HINTERGRUND: „Mit Unicef haben wir zwei Europa-Cups gewonnen!“

14.06.2010 - Fundraiser/ Barcelona für Deutsche 

Sie kommen gerade von einer Reise für den FC Barcelona nach Argentinien zurück. Wie lief es dort und worum ging es?

Wir haben in einer sehr armen Region im Norden, an der Grenze zu Bolivien, ein neues Projekt initiiert. Ich war dort, weil wir so viele Orte wie möglich erreichen wollen, an denen es Jungen und Mädchen gibt, die die Unterstützung der Stiftung des FC Barcelona brauchen.

Handelt es sich dabei um ein Projekt, das mit der Zusammenarbeit mit Unicef vergleichbar ist?

Nein. Wir haben eigene Projekte, die vom Team der Stiftung selbst geschaffen wurden und aus der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wie Unicef, Unesco und Acnur entstanden sind. Xics ist das Wichtigste davon, was auf Katalanisch so viel heißt wie „kleiner Junge“. Hier unterstützen wir auf globale und vielschichtige Weise benachteiligte Jungen und Mädchen.

Sie selbst sind Medizinerin mit dem Schwerpunkt öffentliches Gesundheitswesen und kennen die Probleme in Lateinamerika sowie Afrika. Ist das der Grund dafür, dass der FC Barcelona Unicef speziell mit dem Fokus auf HIV und Aids unterstützt?


Ich war von Anfang an bei den Diskussionen mit Unicef dabei. Da wir uns dazu verpflichtet haben, 1,5 Millionen Euro im Jahr an Unicef zu spenden, mussten wir entscheiden, welche Projekte wir fördern. Unicef schlug zu Beginn vor, Brunnenketten zu bauen.
Wasser ist sicher ein wichtiges Thema und muss deswegen immer ein Bestandteil sein. Wenn es aber „nur“ um Wasser geht, hat das eine geringe Wirkung. Deswegen wollten wir als Modell für Unicef die umfassende Idee der Xics aufgreifen: Eine Kombination aus den Bereichen Ernährung, Bildung, Trinkwasser, Gesundheit, Gleichberechtigung und Sport. Nur diesmal mit dem Fokus auf HIV-betroffene Kinder.
Wir wählten dazu das südafrikanische Swaziland, wo es eine der größten Zahlen an HIV-Betroffenen gibt. All die erwähnten Komponenten vereinen wir hier mit dem Sport, um Gemeindezentren zu schaffen, in denen Nachbarn und die Gemeinschaft den Kindern dabei helfen, dass sie Bildung, gute Ernährung und medizinische Versorgung erfahren.

Kam es durch persönliche Kontakte zu der Unterstützung des FC Barcelonas?

Wir hatten schon seit einigen Jahren eine kleine Zusammenarbeit mit Unicef Cataluña. Zu dieser Zeit gab es auch Diskussionen darüber, ein nicht-kommerzielles Logo auf den Trikots des FC Barcelona zu tragen – so was gab es in der 107-jährigen Vereinsgeschichte noch nie. Es wurde also darüber diskutiert, 20 Millionen Euro pro Jahr abzulehnen, um ein gemeinnütziges Logo zu tragen. Man wertete aus und stellte fest, dass Unicef eine der Organisationen ist, die weltweit arbeitet und, unabhängig von den Regierungen vor Ort, den Kindern hilft. Es war also in erster Linie ihr Engagement und ihre politische Unabhängigkeit, wegen der wir uns für sie entschieden haben.
Der Präsident Laporta, der die Entscheidung getroffen hatte, kontaktierte zuerst Unicef in Katalonien. Doch wollten wir eine internationale Zusammenarbeit und kamen später zu Unicef in Genf und New York.

Welche Erfahrungen und Vorteile haben Sie bislang durch diese Zusammenarbeit gesammelt?

Zu Beginn war die Zusammenarbeit schwierig, da wir uns nicht kannten und es in einer Organisation der UNO viele bürokratische Hürden zu überwinden gilt. Nun, nachdem einige Jahre vergangen sind, sind wir aber sehr agil. Wir wissen, wie das Gegenüber reagiert und kennen unsere Arbeitsabläufe. Die Kommunikation ist dadurch sehr viel flüssiger. Zudem konnten wir für längere Zeit den Erfolg unserer Arbeit in Form sozialer Fortschritte sehen.
Die Vorteile, die der Verein hieraus gezogen hat, sind nicht zu leugnen. Mit dem Logo von Unicef wird der FC Barcelona als Marke höher geschätzt und hat sich in den „Club der Kinder“ verwandelt. Diese Image-Verbesserung wäre auf anderem Weg sehr kostspielig geworden.

Hatte die Unicef-Affäre in diesem Zusammenhang Folgen für die Partnerschaft?

Nein. Wir wissen, was mit jedem Euro passiert, den Barça an Unicef gibt. In dieser Hinsicht sind wir also ganz gelassen und haben zudem eine sehr transparente Beziehung. Schließlich sind wir auch vor Ort und sehen, was mit unserer Zuwendung geschieht. Seit dem ersten Tag arbeitet Unicef transparent und konkretisiert exakt die Ausgaben. Wir haben also kein Problem und zweifeln auch nicht an der Amtsausführung, welche Unicef mit den Mitteln von Barça begeht.

Die Verträge mit der Organisation laufen im Jahr 2011 aus. Soll die Zusammenarbeit danach weiter gehen?


Ich weiß es nicht, erwarte es aber schon. Trotzdem: Am 13. Juni gibt es Vereins-Wahlen. Dann wird es einen neuen Präsidenten und einen neuen Vorstand geben, da Herr Laporta seine zwei Mandate bereits aufgebraucht hat. Der neue Präsident muss dann über dieses Thema entscheiden.
In jedem Fall war es aber ein sehr positives Verhältnis für beide Seiten. Es war eine Innovation in der Welt des Sponsoring und diese dient als Fallstudie in vielen Wirtschaftsschulen. Ich hoffe, dass der neue Vorstand das auf die selbe positive Weise sieht.

2010 war Barça einmal mehr ins Halbfinale der Championsleague gekommen und auch nun hat der Verein gute Chancen für die spanischen Meisterschaften. Glauben Sie, dass das Unicef-Logo Glück bringt?

Seit wir das Unicef-Logo tragen, haben wir immerhin zwei Europa-Cups und einige Ligen gewonnen. Ob es uns wirklich Glück bringt? Ich glaube schon und zumindest fühlen sich die Spieler einzigartig, anders, stolz und besser im Vergleich zu den anderen. Das hilft sicher uns allen.

Welche Tipps geben Sie den Lesern, die eine ähnliches Beziehung aufbauen wollen?


An erster Stelle ist es wichtig, tatsächlich an die gesellschaftliche Verantwortung zu glauben und sich einzusetzen. Nicht nur wegen der Image-Vorteile. Hinter diesem Projekt stehen Leute, die glauben, der Verein müsse sich bei der Gesellschaft für das revanchieren, was sie dem Verein über so viele Jahre gegeben hat.
Zweitens braucht es Profis, um diese Aufgabe zu meistern. Und Drittens würde ich sagen, dass es nötig ist, seine Ziel so zu verfolgen, dass es nicht nur um das Image geht, sondern um die tatsächlichen Ergebnisse der Projekte.
Wenn man nichts zu verstecken hat, kann man jeder Kritik standhalten. So transparent und einfach ist das.

Weitere Infos unter:
Das Originalinterview in spanischer Sprache kann hier heruntergeladen werden.

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