SERIE: Spanische Erfindungen

01.06.2009 - Clementine Kügler 

In Genf fand im April die weltweit größte Erfindermesse statt. Einem Spanier, der mit seinen beiden preisgekrönten Prototypen nach Barcelona zurückflog, wurde der Koffer von der Fluggesellschaft dermaßen ramponiert, dass an die Fortsetzung der Verhandlungen um die Kommerzialisierung seiner Erfindungen vorerst nicht zu denken ist.

Das scheint symptomatisch für viele spanische Erfindungen. Glaubt man dem Buch „Made in Spain“ von Juli Capella, dann geht die Mehrheit der vermeintlich spanischen Erfindungen zwar auf die Ideen spanischer Landsleute zurück, die Vollendung, Realisierung und die Patente lagen aber oft bei anderen Ländern.

Dabei beteiligen sich viele Frauen. Die Zeitschrift „Mujer hoy“ stellte im Januar vier Spanierinnen vor, die an so nützlichen Dinge wie sterilen Fläschchen und applizierbaren Leuchtstreifen für nächtliche Mopedfahrer arbeiten, und wies daraufhin, dass Spülmaschine, Scheibenwischer, Büstenhalter und Wegwerfwindeln auf internationale weibliche Initiativen zurückgehen.

Wir stellen im Rahmen der Serie einige Produkte vor, deren Erfolgsgeschichte eindeutig mit Spanien zu tun hat.

Minipimer

Der praktische Rührstab „Minipimer“ ist eine spanische Erfindung. Bei den amerikanischen Rührmaschinen war das Mixgefäß integriert und schwieriger zu reinigen. Gabriel Llulles entwickelte 1957 den handlichen Rührstab für die Firma Pimer (Pequeñas Industrias Mecánico-Electricas Reunidos), daher der Name „Minipimer“. 1962 kaufte übrigens die deutsche Firma Braun den spanischen Konzern Pimer auf. Das Gerät ist nicht nur in der Küche nützlich, sondern wird von Fachleuten auch gerne zum Mischen und Anrühren von Wandfarbe benutzt.

Fregona

Die „Fregona“, der Wischmopp am langen Stiel, steht im Ruf, der putzenden Frau zur aufrechten Stellung verholfen zu haben. Manuel Jalón Corominas (geboren in Logroño, lebt heute noch in Zaragoza) gilt als der Erfinder, obwohl er selbst sich nur als Weiterentwickler und Verbreiter des Mopps bezeichnet. Jalón war Luftfahrtingenieur und entdeckte bei seiner Ausbildung in den Vereinigten Staaten ein praktisches Utensil, um den Boden der Flugzeughallen zu säubern.

Mit Hilfe der amerikanischen Prototypen und französischer Patente entwickelte er 1956 die erste spanische Fregona, die damals stolze 395 Peseten kostete und schwer wog, da der Eimer zwei Rollen aus Eisen hatte, der Stiel aus Eichenholz und der Mopp aus schwerer Baumwolle waren. In seiner späteren leichteren Form eroberte das Arbeitsgerät ab 1964 schließlich ganz Europa und setzte sich in den Haushalten durch. Dazu gehörte auch der geschwungene Eimer mit dem Sieb zum Auswringen des Mopps. Der 1925 geborene Jalón hat außerdem die erste Einwegspritze erfunden und in Spanien davon 20 Milliarden Stück hergestellt.

U-Boot

Das U-Boot ist eine dieser Erfindungen, die ohne ihre spanischen Prototypen undenkbar wäre. Der aus Gerona stammende Narcís Monturiol, unter anderem Parlamentsabgeordneter, wollte eine versenkbare Kabine konstruieren, um Korallen in Cadaqués zu sammeln. 1859 ließ er im Hafen von Barcelona ein Tauchboot zu Wasser, das ein System zur Erzeugung von Sauerstoff im Inneren vorwegnahm, das später deutsche Ingenieure ausbauten. Das „Ictíneo“ wurde wie ein Fahrrad manuell betrieben und widerstand den starken Strömungen nicht. Der Versuch, es mit Wasserdampf zu bewegen, erhöhte die Innentemperatur der Kabine wie in einem Kochtopf.

Ein zweiter wichtigerer Versuch stammt von Isaac Peral aus Cartagena, einem Elektroingenieur des Heeres. Er entwickelte für die spanischen Regierung mehrere U-Boot-Typen für militärische Zwecke, die durchaus die wesentlichen Funktionen heutiger U-Boote erfüllten. Der 22 Meter lange Prototyp „El Peral“ wurde 1888 in San Fernando, in der Bucht von Cádiz, vom Stapel gelassen. Offenbar wurde Peral jedoch das Opfer politischer und wirtschaftlicher Intrigen, denn obwohl sein U-Boot funktionierte und die Marine somit in der Lage war, sich einem Feind unbemerkt unter Wasser anzunähern und mit Torpedos zu versenken, urteilte der Spanische Marinerat, es handele sich um ein kurioses Objekt ohne praktischen Sinn. Das U-Boot wurde nicht in Serie hergestellt, Perals weitere Projekte wurden boykottiert. Er starb 1895, erst 44 Jahre alt, nach einer Operation in Berlin. Seine Erfindung, „El Peral“, ist heute noch im Hafen von Cartagena zu besichtigen.

Tragschrauber, Vorläufer des Hubschraubers

Noch jünger als der Erfinder des ersten funktionierenden U-Bootes, verstarb Juan de la Cierva y Codorniú, der Erfinder des „Autogiros“, des Vorläufers des Hubschraubers. De la Cierva entwickelte mit viel Erfolg eine Art Propellerfluggerät, dessen Tragflächen ersetzt wurden durch drehbar gelagerte Rotorblätter auf dem Dach (wie beim Helikopter). Sie wurden vom Wind angetrieben (deshalb „Autogiro“). Beim späteren Hubschrauber wird der Rotor vom Motor in Bewegung gesetzt. Der Tragschrauber konnte noch nicht in der Luft stehen, war aber insofern sicherer, da er leicht schwebte und nicht herunterstürzte.

Der erste flugfähige Tragschrauber startete am 31. Januar 1923 am Flughafen Cuatro Vientos, in der Nähe von Madrid. Nach zwei Jahren der Forschung und Verbesserungen wanderte de la Cierva nach England aus. Dort hatte er mehr Möglichkeiten als im rückständigen Spanien, seine Erfindung zu kommerzialisieren. Er gründete Werke in seiner neuen Heimat, in den USA, in Deutschland (dort wurden die Tragschrauber als „Heuschrecken“ produziert) und Frankreich. Im Alter von 41 Jahren starb er ausgerechnet beim Absturz einer Linienmaschine in der Nähe von London. Heute sind die Tragschrauber unter Hobbypiloten beliebt, weil sie sehr viel günstiger sind und als Bausatz selbst konstruiert werden können.

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