SERIE: Die Franco-Zeit

26.05.2009 - Clementine Kügler 

Man darf die Diktatur des Generals Francisco Franco (1892-1975) nicht mit dem Faschismus in Deutschland gleichsetzen oder ihre Repression mit der lateinamerikanischer Militärdiktaturen. Doch harmlos war sie keineswegs. Bis zuletzt hat der „Caudillo von Gottes Gnaden“, wie er sich nennen ließ, Todesurteile vollstrecken lassen, die auf Gerichtsprozessen bar jeder rechtsstaatlichen Garantien basierten.

Gestorben ist der Diktator im Bett: im Alter von 83 Jahren und nach langer Krankheit. Die Übereinstimmung mit dem Todestag des Falange-Gründers José Antonio Primo de Rivera war wohl nicht ganz zufällig – beide sind im Valle de los Caídos bestattet und der 20. November ist nicht mehr so sehr wie früher, doch immer noch ein gefeierter Gedenktag bei der spanischen Rechten.

Nach dem Sieg der Nationalen Front über die Volksfront-Regierung und dem Ende des Bürgerkriegs am 1. April 1939 wurde der General Franco zum Chef der nationalspanischen Regierung und zum Generalísimus erklärt und regierte mit eiserner Hand. 500 000 Spanier befanden sich bereits im Exil oder flohen noch ins Ausland. Über hunderttausend Menschen erlagen den Repressionen der Bürgerkriegssieger: Erschossen und verscharrt, verhaftet und verhungert, gestorben an den Folgen mangelnder hygienischer und medizinischer Versorgung.

Die gesamte spanische Gesellschaft stand unter dem Druck des Regimes. Viele Familien waren gespalten. In den kinderreichen Familien war die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Söhne unter den „Roten“ und zwei unter den Franco-Anhängern befanden, wahrscheinlich. Wer nicht direkt Stellung bezog, hatte vielleicht eine ins Exil gegangene Verwandte und wurde dafür mit der Verweigerung beruflicher Beförderung bestraft.

Die Stützen des Regimes, Militär, Polizei, Einheitspartei, katholische Kirche, Großfinanz und Großgrundbesitzer, wurden von Franco ständig gegeneinander ausgespielt. Es ergibt sich das Bild eines unberechenbaren opportunistischen Despoten, der einen Personenkult betrieb und damit erfolgreich war, weil er niemandem traute.

Es gab von Franco ernannte Minister, aber keine Verfassung und keine Wahlen. In der Einheitspartei Movimiento Nacional wusste Franco ein möglichst breites Spektrum politischer Kräfte zu vereinen. Die berufsständische Zwangsgewerkschaft organisierte und kontrollierte die Arbeiter. Das Regime hatte keine Ideologie, die Partei wurde keine Massenbewegung, beim Volk herrschte zunehmend politische Apathie.

Die Bespitzelung (bekannt dafür waren die Pförtner in den Wohnblocks der Großstädte) war anfangs gefürchtet, wurde später hingenommen, die Zensur verbot alle ausländischen Einflüsse, die katholische Kirche verbreitete ihre alte Moral mit staatlicher Unterstützung. Dennoch weichte Mitte der 50er Jahre, als der Hunger nachließ und die Beseitigung der Bürgerkriegsschäden weitgehend abgeschlossen war, die Engstirnigkeit des Regimes langsam auf. Der Tourismus wurde als Wirtschaftszweig, als Alternative zur Landwirtschaft, erkannt. Von 35 000 Touristen zu Beginn der 50er Jahre zu sechs Millionen 1960 bzw. 33 Millionen 1972 entwickelte sich ein regelrechter Boom vor allem am Mittelmeer.

International anerkannt wurde das Franco-Regime zuerst durch ein Stützpunktabkommen mit den Vereinigten Staaten 1953. Im August folgte der Vatikan mit einem Konkordat. 1955 konnte Spanien wieder den Vereinten Nationen beitreten. Willy Brandt, der als Berichterstatter der Internationalen Brigaden im Bürgerkrieg die republikanischen Truppen begleitete, weihte 1967 den Parque de Berlin in Madrid ein.

Als eine Widerstandsgruppe gegen die Schergen des Frankismus entstand die baskische ETA, die in ihren ersten Attentaten 1973 den erzfrankistischen Regierungschef Luis Carrero Blanco tötete, womit der designierte Nachfolger Francos ausgeschaltet war. Das mag entscheidend für einen demokratischen Übergang Spaniens gewesen sein, doch entwickelte sich die ETA mit ihren Unabhängigkeitsforderungen für das Baskenland ausgerechnet zur Geißel dieser spanischen Demokratie.

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