NEWS: Spanien von Schuld befreit

13.06.2011 -  

Auch wenn die Hamburger Gesundheitsbehörden nun zugeben, dass der EHEC-Keim auf den spanischen Gurken nicht derselbe ist wie der der erkrankten Patienten: Spaniens Landwirtschaft ist bereits im Keller. Lidl, Aldi und Rewe haben kurzfristig komplett oder teilweise die Importe von spanischem Gemüse eingestellt. Hamburg hält zudem die Warnung aufrecht, keine Gurken und Tomaten zu essen, was die spanische Landwirtschaft, die 80 Prozent ihrer Bioware exportiert, weiter stark beeinträchtigt. Die Verluste werden von den Branchenverbänden bereits auf wöchentlich 200 Mio. Euro eingeschätzt.

"Ein Domino-Effekt", wie man bei Rewe zugibt, wo der Einfuhrstopp für spanische Tomaten und Gurken trotz der neuen Nachrichtenlage nicht aufgehoben wurde. Die Supermarktkette hat jedoch bisher gute Erfahrungen mit Spaniens Agrarprodukten gemacht und unterhält dort auch eine eigene Vertriebsgesellschaft: Campiña Verde in Cordoba, die auch mit dem bisher verdächtigten Betrieb Frunet zusammenarbeiten.

Deswegen haben die Deutschen jetzt auch ihre Testgesellschaft des Vertrauens, QS, in den Süden und durch Deutschland geschickt, um Proben von spanischem Gemüse zu entnehmen. Die über 200 Tests sind negativ verlaufen, es gibt keinen EHEC-Erreger in diesen Betrieben. Auch die von QS beauftragten Proben in der Nähe der Kooperative Costa de Almeria (Hortifruticola) haben nur negative Analyseergebnisse ergeben. Die Genossenschaft war ebenfalls in Verdacht geraten, an der Verbreitung des gefährlichen Darmkeims schuld zu sein.

Auch die Frunet-Betriebe wurden von Schuld freigesprochen, trotzdem ist der Ärger auf die Deutschen dort groß: "Der Imageschaden ist gar nicht mehr gut zu machen", heißt es dort. Der kleine Betrieb hatte sogar eine Kommunikationsagentur in Deutschland einschalten müssen, um der Flut von Medienanfragen Herr zu werden. Rechtsanwälte wurden engagiert, eine Entschädigungsklage wird in Betracht gezogen.

"Deutschland ruiniert unsere Bauern" titeln viele spanische Medien in diesen Tagen. Die Stimmung gegen die deutsche Regierung steigt. Die spanische Regierung fordert eine Entschädigung.

Die Vermutungen waren von Anfang an, an den Haaren herbeigezogen, glaubt man bei der Supermarktkette Rewe: "In Spanien gab es keinen Krankheitsfall und es hing alles an umgekippten Frunet-Paletten, die beim Umladen in Deutschland wahrscheinlich infiziert wurden", sagt Martin Eimer, Qualitätsverantwortlicher bei Campiña Verde. Viermal wurden die Gurken, nach Willem des BioHändlers Behnken in Hamburg ohne Plastikfolie verpackt, auf andere Laster verladen. Die Gartner Spedition aus Süddeutschland hat die identifizierte Ware in Achern bei dem Wettbewerber FLS am 15. Mai geladen.

Es wurde dann am 16. Mai an Behnken ausgeliefert. "Bei der Entladung ist eine Palette komplett umgefallen", teilt der Speditionschef Reiner Roß mit. Die defekten Kartons wurden auf Anweisung des Kundens nicht aussortiert und ins Kühllager der Firma gebracht. Auch Roß muss jetzt mit den Folgen der voreiligen Veurteilung der Spanier kämpfen: "Meine Verluste sind groß, ich hatte schon viele Behördenvertreter bei mir sitzen und mein Image ist erstmal trotz Unschuld geschädigt," sagt Roß wütend.

Stefanie Claudia Müller

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