind auf der Anlegerseite eine gewisse Bescheidenheit und ein gewisser Realismus wichtig. Dazu gehört auch ein realistisches Verhältnis zur meines Erachtens häufig übertriebenen Kostendiskussion. Eine gute Vermögensverwaltung kostet Geld. Das ist andererseits keine Garantie dafür, dass man zu jedem Zeitpunkt eine bessere Performance hat als die Märkte. Auf der Beraterseite sind eine offene Kommunikation und vor allem ein vernünftiges Management der Erwartungen des Anlegers wichtig.

Generell gilt, dass es derzeit viele Anomalien in den Märkten gibt. Gold zum Beispiel ist zuletzt wieder stark gefallen, obwohl die Nachfrage nach physischem Gold weiterhin sehr hoch ist und Gold ja immer in Krisenzeiten stärker nachgefragt wird. Der US Dollar hat eigentlich keinen konkreten Grund, in den letzten Wochen so stark zu steigen: die USA haben massive wirtschaftliche Probleme, sind Auslöser der Krise, sind ein Land mit enorm hoher Verschuldung. Die enormen Kursveränderungen in kürzester Zeit bei der Volkswagenaktie sind vielleicht das beste Beispiel für die Anomalien.

Emittentenrisiko: Die Bewertung des Emittenten bleibt im Vordergrund. Also nicht nur auf die höchsten Tagesgeldzinsen schauen, sondern prüfen, welche Bank dahinter steht. Die Einlagensicherung ist zwar verbessert worden. In Spanien liegt sie jetzt bei 100 000 Euro pro Bank und Anleger. In Deutschland wurde sogar eine umfassende Staatsgarantie für alle privaten Einlagen abgegeben. Bei ausländischen Banken sollte immer geprüft werden, inwiefern sie tatsächlich auch unter die Einlagensicherung fallen (Negativbeispiel: die isländische Kaupthing-Bank).

Zertifikate: Sie sind nicht generell schlecht. Aber Vorsicht bei komplexen Strukturen, die für den Anleger (und häufig auch für den Bankmitarbeiter) nicht zu verstehen sind. Außerdem haben Zertifikate ein Zusatzrisiko: es sind Schuldverschreibungen des Emittenten und damit bei Konkurs des Emittenten meist wertlos. Einen Hinweis auf die Stabilität eines Finanzinstituts bekommt man zum Beispiel hier

Fonds: hier gibt es – entgegen viel verbreiteter Meinung – kein Emittentenrisiko. Fonds sind so genanntes Sondervermögen bei den fondsverwaltenden Gesellschaften. Im Falle eines Konkurses gehören diese Gelder also nicht zur Konkursmasse. Gerade Aktienfonds „leiden“ natürlich unter der derzeitigen schlechten Entwicklung der Märkte.

Altersvorsorge: langfristige Sparverträge, häufig Lebensversicherungsmodelle. Die so genannten klassischen Lebens- oder Rentenversicherungen in Deutschland haben eine Garantierendite. Die Gelder sind daher im Allgemeinen sehr konservativ angelegt, also wenig in Aktien. Die Überschüsse dürften in den nächsten Jahren geringer ausfallen. Auch Riesterverträge haben immer eine Garantie (man erhält wenigstens seine eingezahlten Beiträge zurück). Die fondsgebundenen Anlagen (Lebensversicherungen, teilweise auch planes de pensiones in Spanien) leiden natürlich unter den fallenden Aktienmärkten. Da es sich aber meist um Sparpläne handelt, sind die Kaufkurse nun erheblich besser (s.o.). Auf keinen Fall sollte man seine langfristigen Altersvorsorgebausteine kündigen – damit würde man mit recht großer Sicherheit dann noch schlechter dastehen: Sparpläne sollte man sowieso NICHT unterbrechen, das gilt auch für planes de pensiones. Diese sind - auch bei jährlichen Zahlungen – letztlich auch Sparpläne. Bei Planes de Pensiones ist es eine Überlegung wert, auf monatliche Zahlung umzustellen.

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