INTERVIEW: Bina Daigeler – Kostümbildnerin

08.03.2010 -  

Die 1965 in München geborene Kostümbildnerin Bina Daigeler lebt seit über 20 Jahren in Madrid und arbeitet bei internationalen Filmprojekten. Sie wurde mehrmals für den Goya nominiert und hat letzte Woche den Katalanischen Kinopreis für den deutsch/spanisch/französischen Film „Die Frauen des Anarchisten“ erhalten.

Du hast deine Ausbildung in München gemacht?
Ich habe eine Schneiderlehre gemacht bei einem Kostümverleih. Dabei habe ich die Filmbranche kennengelernt. Ich habe in den 80er Jahren als Garderobiere bei einer Kinderserie angefangen und danach unter anderem bei der Serie „ Anna“ als Kostümassistentin gearbeitet.

Was hat dich nach Spanien gebracht?
Die Lust ins Ausland zu gehen und „la movida madrileña“. Mich haben die Filme Almodóvars begeistert. Anfangs habe ich in Deutschland gearbeitet und in Madrid gelebt, es war schwer Fuß zu fassen in der spanischen Kinobranche. Das erste spanische Projekt war dann als Kostümassistentin für „1492“ von Ridley Scott. Mein erster Film als Kostümbildnerin war „Airbag“, ein Roadmovie, einer der erfolgreichsten spanischen Kinofilme – übrigens koproduziert von Adrian Lipp. Später kam dann eine Zusammenarbeit mit Almodovar für „Todo sobre mi madre“ und „Volver“, „Princesas“ von Fernando León, internationale Projekte wie die beiden „Ché“-Filme von Steven Soderbergh, „Imagine Argentina“ mit Antonio Banderas und Emma Thomson und zwischen kommerziellen Filmen immer auch Lowbudget-Projekte wie „The limits of control“, den Jim Jarmush in Madrid und Südspanien gedreht hat.

Haben dir deine Sprachen geholfen, hier in Spanien in internationalen Produktionen zu arbeiten und dir so einen Namen machen zu können?
Ja, es ist auf jeden Fall ein Vorteil, Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch zu sprechen und Katalanisch, Portugiesisch, Italienisch zumindest zu verstehen.

Du hast auch in Barcelona gearbeitet in katalanisch-spanischen Produktionen. Was hälst du von der möglichen Verschärfung des katalanischen Kinogesetzes?
Mir persönlich gefallen Filme im Original mit Untertiteln besser, Tonfall und Duktus gehören doch zum Film wie die Musik oder eben die Kostüme. Katalanisch als Filmsprache kann sich kommerziell nicht rechnen.

Was rätst du jungen Leuten, die Kostümbildner werden wollen?
Ich bevorzuge den Einstieg über die praktische Seite, eine Schneiderlehre z.B. Das gehört in Spanien nicht unbedingt dazu, aber in Deutschland schon. Damit erwirbt man ein Fachwissen für Anfertigungen, das gerade für historische Filme sehr hilfreich ist.

Gibt es wesentliche Unterschiede in Deutschland oder hier zu arbeiten?
Jeder Film ist seine eigene Welt. Das Grundgeschäft ist international relativ gleich. Der Umgang miteinander ist anders, der Rhythmus. Die Spanier haben beispielsweise eine andere Mentalität als etwa die Amerikaner. Die Amerikaner drehen auch samstags noch 12 Stunden, die Spanier kämpfen für die 5-Tage-Woche. Diese Forderung habe ich als Vorstandsmitglied der Gewerkschaft für Audiovisuelle Techniker und Filmleute (TACE) auch unterstützt. Warum sollen Filmleute kein Familienleben haben? Es gibt Filme, da geht das nicht, aber man muss die Sechs-Tage-Woche nicht generalisieren, das Familienleben leidet sehr darunter. Da die Gehälter in Spanien niedriger sind, hat es auch finanziell keinen Reiz.

Du bist mit einem Spanier verheiratet, ihr habt zwei Kinder. Wachsen die zweisprachig auf?
Sie gehen auf eine spanische Schule und sprechen Deutsch mit spanischem Akzent und nicht perfekt, aber sie haben Kontakt zu ihrer deutschen Familie und lernen beide Welten kennen. Wir hatten insgesamt zehn deutsche Au-pairs, was uns großen Spaß gemacht hat. Wir hatten großes Glück mit allen und die Kinder haben, wenn ich wegen Dreharbeiten auf Reisen war, immer auch mit deutschen Gewohnheiten zu tun gehabt.

Vermisst du etwas in Spanien?
Manchmal eine deutsche Freundin.

Was schätzt du besonders hier?
Den Schinken! (lacht sich kaputt) Das spanische Temperament, die Lebensfreude…

www.binadaigeler.com

Das Gespräch führte Clementine Kügler

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