WISSENSWERT: Barcelona: Jagd auf reiche Kreuzfahrer

12.08.2012 - A.Eisenführt / Arena 

Einst stachen gierige Männer in See, um als Piraten und Freibeuter andere Menschen um ihr Hab und Gut zu bringen. Diese Praxis hielt sich über viele Jahrhunderte rund um das Mittelmeer: davon zeugen die Wach-und Schutztürme an fast allen Küstenorten.

Inzwischen hat sich das Blatt gewendet, auch wenn die Uridee, nämlich andere um ihr Hab und Gut zu bringen, beibehalten wurde.

Heutzutage legen im Hafen von Barcelona und inzwischen auch schon in Palamos und Roses riesige Kreuzfahrtschiffe an, die Hunderte, ja Tausende von Passagieren in die Ortschaften strömen lassen, damit sie sich dem „shopping“ hingeben können. Diese Leute gehören zwangsläufig zur Bevölkerungsschicht mit gehobenem Einkommen, sonst könnten sie sich solche Luxusreisen nicht leisten. Das bedeutet für Langfinger und Taschendiebe ein gefundenes Fressen. Auch wenn manche der älteren Damen und Herren mit Rucksäckchen die Landebrücke heruntersteigen, gehen die potentiellen Diebe doch davon aus, dass die meisten eine Menge Bares bei sich tragen. Die Polizei von Barcelona beobachtet das Phänomen gehäufter Überfälle auf Passagiere an genau dem Ort, wo diese zum ersten Mal wieder festen Boden unter den Füssen spüren. Die gesamte Meute von Taschendieben im Stadtteil Ciutat Vella hat sich des neuen Phänomens bemächtigt: an einem einzigen Sommertag bis zu 30.000 Personen mehr in der Stadt: das verspricht automatisch fette Beute. Das Risiko, solche Passagiere zu berauben, ist deshalb noch geringer geworden, weil die meisten Betrogenen wegen der Kürze des Aufenthaltes in Barcelona gar nicht auf die Idee kommen, lange Wartezeiten in einem Polizeirevier zu verbringen, um Anzeige zu erstatten. Sie wissen sehr gut, dass eine Anzeige auch gar keinen Sinn hat, wenn man selbst schon einen Tag später viele Kilometer weiter im offenen Meer schwimmt.

Noch sind die Mehrzahl der Kreuzfahrttouristen Amerikaner, aber jedes Jahr kommen Menschen aus anderen Kontinenten hinzu.

Die Mossos d’Esquadra von Barcelona haben inzwischen eine Brigade von 15 Beamten unter dem wenig originellen Titel „operación crucero“ zusammengestellt, die die Überfälle auf Schiffspassagiere im Zaum halten sollen. Besonders im Blickfeld der Polizei sind dabei Fahrradfahrer mit marokkanischem Aussehen. Diese Männer pflegen das Diebesgut an sich zu reissen und dann schleunigst davonzufahren. Nicht wenige dieser radelnden Diebe verwenden dabei Bicing-Räder, die sie irgendwo entwendet haben, also doppelter Raub.

Barcelona hofft, in diesem Jahr 2,6 Millionen Kreuzfahrttouristen abzufertigen: Ob die 15 Polizisten der „operación crucero“ dagegen ankommen werden? Zweifel sind angebracht.

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